Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch
alle ranghohe Offiziere waren – allerdings aus verschiedenen Ländern. Einer sah südamerikanisch aus. Zwei weitere waren offensichtlich Engländer, wie ihre marineblauen Jacken mit den goldenen Streifen an den Ärmeln und die Kronen auf ihren Mützen bewiesen. Außerdem waren da noch zwei ernst dreinblickende Frauen und ein älterer Mann im Anzug, der aussah wie ein Universitätsprofessor.
Der Commander hatte sich angehört, was Richard sagte, und schüttelte nun langsam und nachdenklich den Kopf. Er zeigte keinerlei Regung. Matt merkte, dass sich der Offizier große Mühe gab, nicht beeindruckt zu sein. „Haben sie irgendwelche Vorräte dabei?“, wollte er wissen, was eine komische und irgendwie sinnlose Frage war. Er hatte sie auch nicht an Matt gerichtet, als wäre der ohnehin nicht in der Lage, sie zu beantworten.
„Nein, Sir“, sagte Greyson. Er hatte seine Kapuze abgestreift und darunter waren ein kurzer Militärhaarschnitt, blaue Augen und Sommersprossen zum Vorschein gekommen. Er sah aus, als wäre er nicht viel älter als Matt. „Sie haben ein wenig Treibstoff und Alkohol, sonst nichts. Wir hatten aber noch keine Gelegenheit, ihr Flugzeug zu durchsuchen.“
Matt fühlte sich immer unbehaglicher. Welches Recht hatten diese Leute, ihr Flugzeug zu durchsuchen – und wer hatte ihnen überhaupt das Kommando erteilt? Aber vielleicht zog er voreilige Schlüsse. Der sogenannten Weltarmee gehörten bestimmt zwei- oder dreitausend Personen an und irgendjemand musste die Befehlsgewalt haben. Ein hoher Offizier der Marine oder der Army war da eine logische Wahl. Außerdem war jetzt nicht der richtige Augenblick für Diskussionen. Matt wollte mit Richard und Scarlett allein sein. Er musste wissen, was los war.
„Es war eine Legacy, richtig?“, fragte der Commander.
„Eine Legacy 600, Sir.“
„Sehr gut. Wir können ein paar Leute aus den Zelten nehmen und sie an Bord unterbringen. Es ist zu kalt, um draußen zu kampieren, und wir haben immer noch Frauen und Kinder, die nicht wissen, wohin sie sollen. Kümmern Sie sich darum, Greyson.“
„Ja, Sir.“
Der Commander wandte sich wieder Matt zu, und obwohl er immer noch nicht lächelte, wirkte er zumindest etwas freundlicher, als er ihm nun die Hand hinstreckte. „Freut mich, dich kennenzulernen, Matthew. Mr Cole hat mir viel von dir erzählt. Von Ihnen auch, Mr Lohan. Ich schätze, unter normalen Umständen hätten wir uns nicht viel zu sagen, aber jetzt stehen die Dinge wohl anders. Mein Name ist David Cain, Kommandant der US Pole Star und, wie es aussieht, auch der Oberbefehlshaber der Weltarmee. Wir haben viel zu besprechen, aber ich nehme an, dass Sie zunächst eine Weile unter sich sein möchten. Wir wollten unser Meeting ohnehin gerade beenden.“
Er sah auf seine Uhr, einen großen Klotz aus rostfreiem Stahl an einem massiven Handgelenk.
„Es ist fünfzehn-null-null, fast Zeit zum Abendessen. Wir essen nicht gemeinsam, sorgen aber dafür, dass genug für alle da ist. Und wir gehen hier zeitig schlafen. Es ist schwer genug, bei diesem permanenten Tageslicht ausreichend Schlaf zu bekommen. Haben Sie die Wachen eingeteilt, Greyson?“
„Ja, Sir“, antwortete Greyson zackig.
„Gut. Ich schlage vor, dass wir uns um null-sechs-null-null zur Einsatzbesprechung treffen. Die Tatsache, dass du hier bist, Matthew, ändert einiges – und ich muss zugeben, dass das Timing nicht besser sein könnte. Meine Männer werden dich zum Airbus begleiten, während wir uns die Legacy ansehen. Ist das in Ordnung für dich?“
„Wie Sie meinen“, antwortete Matt. Er war nicht sicher, ob er noch ein „Sir“ anhängen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
„Ich bin froh, dass du hier bist“, sagte Cain.
Er wendete sich ab, kehrte zum Tisch zurück und konzentrierte sich wieder auf die Dokumente, die er gelesen hatte, als Matt ankam. Die anderen Offiziere und ihre Mitarbeiter wären wohl gern bei Matt geblieben, kehrten aber zögernd zu Cain zurück. Lieutenant Greyson und seine Männer warteten an der Seite.
„Gehen wir“, murmelte Richard.
Sie verließen das Zelt.
Richard und Scarlett hatten eingewilligt, den Airbus mit anderen zu teilen, und das untere Stockwerk Leuten überlassen, denen es auf den Booten zu eng war oder die die unruhige See nicht ertragen konnten. Es waren ungefähr hundert Personen, deren Feldbetten den gesamten Rumpf ausfüllten – vorwiegend Europäer jeden Alters: Franzosen, Deutsche und Italiener. Wie Cain erwähnt
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