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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Glatze, der eben hastig den Saal betrat, rückte sorgfältig seine Brille zurecht.
    »Wieso hast du so lange gebraucht?« fragte Thomas Jefferson. »Schwierigkeiten gehabt?«
    »Keine Schwierigkeiten«, antwortete Benjamin Franklin.
    »Sie haben keinen blassen Dunst, und die Gags klappen alle.
    Es ist nur die Brille – die Gläser verzerren alles. Ich hatte vergessen, daß ich sie tragen muß.«
    »Kannst du sie nicht weglassen?«
    »Nein. Das könnte Mißtrauen erregen.« Franklin betrachtete die anderen über den Rand der Brille hinweg. »Sie werden ohnehin Verdacht schöpfen, wenn ihr euch nicht an das haltet, was ich euch sage.« Er sah sich in dem Raum um. »Wie spät ist es?«
    Thomas Jefferson schob die Spitzen seines Ärmels hoch und blickte auf seine Armbanduhr.
    »Sieben Uhr dreißig«, verkündete er.
    »Bist du sicher?«
    »Ich hab’ mir noch rasch die genaue Zeit von der Western Union geben lassen.«
    »Die Western Union interessiert hier nicht. Steck lieber das Ding jetzt in die Tasche. Genau solches Zeug ist es, das uns in Schwierigkeiten bringen kann.«
    »Schwierigkeiten!« stöhnte John Hancock. »Diese Schuhe bringen mich um. Die haben ja nicht mal annähernd meine Größe.«
    »Trag sie und halt den Mund«, sagte Benjamin Franklin.
    »Ich hoffe wenigstens, daß du nicht vergessen hast, dich zu rasieren. Das wäre eine feine Bescherung – der Präsident des Kongresses erscheint unrasiert zum größten Tag in unserer 137

    Geschichte.«
    »Ich hab’s vergessen. Und außerdem gab es keine Steckdosen für meinen elektrischen Rasierapparat.«
    »Na, jetzt können wir es nicht mehr ändern. Die Hauptsache ist jetzt, daß ihr Ruhe bewahrt und genau wißt, was ihr zu tun habt. Mr. Jefferson, haben Sie die Erklärung?«
    Niemand antwortete. Franklin ging auf den großen Mann mit der Perücke zu. »Jefferson, ich spreche mit Ihnen.«
    »Oh, ich hatte vergessen …« Der Große lächelte dümmlich.
    »Du solltest lieber nichts vergessen. Also – hast du sie?«
    »Hier, in meiner Tasche.«
    »Hol sie heraus. Wir müssen gleich unterschreiben, ehe irgendwelche andere Leute auftauchen. Ich nehme an, sie werden so gegen acht Uhr hier eintrudeln.«
    Acht?« seufzte Jefferson. »Soll das heißen, daß die hier so früh zu arbeiten anfangen?«
    »Unsere Freunde im hinteren Zimmer haben ausgesehen, als hätten sie die ganze Nacht gearbeitet«, erinnerte ihn Franklin.
    »Haben die denn noch nie was von gewerkschaftlich festgelegter Arbeitszeit gehört?«
    »Nein. Und du solltest so etwas auch überhaupt nicht erwähnen.« Franklin musterte seine Freunde ernst. »Das gilt für euch alle. Haltet eure Zunge im Zaum. Wir können uns keinen Ausrutscher erlauben.«
    »Das sagst du mir?« Charles Thomson nahm das Pergament von Thomas Jefferson entgegen und entfaltete es.
    »Sei vorsichtig damit«, warnte ihn Franklin.
    »Reg dich ab, ja? Ich will mir’s bloß mal ansehen«, antwortete Thomson. »Schließlich hab ich das Ding ja noch nie gesehen.« Neugierig betrachtete er das Manuskript. »He, schaut euch bloß mal diese komische Handschrift an. Sieht aus wie gedruckt.«
    Er breitete die Deklaration auf dem Tisch aus, beugte sich darüber und begann vor sich hinzumurmeln.

    138

    »Sollte es im Laufe der menschlichen Entwicklung sich für ein Volk als notwendig erweisen, die politischen Bande zu lösen, die es mit einem anderen verbunden hatten und unter den Mächten der Erde … Was ist denn das überhaupt für ein komisches Gewäsch? Warum können denn die Burschen nicht ein anständiges Englisch schreiben?«
    »Macht nichts.« Benjamin Franklin nahm ihm das Pergament weg und begab sich zu einem Schreibtisch. »Ich werde es gleich redigieren.« Er kramte in der Schublade herum, bis er ein neues Pergament und eine Feder hatte. »Ich fürchte, diese Art Handschrift kann ich nicht nachmachen, aber das kann ich dem Kongreß ja leicht erklären. Ich werde ihnen sagen, daß Jefferson sich in letzter Minute zu einigen Änderungen entschlossen hat. Und daß es geeilt hat. Das ist nicht mal eine Lüge.«
    Er beugte sich über das Pergament und studierte die Deklaration.
    »Den Stil muß ich beibehalten«, sagte er. »Sehr wichtig.
    Aber die Hauptsache ist, daß ich die Bedingungen noch ergänze.«
    »Wann kriegen wir denn endlich was zu essen?« fragte John Hancock. »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Das hat Zeit«, schnappte Jefferson. »Und jetzt sei endlich still und laß den Jungen arbeiten. Das ist schließlich das

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