Horror Cocktail
erkannte sie ihre Umgebung; das große Schlafzimmer in der großen Suite des großen Hotels. Und sie erkannte den kleinen Mann, der am Fuß ihres Bettes stand. Als sie sah, daß er sie anstarrte, fiel ihr ein, daß sie vergessen hatte, zu lächeln.
Kunstvoll nachlässig ließ sie, während sie gähnte, die Decke weggleiten und streckte sich dann. Nun rutschte die Decke vollends weg. Lani wartete auf seine Reaktion. Zu ihrem Erstaunen runzelte er die Stirn.
»Bitte, meine Liebe«, sagte er, »bedecke dich.«
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Lani schüttelte ihr Haar aus. »Was ist los, Süßer?« schnurrte sie. »Gefällt dir nicht, was du siehst?«
»Nur – in meinem Land pflegen sich die Frauen nicht…«
»Dein Land ist jetzt egal.« Lani streckte die Arme nach ihm aus. »Jetzt bist du hier.«
Der Prinz schüttelte den Kopf.
»Es ist schon Nachmittag«, sagte er.
»Was hat das damit zu tun?«
»Ich hatte angenommen, du seist hungrig.«
Lani richtete sich auf. »Wirst du mich zum Essen ausführen?«
»Das Mittagessen wird hier serviert werden«, bedeutete ihr der Prinz. »Es ist bereits bestellt und unterwegs.«
»Dann beeile ich mich besser mit dem Anziehen.« Lani sprang aus dem Bett. »Hier, Liebling, möchtest du mir nicht meine Sachen rasch herüberreichen …«
Aber der Prinz schien sie nicht zu hören. Er war bereits dabei, den Raum zu verlassen. Lani zuckte die Schultern. Der Prinz war wirklich ein seltsamer Mensch. Sie mußte Gibson alles erzählen, sobald sie ihn wiedersah. Eigentlich sollte sie ihn ja gleich anrufen und ihm erklären, weshalb sie sich verspäten würde.
Sie machte das Telefon ausfindig. Es stand gleich neben dem Bett. Gerade als sie den Hörer aufnehmen wollte, entdeckte sie den Umschlag, auf dem ihr Name stand. Er enthielt wieder eine seiner Karten, und unter der Karte befand sich ein grüner Stein.
Lani nahm ihn heraus und betrachtete ihn. Ein Smaragd.
Zweimal so groß wie der Rubin am Abend vorher. Zuerst starrte sie den Stein an und dann das Telefon. Schließlich schüttelte sie den Kopf. Gibson würde warten müssen.
Natürlich hatte sie vor, ihm alles zu sagen, aber er mußte sich jetzt gedulden …
Gibson wartete über eine Woche lang, ehe Lani wieder zu ihm 129
kam. Es war in seinem Studio. Gibsons Appartement befand sich in den hinteren Räumen des Unternehmens, und dort fand ihn Lani.
»Ich kann nur eine Minute bleiben, Liebling«, sagte Lani zu ihm.
»Komm mir nicht noch einmal mit dem Quatsch von einer Minute«, schmollte er. »Und den Liebling kannst du dir auch schenken. Was in aller Welt war mit dir los?«
»Es ist einfach phantastisch«, seufzte Lani. »Erinnerst du dich an den Rubin? Nun, am nächsten Morgen war es ein Smaragd, dann ein Diamant und am dritten Tag eine Perlen-kette. Dann war es ein Jade-Armband und gestern ein Türkis-clip. Ich schwöre dir, ich weiß nicht, wie er es fertiggebracht hat, denn wir haben die Suite praktisch die ganze Woche über nicht verlassen. Er hat alle Mahlzeiten heraufschicken lassen, und von seinen Leuten hat mich nie jemand zu Gesicht bekommen. Es ist wie in Tausendundeine Nacht…«
Gibson rollte die Augen. »Ich nehme an, auch dieses Kleid stammt aus Tausendundeine Nacht. Woher hast du denn dieses scheußliche Ding? Das geht dir ja bis zum Kinn!«
»Er hat es für mich machen lassen. Eine komplette Garderobe in dieser Art. Er sagt, in seinem Land seien die Frauen bescheiden. Eine Frau würde es zum Beispiel niemals wagen, sich vor ihrem Mann auszuziehen…
»So«, sagte Gibson.
Lani legte ihre Hand auf den Mund. »Ich wollte dir das alles nicht so sagen«, sagte sie. »Ehrlich, das wollte ich nicht. Aber er fliegt morgen zurück und … Wie du sagtest, er schwimmt in Geld. Er ist wirklich einer der reichsten Männer der Welt. Ich werde ein Vermögen besitzen …
»Das alte Lied der Liebe«, murmelte Gibson.
»Na schön, ich liebe ihn nicht. Alles kann man nicht haben.«
Gibsons Augen verengten sich. »Du kannst nicht alles haben«, sagte er. »Nicht alles, was du willst.«
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»Ich sage dir, mir ist die Liebe egal. Männer bedeuten mir überhaupt nichts, nicht in dieser Beziehung. Aber Geld …«
»Du willst auch kein Geld«, murmelte Gibson. »Nicht wirklich.« Er ging zum Schreibtisch in der Ecke seines Studios und kam mit einem Blatt Papier in der Hand zurück. »Das ist es, was du willst«, sagte er. »Hier, sieh es dir an.«
»Oh, das ist mein Bild! Auf der Titelseite! Und hier eine Beilage – und die
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