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Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Titel: Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Kommissar, wenn ich gewusst hätte, was passiert, hätte ich auch mehr gefragt. Aber wir haben einfach nur telefoniert. Wie man das eben so macht! Scheiße, wir haben noch dumme Witze gerissen.«
    »Ihnen gilt mein Mitgefühl, das versichere ich, aber ich muss noch einige Fragen stellen. Das verstehen Sie doch bestimmt?«
    Ein zaghaftes Nicken.
    »Bitte setzen Sie sich wieder, Frank. Zurück zu dem Telefonat. Hat Ihre Freundin nicht einmal ansatzweise angedeutet, wie sie den Tag zuvor verbracht hat? Sie war auf der Arbeit, das wissen wir inzwischen, doch sie ging schon gegen sechzehn Uhr in den Feierabend. Heute hingegen hätte sie die Nachmittagsschicht übernommen.« Manchmal half es, bekannte Fakten aufzulisten, damit sich Zeugen – wenn man Frank in diesem Fall so bezeichnen wollte – erinnern konnten.
    »Gar nichts! Sie wirkte am Anfang so abwesend. Erst als wir dumme Bemerkungen machten, taute sie ein bisschen auf.«
    »Dumme Bemerkungen?«, fragte Wichter, mehr aus Routine als aus Interesse. Sein Blick schweifte durch die Wohnung. »Was meinen Sie damit?«
    In der Ecke thronte auf einem Schreibtisch ein altertümlicher Computerbildschirm, ein breiter, kastenähnlicher Klotz. Davor lag eine Tastatur wie hingeworfen, neben der sich Berge von Blättern und Briefen stapelten. Und lugte da nicht ein Kontoauszug hervor?
    Noch ehe Frank antwortete, ahnte Wichter, dass die letzte Frage ein Fehler gewesen war.
    Wie recht er damit hatte.
    »Na ja, wir …« Müller stotterte. »Also, sexuelle Andeutungen. Eine Art erotisches …«
    »Schon gut«, unterbrach Wichter. Er hatte keine Lust, sich die pikanten Details von Müllers Telefonsex-Gewohnheiten anhören zu müssen. Erst recht nicht, wenn einer der beiden Partner inzwischen bleich und tot im Leichenschauhaus lag und er sich darum kümmern musste, dass der offensichtlich durchgeknallte Killer hinter Schloss und Riegel kam.
    Wichters bescheidener Meinung nach hätte dieser Psychopath ohnehin die Giftspritze verdient, oder noch besser, den elektrischen Stuhl. Manchmal bedauerte er, dass er sich in Deutschland durch seine Fälle quälen musste und nicht einer der knallharten Cops aus den amerikanischen TV-Serien sein konnte. Aber immerhin hatte es ihn nach Frankfurt verschlagen und nicht wie seinen Vater in dieses Kaff in der tiefsten Pfalz, wo er seine Tage damit verbrachte, auf die bald anstehende Pensionierung zu warten und in der Polizeidienststelle an der Autobahnausfahrt Däumchen zu drehen. Er hatte es gar nicht übel getroffen als jüngster Spross einer Polizistenfamilie in vierter Generation. Sein Gehaltszettel fiel höher aus als der seines Vaters, und seit drei Wochen verschleuderte er das Geld nicht mehr für Zigaretten. Fragte sich nur, warum er es nicht fertigbrachte, das Zigarettenpäckchen, das letzte bisschen Sicherheit in seiner Hosentasche, endlich in den Mülleimer zu werfen.
    Frank erhob sich erneut ruckartig, wandte sich ab und schlurfte zu der kleinen Kochnische neben der Badezimmertür. Röte stieg ihm ins Gesicht. Ob er sich schämte, weil er die sexuellen Gewohnheiten hatte erwähnen müssen?
    Oder weil in seinen Augen Tränen glitzerten, was er mit seiner hastigen Aktion zweifellos verbergen wollte – ein vergebliches Unterfangen. Wichter entgingen solche Details niemals.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten, Herr Kommissar?«
    Jetzt wurde es ihm doch zu bunt. »Kriminaloberrat. Und danke, ich trinke im Dienst nichts.«
    »Kein Alkohol, ich meinte …«
    »Nichts«, wiederholte er. Nicht in Wohnungen, die nach alten Socken stinken.
    Sich selbst schenkte Frank ein Glas Wasser direkt aus dem Hahn voll. An seinem Hemd unter den Achseln und am Rücken glänzten nun dunkle Schweißflecken.
    Er setzte sich wieder. Aus dem Hahn tropfte es noch, ein enervierender Rhythmus, Wichter schätzte, alle zwei Sekunden: platsch. Platsch.
    »Sie können mir ganz sicher …«
    Platsch.
    »… nicht sagen, wie Ihre Freundin gestern …«
    Platsch.
    »… nach Dienstschluss den Tag verbracht …«
    Platsch.
    »… hat, ehe Sie mit ihr telefonierten?«
    Frank schüttelte den Kopf. »Normalerweise wäre ich noch länger in Wien geblieben. Christianes Mutter hat mich angerufen. Ich raste dann Hals über Kopf zum Flughafen. Jetzt sitze ich hier, Herr Kommissar, und weiß nicht, was ich tun soll. Mein Chef hat mir freigegeben, wissen Sie?«
    Nein, weiß ich nicht.
    »Wir waren zu dritt dort, und die beiden können die Arbeit auch ohne mich …« Frank stockte. Es

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