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Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Titel: Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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schienen aber ins Leere zu blicken. Das winzige Waschbecken war bis oben hin mit Wasser gefüllt, und noch immer rann ein dünner Strahl aus dem Wasserhahn. Gurgelnd floss hin und wieder etwas durch den Notablauf ab.
    Doch das war nicht alles.
    Von der Wasseroberfläche lösten sich Tropfen und schwebten einen bizarren Reigen durch den Raum.
    Heiko starrte es fassungslos an, schüttelte den Kopf. »Was … Susi, was …«
    Das Mädchen stand ruckartig auf und zog die Hose hoch. »Hat man denn hier nirgends seine Ruhe?«
    »Aber Susi, ich …« Diesmal unterbrach sie ihn nicht, aber er sprach trotzdem nicht zu Ende. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    Seine Tochter quetschte sich an ihm vorbei. Im selben Moment endete der Spuk, und die Tropfen klatschen auf den Boden. Auch seine Füße bekamen etwas ab.
    Heiko zweifelte an seinem Verstand. Hatte er das wirklich gesehen? Nein, bestimmt nicht. Das war …
    »Hilf mir!«, kreischte Susi plötzlich, und er wirbelte herum. »Ich hab sie umge … Er hat sie umgebracht! Die Frau! Das ganze Blut ist weg! Er hat es ihr ausgesaugt! Papa, sie hat solange noch gelebt!« Susi stand da, zitterte, mit einem Ausdruck namenlosen Grauens auf dem Gesicht. Ein Blutfaden rann aus ihrem Auge.
    »Hilf mir!«
    Dann fiel sie um, steif wie ein Brett, einfach rückwärts, und schlug auf.
    Heiko stand wie steif gefroren, konnte keinen Muskel rühren.
    Susi lag auf dem Rücken, und ihr Mund öffnete sich. »Das hier wirst du vergessen«, sagte sie mit dumpfer Stimme. »Es ist nie passiert!«
    »Was …«, quetschte er über seine Lippen.
    Susi stand auf – nein, ihr Körper hob sich genau so, wie sie eben rückwärts umgekippt war, nur umgekehrt. Es war eine unmögliche Bewegung, um sich aufzurichten. Susi blieb völlig starr, hob sich lang ausgestreckt mit den Fersen auf dem Boden nach oben, bis sie aufrecht stand. »Das Kind wehrt sich. Wenn sie nicht zur Vernunft kommt, töte ich sie.«
    Wer sprach da?
    »Wer bist du?«, kreischte Heiko, und ein Donnern lief durch das Haus. Es knackte. Putz rieselte von der Decke.
    Dann war es vorbei.
    Vor … vorbei? Was? Was war denn gewesen, das vorbei sein sollte?
    »Ich geh nach oben«, sagte Susi.
    »Gut«, sagte Heiko und schlurfte in die Küche.
*
    Sein Magen meldete gewaltigen Hunger an. Er durchforstete den Brotkasten und fand ihn gähnend leer vor. Im Gefrierfach des Kühlschranks allerdings lag eine fast volle Packung Toastbrot. Er entnahm vier Scheiben und steckte sie in den überbreiten Toaster.
    Käse und Wurst landeten auf einem Teller, auch ein kleines Becherchen Marmelade und ein Apfel. Auf den obligatorischen Kaffee verzichtete er zugunsten eines Vitaminsaftes. Die Brote dufteten herrlich, und als sie aus dem Gerät sprangen, griff er sie mit spitzen Fingern und zog sich zufrieden zum Wohnzimmertisch zurück.
    Er knipste den Fernseher an und fragte sich, wann er zum letzten Mal so großen Appetit verspürt hatte. Er fühlte sich so richtig entspannt. Wunderbar. Da er keine Lust auf den grellen Zeichentrickfilm hatte, der auf dem Bildschirm erschien, zappte er durch einige Programme, bis er an einer Nachrichtensendung hängen blieb.
    Das erste Käsebrot genoss er während irgendwelcher langweiliger Informationen. Als sich die Meldungen um einen verheerenden Hurrikan in Amerika drehten, trank er ein Glas Saft. Während er die Marmelade verschmierte, hörte er von einem Amoklauf.
    Das übliche Schreckensszenario.
    Ein fast zynischer Gedanke, aber was blieb ihm sonst übrig, als zu akzeptieren, was er ohnehin nicht ändern konnte?
    »In einem Mehrfamilienhaus in Frankfurt am Main ereignete sich im Laufe des gestrigen Tages ein spektakulärer Mordfall«, sagte der Nachrichtensprecher.
    Das weckte seine Aufmerksamkeit. In Frankfurt. Irgendwo hier in der Stadt, gar nicht weit weg. Ein seltsamer Gedanke. Heiko biss in das Marmeladenbrot. Erdbeere. Er liebte Erdbeere.
    Die Kamera zeigte einen heruntergekommenen Flur, von dem mehrere Türen abzweigten.
    Er kaute.
    »Noch halten die Behörden Einzelheiten über die Bluttat zurück, aber es sind beunruhigende Bilder an die Öffentlichkeit gelangt.«
    Heiko sah die grobkörnige, verwaschene Aufnahme einer Frauenleiche, die ebenso gut eine Schlafende zeigen könnte. Wahrscheinlich war das Bild auf die Schnelle mit einer Handykamera aufgenommen worden. Zum Glück war das Bild ziemlich grob gepixelt. Auf grausige Details konnte er verzichten.
    »Der Hausmeister hat die Leiche zuerst entdeckt. Es gab ein

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