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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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nicht so war. Und damit einher ging die Gewissheit, dass sie gar nicht wissen wollte, wie es wirklich war …
    Immer weiter ging es hinauf, wie in einem Turm, der keine Treppe hatte, nur Schrägen und Schächte, die mühsam zu erklettern waren, bis es endlich deutlich heller wurde. Aber auch das war noch nicht das Licht des Tages oder einer mondhellen Nacht jenseits dieses Gefängnisses aus Fels und Feuchtigkeit. Denn feucht war es inzwischen auch, zudem roch es nach Salz und Fisch, nach Meer, und durch das Zwielicht geisterte ein Raunen, das Callie als das des Meeres erkannte, wie sie es früher, nachts im Bett in ihrem Elternhaus, von der Bucht her durchs Fenster gehört hatte.
    Hinter der nächsten Biegung überspannte ein Netz aus glimmendem Licht eine breite Felswand. Callie brauchte Sekunden, um zu erkennen, dass das Muster, das die Algen- und Pilzfäden bildeten, keineswegs so willkürlich war, wie es auf den ersten Blick schien. Tatsächlich zeichnete es Bilder nach, Strichzeichnungen, die irgendwann irgendwer in den Fels gekratzt hatte.
    Und einen Moment lang glaubte Callie, diese Zeichnungen würden ihre eigene lange Leidensgeschichte nacherzählen. Denn sie zeigten eine stilisierte Frauengestalt in Fesseln, die immer wieder von einer männlichen Figur beschlafen und schwanger wurde und eine wahre Horde von Kindern gebar.
    Dann erst wurde ihr bewusst, dass diese Szenen nur Teil eines viel größeren Szenarios waren, das diese Bilder aus grünlichem Licht und Kratzspuren im Fels schilderten. So vieles spielte mit hinein, es gab eine Vorgeschichte und Folgen, und Callie begriff: Sie war offenbar nicht die erste Frau, der dieses schreckliche, unwürdige Schicksal zuteilgeworden war.
    Ihre Finger fuhren einzelne Linien der Felszeichnungen nach. Hart und rau fühlten sie sich an, symbolhaft. Und als sie einen der grünlichen Leuchtfäden berührte, geschah etwas ganz Merkwürdiges, eigentlich Unmögliches. Es war, als ginge mit dem Licht unter ihren Fingern etwas auf sie über, etwas, das über die bloßen Zeichnungen hinausging – nämlich das, was sie miteinander verband und ihnen Sinn gab. Und das Callie diesen Sinn verstehen ließ.
    Was vor vielleicht ewig langer Zeit schon einmal geschehen und hier dokumentiert war, von wem auch immer – vielleicht zur Warnung nachfolgender Generationen, vielleicht zu ihrer Anleitung –, war damals nicht zum Abschluss gekommen, nicht von Erfolg gekrönt gewesen.
    Aber was immer dahinterstand, es hatte nicht aufgegeben. Es war geduldig. Es empfand die Zeit anders, als ein Mensch sie verstand. Ewigkeit war für es nicht einmal ein Begriff. Es dachte – wenn es überhaupt dachte – in anderen Bahnen und Dimensionen.
    All das verstand Callie vielleicht nicht.
    Aber sie spürte eines: Sie war ein Rädchen in diesem großen Plan, der nun wieder aufgerollt worden war, nach wer weiß wie langer Zeit und aus wer weiß welchen Gründen gerade jetzt. Vielleicht standen die Sterne günstig, vielleicht war ein Zufall verantwortlich, den nur Menschen als Zufall bezeichnet hätten … egal.
    Sie verstand, was geschehen würde, wenn das Szenario, das sich ihr in vorzeitlichen Bildern offenbart hatte, Wahrheit wurde. Sie verstand aber auch, dass es nicht unausweichlich war – dass sie es verhindern konnte.
    Und so starb der Mensch, der Callie bis zu diesem Augenblick immer noch gewesen war, als sie endlich zwischen den Felsen unterhalb des Leuchtturms und seines durch die Nacht kreisenden Lichtfingers hervor ins Freie kletterte. Von Meeresrauschen und Möwengeschrei empfangen, reckte sie die Nase in die Luft, witternd wie das Tier, zu dem Pein sie gemacht hatte.
    Sie fing die Witterung ihrer Jungen auf und folgte der Fährte und ihrer neu gefundenen Bestimmung …

7
Damals
    Der Tatort war weiträumig abgesperrt und stach aus Nacht und Nebel heraus wie eine illuminierte Insel. Fahrzeuglichter, Hand- und Standscheinwerfer erhellten einen Spielplatz, der im Zentrum eines kleinen Parks inmitten von Big Rock Falls lag.
    Sheriff Baxter fuhr so weit wie möglich heran und stieg aus. Ihre Passagiere schien sie vergessen zu haben. Auch Eric und Sean kletterten aus dem SUV, standen ein bisschen verloren herum. Keiner der Umstehenden zollte ihnen große Beachtung. Die Augen aller waren zur Mitte des Spielplatzes gerichtet, wie gebannt. Niemand sprach ein lautes Wort; umso lauter klang das Quäken aus einem Funkgerät in einem der Streifenwagen in der Nähe. Jemand stieg in den Wagen und

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