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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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beantwortete den Anruf, hastig, als störte er die Totenruhe.
    Der Tote lag im Schnittpunkt mehrerer Lichtbalken, im Sandkasten.
    Eric trat ein paar Schritte nach vorne. Sean wollte ihn zurückhalten, nicht sehr energisch allerdings, er legte ihm nur eine Hand auf die Schulter, die wieder abglitt, als Eric weiterging. Ein Uniformierter schaute ihn an, als wollte er fragen, wer er sei, tat es aber nicht. Alles ging sonderbar zeitlupenhaft und stumm vonstatten.
    Sheriff Baxter blieb am Rand des Sandkastens stehen. Eric zwei, drei Schritte hinter ihr.
    Ein großer Teil des Blutes des kleinen Jungen hatte den Sand getränkt, dunkel, im grellen Scheinwerferlicht fast schwarz. Eric glaubte, es sogar riechen zu können, kupfrig und noch warm. Aber vielleicht war es auch nur der Geruch seines eigenen Blutes, der ihm seit zwölf Jahren unauslöschlich in der Nase steckte.
    Die Kleidung war dem Jungen teils ausgezogen, teils vom Leib gerissen und geschnitten worden. Und die Haut darunter auch.
    Eric wollte sich krümmen, unter Phantomschmerzen, die beinahe schlimmer, realer waren als die Schmerzen damals. Als ihm jemand die Haut aufgeschnitten hatte und hineingefasst hatte in seinen Körper, um … weiß Gott, warum!
    Gleich hab ich dich, gleich hab ich dich , schien es im Nebel um ihn her zu flüstern. Und: Wo ist es denn? Wo ist es denn bloß?
    Er wollte sich abwenden. Bittere, beißende Galle fraß sich brennend in seiner Kehle hoch. Sammelte sich auf seiner Zunge, als er die beiseitegeschleuderte Jacke des Jungen sah, sie wiedererkannte. Sie zeigte einen Drachen. Vor Erics innerem Auge tauchte das Gesicht des Jungen auf, den er am Nachmittag in dieser Jacke gesehen hatte. Es … Es stimmte nicht überein mit dem, das er jetzt vor sich sah, war nicht das Gesicht dieses toten Jungen. Obwohl es von Blut wie von Halloween-Schminke entstellt war, konnte Eric erkennen, dass das nicht der Junge von heute Nachmittag war.
    Es war der andere Junge von heute Nachmittag. Der kleinere, rothaarige.
    »Jimmy!«
    Aus dem im Scheinwerferlicht leuchtenden Nebel stürzte schrill schreiend eine Frau mit flammend roten Haaren hervor.
    Sheriff Baxter versuchte die Mutter des toten Jungen aufzuhalten, aber die Frau rannte sie fast über den Haufen und warf sich neben der entsetzlich zugerichteten Leiche ihres Sohnes auf die Knie. Sie wollte nach Jimmy greifen, ihn berühren und schien es nicht zu wagen, in all das Blut und rohe Fleisch hineinzufassen. Wie in einer grausamen Momentaufnahme erstarrt kniete sie da, die Hände wie beschwörend über ihren Jungen haltend. Mit trägen, stapfenden Schritten trat ein Mann hinter sie. Schwer ließ auch er sich in den Sand fallen und legte einen Arm um seine Frau.
    Wo die beiden aus dem Nebel gekommen waren, sah Eric ein zweites Paar stehen. Die Frau und der Mann fielen sich erleichtert wirkend in die Arme. Vermutlich die Eltern des anderen verschwundenen Jungen, die noch hoffen konnten.
    Und nicht weit von ihnen entfernt stand ein Mädchen im Nebel. Das ihm, Eric, zuwinkte.
    Er schaute sich um. Sheriff Baxter und zwei Kollegen nahmen sich der Eltern des toten Jungen an, führten sie fort von ihrem ermordeten Sohn. In keiner Hinsicht eine leichte Aufgabe. Andere machten sich daran, nach Spuren zu suchen. Und Sean …
    Eric blickte sich weiter um. Er sah ihn nicht. So wie er auch das Mädchen nicht mehr sah, als er wieder hinschaute. Trotzdem ging er in diese Richtung, und da tauchte das Mädchen auch wieder auf. Es stand jetzt am Heck eines Streifenwagens, wo die Ausläufer der Lichtfülle über dem Leichenfundort ins Grau des Nebels übergingen. Eric folgte ihrem neuerlichen Wink, und diesmal wartete sie auf ihn.
    Sie mochte sechzehn oder siebzehn sein, sie war auf eine harte Art schön, und Eric war sich fast sicher, wer sie war, noch bevor sie sich ihm vorstellte.
    »Hi. Ich bin Megan.«
    »Megan Baxter?«, fragte Eric.
    Sie sah ihn verblüfft an. »Äh … ja.«
    »Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten«, sagte Eric und dachte: Und deiner Tante Callie wahrscheinlich auch.
*
    Daniel McCrombie wusste zwar, wie weit er gelaufen war. Nur wusste er nicht, wie er das geschafft hatte. Denn unter normalen Umständen war der Weg bis herauf zum Big Rock von der Stadt aus eine halbe Tageswanderung. Daniel wusste nicht, wie lange er gebraucht hatte, wäre unterwegs auch dann nicht auf den Gedanken gekommen, auf die Uhr zu schauen, wenn er eine getragen hätte. In seinem Kopf war kein Platz für

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