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Horror-Trip im Luxusauto

Horror-Trip im Luxusauto

Titel: Horror-Trip im Luxusauto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hereinblicken konnte niemand. Die
Fensterläden waren dicht.
    Abgestandene Luft, dachte Ellen.
Ungelüftet. Wir waren so lange nicht hier.
    Aber der Geruch war angenehm — nach
altem, trockenen Holz, Sonne, salzigem Stein, Leder. Und ein bißchen nach
Staub.
    Der Gedrungene lehnte sich neben der
Tür an die Wand. Der Große setzte sich in den Ledersessel, den Max in Florenz
gekauft hatte: ein antiquarisches Prachtstück.
    Ellens Blick glitt über die Maskierten.
Einzelheiten wollte sie sich einprägen, unauffällig natürlich. Jeder aufdringliche
Blick konnte Folgen haben.
    Beide trugen Jeans, der Große steckte
in einem dunkelroten Blouson, der andere in einem grauen Sweatshirt mit Kapuze.
    „Sie sind Ellen Wertheym“, sagte der
Große, „du bist Florian, der Sohn, 14 Jahre alt. Wie wir sehen, ist Ihr Mann
nicht mitgekommen, Frau Wertheym. Kommt er nach?“
    „Am..ihre Stimme zitterte, „am
Dienstag.“
    „Wann wird er hier sein?“
    „Abends.“
    „Kommt er mit dem Wagen?“
    „Mit unserem Rolls Royce.“
    „Na klar. So reist es sich bequem. Dann
fährt er also Dienstag früh zu Hause los.“
    „Ja.“
    „Weshalb erst dann?“
    Dieser Plauderton! Er fragt so
beiläufig, dachte sie. Der weiß doch schon alles. Der weiß genau über uns
Bescheid. Der und sein Komplize.
    „Mein Mann ist noch auf einer
Geschäftsreise. Er kommt erst am Montag zurück. Aus Tokio.“
    „Na, dann guten Flug.“ Der Große lachte
auf. „Jedenfalls trifft sich das gut. Ihr Mann wird das Geld mitbringen. Fünf
Millionen D-Mark.“
    „Fünf...“ Sie konnte nicht
weitersprechen. Sie hing am Geld. Fünf Millionen verlieren, beraubt von diesen
Verbrechern — die Vorstellung war entsetzlich.
    „Fünf Millionen als Lösegeld“, sagte
der Große. „Wie Sie hören, spreche ich deutsch. Aber ich bin Italiener. Wir
alle sind Italiener. Wie Sie vielleicht wissen, sind Entführungen in diesem
Teil des Landes ein Wirtschaftszweig. Mit steigender Tendenz. Wir holen uns das
Geld von den Reichen, die ohnehin zuviel haben. Wir kidnappen ihre Kinder. Wenn
alles gut läuft — kommt niemand zu Schaden. Wenn die Betroffenen Zicken machen,
wird das Opfer verstümmelt. Haben Sie mich verstanden?“
    Ellen schluckte. „Ja.“
    Er wandte sich an Flori. „Du möchtest
doch deine Ohren gern behalten, wie? Und deine Finger? Auch. Sehr vernünftig. Dann
kannst du nur hoffen, daß auch deine Eltern vernünftig sind.“
    „Wollen Sie... meinen Sohn entführen?“
Ihre Stimme klirrte.
    „Den nehmen wir mit.“
    „Nein!“ Ellen sprang auf.
    „Hinsetzen!“ brüllte der Große.
    Sie gehorchte. Lange hätten ihre
wackligen Knie sie ohnehin nicht getragen. „Zwingen Sie uns nicht, Gewalt
anzuwenden. Bis jetzt waren wir höflich und sanft. Aber wir können auch anders.
Florian kommt mit uns. Wie ich schon sagte: Ihm wird nichts passieren. Wir
sperren ihn ein an einem Ort, wo niemand ihn findet. Vielleicht ein bißchen
langweilig für einen aufgeweckten Jungen. Aber er wird ja nicht lange unser
Gast sein.“ Flori setzte zweimal zum Sprechen an. „Kann... kann ich mir was zum
Lesen mitnehmen?“
    „Ja, nimm dir ein Buch mit.“ Der Große
wandte sich wieder an Ellen. Hinter den Sehschlitzen der Maske glitzerten
kleine, starre Augen. „Merken Sie sich genau, was ich sage: Ihr Mann muß das
Geld im Wagen mitbringen. Fünf Millionen sind eine Menge. Für gewöhnlich fährt
man damit nicht spazieren. Aber Ihr Mann darf das Geld nicht überweisen auf ein
hiesiges Konto. Das haben Sie doch sicherlich?“
    Ellen nickte. „Bei einer Bank in
Florenz.“
    „Sie wissen ja: Der italienische Staat
hat ein Gesetz erlassen. Niemand — und sei er noch so reich und bereitwillig —
darf Geld von seinen Konten abheben, um damit eine entführte Person
freizukaufen. Der Staat bildet sich ein, Entführungen ließen sich auf diese
Weise aus der Welt schaffen. Blödsinn! Es wird nur eines Tages zu Morden
kommen. Jedenfalls: Das Geld muß von Ihrem Mann transportiert werden. Wenn er’s
nach Florenz überweist und dann abheben will, wüßten die Banker sofort Bescheid
— zumal bei der Summe — , eine Meldung würde an die Polizei gehen, die Kohle
wäre gesperrt, und Sie sähen Ihren Jungen nie wieder. Haben Sie das begriffen?“
    Ellen nickte. „Max... mein Mann... Er
bringt das Geld. Ganz bestimmt. Bitte, tun Sie Flori nichts an.“
    „Es liegt an Ihnen, ob Sie ihn gesund
wiederkriegen.“
    Der Große stand auf und schob die
Pistole in die Hosentasche.
    Florian

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