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Horror-Trip im Luxusauto

Horror-Trip im Luxusauto

Titel: Horror-Trip im Luxusauto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sehen lassen.
    Tim fand die Reste des Farbbeutels:
dünne Gummihaut wie ein geplatzter roter Luftballon. Er stopfte sie in die
Milchtüte, und der Bodensatz Kuhsaft verwandelte sich in Himbeersoße.
    Sie überholten einen Lkw. Keine Spur
von dem Schwarzmann. Hinter ihnen donnerte ein Motorrad heran. Aber es war eine
Beiwagenmaschine. Auf dem Krad saß offenbar eine Frau. Langes blondes Haar wehte
hervor unter dem Helm. Im Beiwagenschiff saß der Begleiter. Ein bärtiges
Gesicht wandte sich dem Rolls zu.
    So geht’s auch, dachte Tim. Die Frauen
erobern alles. Das einzige, das sie noch nicht haben, sind Glatzen. Bislang.
    Es dunkelte. Ausflügler fuhren heim.
Der Verkehr wurde dichter. Zum Glück für das Rolls Royce-Team. Schwarzmann
konnte keine Zeugen gebrauchen.
    „Sind wir schon in der Toskana?“ fragte
Gaby und sah hinaus in die Dunkelheit, die einen Blauschimmer hatte, gekrönt
von einem pastellfarbigen Himmel mit orangerotem Strich im Westen.
    „Schon eine ganze Weile“, sagte Max mit
schwerer Stimme. „Nun ist es nicht mehr weit. Hoffentlich verpasse ich die
Ausfahrt nicht.“
    Er hielt sich rechts.
    „Wie heißt der Ort davor?“ fragte Tim.
    „Castiglione.“
    „Das hatten wir eben.“
    „Wirklich?“
    „Ganz sicher.“
    „Dann sollte ich langsamer werden.“
    Erfuhr 70 km/h.
    Die Scheinwerferstrahlen erfaßten ein
kleines Hinweisschild. Ausfahrt. Ventilipulciano. Max reagierte zunächst nicht.
    Tim sagte: „Da ist es. Rechts ab!“
    Augenblicke später rollte der Rolls
über eine kurvige, dunkle Landstraße. Der Himmel war hier viel schwärzer. Sträucher
und Bäume zu beiden Seiten. In Kurven strich das Licht über Rebhänge, holte
Zypressen und Pinien aus der Dunkelheit, Steineichen und Aleppokiefern.
    Nirgendwo ein Licht. Das Ende der Welt
kann nicht einsamer sein.
    Tim murmelte Flüche. „Ich ahne
Schlimmes. Hier ist Schwarzmanns letzte Chance. Und besser kann er sich’s nicht
wünschen. Eine typische Hinterhalt-Gegend. Gaby, bitte, leg dich auf den Boden.
Karl, Willi — ihr auch. Der kriegt’s fertig und schießt hier rein. Können Sie
nicht ein bißchen schneller fahren, Herr Wertheym?“
    „Mir... ist leider schwindelig. Ich...
seh nicht mehr richtig.“
    „Soll ich Sie ablösen? Ich schaff das.“
    „Schneller könntest du auch nicht
fahren. Du kennst doch den Wagen nicht. Oder hast du etwa Fahrpraxis?“
    „Kein bißchen. Nur technisches
Verständnis. Zuhause auf dem Hinterhof bei der Freundin meiner Mutter habe ich
ein paarmal geübt — Anfahren und Zurücksetzen.“
    Kurve auf Kurve. Laue Luft. Der Duft
von Oleander, Lorbeer und Heckenrosen. Paradiesisch! Aber Tim erwartete jeden
Moment, daß ein Seil über die Straße gespannt war oder ein Teppich von
Krähenfüßen herumlag.

22. Ein schwerer K.o.
     
    Nichts geschah.
    Dann fuhren sie durch Ventilipulciano.
    Im Fond tauchten drei Köpfe auf. Alle
sahen hinaus. Ein idyllisches toskanisches Dorf. Hier war noch Betrieb, und
etliche Leute winkten dem Wagen zu. Die Kids winkten zurück, Max fehlte die
Kraft dazu.
    Noch ein Stück Landstraße. Sie durchschnitt
einen Olivenhain. Wieder Stille und Einsamkeit. Dann die Kreuzung, wo Max nicht
verschlief, sondern abbog.
    „Wir sind da“, seufzte er erleichtert.
    Nach kurzer Strecke hielt der Wagen vor
einem niedrigen Holztor. Ringsum die schwarzen Schatten der Bäume, hinter denen
man die Hänge ahnte. Ein enges Tal. Die Scheinwerfer beschienen die
Ferienvilla. Was für ein prachtvolles Haus!
    Mahlzeit! dachte Tim. Die totale
Abgeschiedenheit. Gut für die Nerven. Aber noch besser für Schwarzmann. Der
weiß selbstverständlich, wo unsere Reise endet. Bestimmt ist er schon hier.
    „Machen Sie die Scheinwerfer aus“,
sagte Tim. „Wir fahren im Dunkeln rein.“
    „Du meinst... o Gott!“
    Max löschte das Licht.
    Tim stieg aus und schloß rasch die Tür.
Einen Moment verharrte der TKKG-Häuptling. Die Augen sollten sich gewöhnen an
die Dunkelheit. Jetzt, dessen war er sicher, sah er besser als Schwarzmann in
der tintigen Nacht.
    Tim öffnete das Tor. Der Wagen rollte
herein. Kurz blitzten die Scheinwerfer auf, dann hielt der Rolls neben dem
Porsche.
    Am Haus waren die Fensterläden
geschlossen. Aber jetzt wurde die Tür geöffnet.
    „Max?“ rief Ellen.
    „Wir sind’s, Frau Wertheym“, antwortete
Tim. „Bitte, schließen Sie die Tür. Oder machen Sie das Licht aus.“
    Ellen tat wie ihr geheißen. Dann fiel sie
ihrem Mann in die Arme, weinte und zitterte. Max konnte sich

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