Horror-Trip im Luxusauto
den Wagen herum und öffnete
die Beifahrertür.
Der Typ fiel ihm vor die Füße,
stöhnend.
Die blutende Nase schwoll an, das Ohr
ebenfalls.
Er mochte Ende Dreißig sein, sah
ziemlich mies aus. Dem ersten, flüchtigen Eindruck war nichts hinzuzufügen.
„Sprichst du deutsch?“ fragte Tim.
„Oh - mama mia.“
„Du sprechen deutsch?“
„Ich tot. Du mich umgebracht.“
„Du haben unseren Wagen geklaut, du
verseuchtes Warzenschwein. Was du erwarten, faccia di cazzo ( Sackgesicht )?
Belobigung?“
„Du mich umgebracht, Cornuto ( Hornochse ).“
„Du werden es überleben, Rammollito (Waschlappen) .“
Neben dem Rolls hielt ein Fahrzeug. Ein
Mann stieg aus. Tim erkannte beide.
Es war der flotte Kleinwagen, der den
Rolls vorhin überholt hatte; der Fahrer jener Typ mit der ätzenden Verachtung
im Blick.
Auch jetzt starrte der knochige Kerl
wütend. Er kam um den Rolls herum, und die Mündung einer kleinen Pistole
richtete sich auf Tims Magen.
„Squaglia (Zieh Leine )!“
„Heh, heh, heh!“ Tim rührte sich nicht.
„Was ist denn hier los? Pfingstmontag, denke ich, macht die Mafia blau? Oder
gehört ihr zur Camorra (Verbrecherorganisation in Neapel )?“
„Hindere mich nicht, meinen Kumpel
mitzunehmen“, sagte der Knochige in leidlichem Deutsch. „Sonst schieße ich dir
eine Kugel ins Knie.“
„Schon gut, schon gut“, Tim wich
zurück. „Pack ihn ein und verschwinde.“
Der Verletzte humpelte zum Kleinwagen
zurück und sank auf den Fahrersitz.
Der Knochige hielt Tim mit der Waffe in
Schach, blickte zum Ristorante und stellte fest, daß die Luft rein war. Er
rannte zu seinem Kleinwagen und warf sich hinters Lenkrad.
In diesem Moment soff das Motorchen ab.
Der Ganove drehte den Zündschlüssel. Nichts. Er versuchte es wieder und wieder.
Aber der Blechhaufen sprang nicht an. Nur der Anlasser schnarrte.
Tim sah eine Weile zu, dann klemmte er
sich hinter das Auto und schob an.
Was soll’s, dachte er. Wenn wir die
Polizei rufen, fängt der Ärger erst an. Die beiden werden leugnen, Zeugen habe
ich nicht. Der schwarze Mann ist verduftet. Am Ende bin ich dran wegen
Körperverletzung. Im übrigen: Mit dieser seiner Nase riecht Knautschgesicht
vorläufig nichts. Das ist Strafe genug.
Im Laufschritt also zur Ausfahrt.
Der Motor sprang an.
Der Knochige streckte die Hand aus dem
Fenster und winkte zum Dank.
Stronzo ( A ...)! dachte Tim und ging ins Ristorante zurück.
20. Das also steckt dahinter
„Wo bleibst du denn solange?“ fragte
Gaby.
„Wir dachten, du bist zum Klo“, sagte
Klößchen. „Deine Pizza wäre kalt geworden, deshalb habe ich sie gegessen. Ist
doch recht?“
Tim setzte sich.
In der linken Backentasche hatte er
noch einen kleinen Rest Essen. Den konnte er jetzt kauen.
„Ein Autodieb — ein echter,
italienischer Autodieb — wollte den Rolls klauen. Ich hätte ihn nicht mehr
erwischt. Aber dann kam unerwartete Hilfe von... Ihr ratet es nicht. Nämlich
Tim berichtete. Max und seine Leute staunten gewaltig, obwohl ihnen dieser Tag
schon eine Menge geboten hatte an Horror.
„Dann“, meinte Klößchen, „gehören die
also nicht zusammen: unser Verfolger und die beiden im Kleinwagen.“
„Völlig fremd sind die sich“, sagte
Tim. „Die Kleinwagen-Typen halte ich für Zufallstäter. Reisende Diebe. Sie
sehen den Schlüssel am Wagen und greifen zu. Damit kamen sie dem schwarzen Mann
zuvor. Der wollte sicherlich gerade ran an unser Gefährt. Jedenfalls half er
mir dann, indem er den Dieb stoppte. Mit der Waffe in der Hand. Mit dieser Bedrohung
müssen wir nun auch rechnen. Ich nehme an, er reagierte spontan. Sagte sich
wohl: Wenn der italienische Dieb mit dem Rolls abhaut, wird’s noch schwerer für
mich. Vielleicht sind Komplizen in der Nähe und auch das Versteck, in dem der
Wagen verschwinden soll. Aus Nächstenliebe jedenfalls hat Schwarzmann mir nicht
geholfen.“
Max bedankte sich bei Tim für seinen
mutigen Einsatz, und sagte: „Ihr tut mir leid. Fröhliche Ferien sollten es
werden. Und jetzt geratet ihr von einer Gefahr in die andere. Der reinste
Horror-Trip.“
„Wir sind einiges gewohnt“, lachte
Karl. „Langweilig ist unser Alltag nie. Immer auf Abenteuer — das ist unser
Motto. Was diesmal nervt, ist nur dieser Mangel an Durchblick. Weshalb läßt der
schwarze Mann nicht von uns ab? Was reizt ihn so? Ein Rolls Royce ist ja ganz
toll, aber deshalb muß man doch nicht gleich einen Privatkrieg entfesseln.“
Alle sahen den Industriellen an.
Er
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