Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
arbeitsfähig erklärt. Seit dieser Zeit hatte er jedoch Probleme mit seiner Lunge und bekam schlecht Luft.
Simon bewohnte eine Einzelzelle- kein Privileg, sondern eine Vorsichtsmaßnahme. An seinem dritten Tag im Zuchthaus hatten einige Mithäftlinge ihm aufgelauert und so lange auf ihn eingeprügelt, bis er die Besinnung verlor. Sie verhöhnten ihn wegen seiner widernatürlichen Neigungen und spuckten in sein Gesicht, weil er sich schwer tat, das Arbeitspensum zu schaffen.
"Mylords Schwanzlutscher" war noch eine der freundlicheren Bezeichnungen, mit denen sie ihn bedachten. Simon beklagte sich nicht. Er hatte gewusst, was ihn hier erwartete. In seiner Zelle hatte er ein Stück Kreide gefunden und für jeden Tag, der zu Ende ging, malte er einen Strich an die kahle Betonwand. Manchmal gestattete er sich eine kurze Zeit lang, sich selbst zu bemitleiden. Dann schloss er die Augen und träumte sich weit weg, in eine andere Zeit, in eine bessere Welt.
Allein der Gedanke an Tom hielt ihn davon, in Melancholie zu verfallen. Manchmal dachte er auch an Sarah und die kleine Bethany, die er so gerne einmal gesehen hätte, bevor er seine Haftstrafe verbüßen musste. Es war immerhin möglich, dass die kleine Lady seine Tochter war. Nichts wünschte er sich mehr, als wieder gemeinsam mit Tom und Sarah zu leben und genau wie früher den Tag damit zu verbringen, gut zu speisen, eine Gesellschaft zu besuchen oder spazieren zu gehen.
Natürlich war er nicht so naiv zu glauben, dass er genauso würde weiterleben können, wie bisher. Das würde die sogenannte gute Gesellschaft niemals akzeptieren. Zweimal war es ihm gelungen, eine Tageszeitung in die Finger zu bekommen. Darin war von der großen Schande Oscar Wildes die Rede. Seine Frau und seine Söhne hatten überstürzt das Land verlassen müssen, nachdem der ehemals gefeierte Dichter und Schriftsteller ebenfalls zu drei Jahren Zwangsarbeit im Zuchthaus verurteilt worden war.
Nein, er machte sich keine Illusionen. Wenn Tom weiter mit ihm zusammenleben wollte, konnte er das niemals in England tun? Aber liebte der Earl of Lancaster, ein Lebemann und Dandy ihn, den Sohn eines Lehrers, genug, um auf seine Privilegien und die vielen Zerstreuungen zu verzichten, die eine Weltstadt wie London ihm bot. Simon bezweifelte das und es machte ihn wahnsinnig vor Angst.
Seit einigen Wochen ging es ihm gesundheitlich schlechter und er hatte kaum noch Kraft, morgens aufzustehen, wenn er um 4 Uhr unsanft geweckt wurde. Tom erzählte er nichts davon in seinen kurzen Briefen, aber Simon befürchtete langsam, dass er seine Haftstrafe nicht überleben würde, wenn nicht noch ein Wunder geschah.
In diesem Moment wurde die Tür zu seiner Zelle unsanft aufgerissen.
„Westville, du hast Besuch. Dein Anwalt ist da. Treibst du's mit dem auch?"
Der grobschlächtige Mann lachte giftig über seinen Witz.
Simon ließ sich dadurch nicht provozieren. Er hatte schon weitaus schlimmeren Spott ertragen müssen. Sehr viel mehr beschäftigte ihn die Frage, was John Miller wohl von ihm wollte. Sein Anwalt hatte sich seit seiner Verurteilung nicht mehr blicken lassen, was Simon durchaus nachvollziehen konnte. Wahrscheinlich musste dieser sich einiges sagen lassen, weil er die Verteidigung eines Sodomiten übernahm. Insgeheim hatte Simon jedoch gehofft, Miller hätte sich durch das Gerede nicht abschrecken lassen, ihn aufzusuchen, schließlich war der Jurist der einzige Mensch, von dem er Besuch erhalten durfte.
Daher freute Simon sich, dass der Anwalt nun doch das Gespräch mit ihm suchte. Vielleicht brachte er Neuigkeiten von Tom.
Simon folgte dem Justizbeamten zum Besucherzimmer. Dort wartete Miller bereits ungeduldig. Wie immer war er perfekt gekleidet und hatte seine professionell-distanzierte Mine aufgesetzt. Simon setzte Sicherheit gegenüber an den kleinen Tisch, während sein Bewacher sich vor der Tür postierte.
„Guten Tag, Mr. Westville. Sie sehen nicht gerade gesund aus."
Simon konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Nun, das hier ist nicht gerade ein Luxus-Hotel.
Miller nickte ernst.
„Aus diesem Grunde bin ich hier. Unser gemeinsamer Freund lässt Ihnen ausrichten, dass er Sie nicht vergessen hat." Miller betonte seine Worte unnatürlich stark und blickte Simon dabei fest in die Augen. Dann fuhr er fort:
„Nächsten Montag wird er sich über die Rückkehr seines Bruders freuen und dann mit ihm eine ausgedehnte Reise unternehmen, die ihn auf den Kontinent führen wird. Er dachte, Sie
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