Hot Summer
spät.“
„Du bist zu spät“, funkelte Patricia sie an.
Claire störte sich nicht an dieser Bemerkung. „Nicht wirklich. Ihr habt ja noch nicht mal bestellt.“
Wie von Zauberhand tauchte der Kellner auf. Claires heißblütiger Blick schien ihn zu verwirren, aber er schaffte es, unsere Bestellungen aufzunehmen und danach den Tisch wieder hinter sich zu lassen. Nur einmal drehte er sich um und schaute über die Schulter zurück. Claire zwinkerte ihm zu. Patricia seufzte angewidert.
„Was ist?“, fragte Claire. „Er ist süß.“
„Was auch immer.“ Patricia goss sich Saft ein und trank.
Hühner haben eine Hackordnung; auch Schwestern haben so etwas. Die Erfahrungen, die wir bisher gemacht hatten, haben meine Schwestern dazu gebracht zu glauben, auf mich könne man zählen, wenn es darum geht, Streit zu schlichten und zu vermitteln. Sie verlassen sich auf mich, wenn es darum geht, das Äußere unserer Schwesternschaft sauber und glänzend zu erhalten. Ebenso vertrauen wir darauf, dass Claire uns wachrüttelt und Patricia alles in Ordnung bringt. Mary schafft es, dass wir uns besser fühlen. Normalerweise haben wir alle unseren Platz. Aber heute schien irgendwas anders zu sein.
„Ich habe ihnen gesagt, es sei lächerlich zu erwarten, dass du vor Mittag hier auftauchst.“ Mary griff nach dem Brötchenkorb und nahm sich ein warmes Croissant. „Wann bist du gestern Abend schlafen gegangen?“
Claire lachte und nahm sich ebenfalls ein Croissant. Sie verzichtete auf die Butter, knibbelte die knusprige Hülle mit ihren schwarz lackierten Nägeln ab und stopfte sich den Teig in den Mund. „Bin ich nicht.“
„Du bist letzte Nacht nicht ins Bett gegangen?“ Patricia verzog den Mund.
„Ich bin nicht schlafen gegangen“, verbesserte Claire sie. Sie spülte das Croissant mit Saft herunter. „Ich bin aber ins Bett gegangen, das stimmt.“
Mary lachte, Patricia verzog das Gesicht. Ich tat nichts. Stattdessen musterte ich prüfend meine jüngste Schwester und machte einen verräterischen Knutschfleck an ihrem Hals aus. Sie hatte keinen Freund, zumindest hatte sie sich nie die Mühe gemacht, ihn mitzubringen, damit er die Familie kennenlernte. In Anbetracht unserer Familie überraschte mich das nicht.
„Können wir nicht einfach anfangen? Ich habe heute noch eine Menge vor“, sagte Patricia.
„Von mir aus gerne“, gab Claire lässig zurück. „Lasst uns anfangen.“
Sie hätte Patricia mit ihrer gleichgültigen Antwort kaum mehr überraschen können. Weil niemand ihren Ärger beachtete, wurde Patricia noch kratzbürstiger. Obwohl sie und Claire in der Vergangenheit oft genug aneinandergeraten waren, war es diesmal übertrieben. Ich versuchte, die Eskalation zu umschiffen, indem ich mein Notizbuch und den Stift auf den Tisch legte.
„Okay. Als Erstes müssen wir überlegen, wo wir es machen.“ Ich tippte mit dem Stift auf das Papier. Der Hochzeitstag meiner Eltern war im August. Dreißig Jahre. Patricia war auf die Idee gekommen, eine Party zu veranstalten. „Bei ihnen zu Hause? Bei mir oder bei Patricia? Vielleicht in einem Restaurant.“
„Wie wär’s mit dem Verein für Veteranen?“ Claire grinste. „Oder auf einer Bowlingbahn?“
„Bei dir zu Hause, Anne. Wir können einen großen Grill aufstellen oder so was, direkt am Strand.“ Marys Handy klingelte erneut, aber sie ignorierte es.
„Ja, das können wir.“ Ich konnte meine mangelnde Begeisterung für diese Idee nicht verhehlen.
„Na ja, wir können es nicht bei mir machen“, sagte Patricia mit fester Stimme. „Ich habe nicht genug Platz.“
„Und wir haben genug Platz?“ Mein Haus war hübsch und direkt am Wasser gelegen, das stimmte. Aber es war weit davon entfernt, geräumig zu sein.
Claire hatte ihr Croissant verputzt und winkte nach dem Kellner, der sofort zu ihr herüberkam. „Wie viele Leute werden kommen, was denkt ihr? Hey, Süßer, bring mir einen Sekt mit Orangensaft, bist du so lieb?“
„Meine Güte, Claire“, sagte Patricia. „Muss das sein?“
Eine Sekunde lang verschwand Claires Sorglosigkeit. Doch dann sagte sie: „Ja, Pats. Es muss sein.“
„Wir können es bei Caesar’s Chrystal Palace ausrichten“, warf ich schnell ein, um einen Streit abzuwenden. „Sie haben alles für einen ordentlichen Empfang, und das Essen ist gut.“
„Ach, komm schon“, sagte Mary. „Das Essen dort ist superteuer und im Ernst, Leute, ich habe nicht das Geld, um es in diese Party zu stecken, wie ihr es
Weitere Kostenlose Bücher