Hot Summer
verbarg seine Hände unter den Achseln, als wollte er sie daran hindern, seine Unruhe zu zeigen. „Und ich fühle mich deswegen auch nicht sonderlich gut.“
Wir lächelten in stillem Einverständnis. Die Musik aus der Stereoanlage wechselte zu einem langsamen, ruhigen Song. Wir erstarrten, sagten nichts. Dann löste Alex eine Hand und streckte sie mir entgegen.
Ich nahm sie. Er zog mich näher, Schritt für Schritt, bis unsere Körper sich aneinanderpressten. Sein T-Shirt war noch feucht von den Tränen, die ich vergossen hatte. Ich schloss die Augen und atmete tief den Duft nach Weichspüler und Seife ein, der sich mit seinem eigenen, unverwechselbaren Geruch vermischte. Eine Weile hielt er mich so fest, ehe wir begannen, uns langsam zur Musik zu bewegen.
Wir tanzten. Ein Lied ging in das nächste über. Es war egal, welcher Sänger es war oder worüber er sang, nicht einmal der Rhythmus interessierte uns. Wir fanden unseren eigenen Rhythmus an diesem Abend in meiner Küche. Wir bewegten uns, perfekt aufeinander abgestimmt. Ein Schritt führte zum nächsten und immer so weiter. Es gab kein Zögern, keine Unbeholfenheit. Die Musik spielte weiter, während wir uns wiegten.
Wir tanzten schweigend. Nicht weil es nichts zu sagen gab, sondern weil wir nicht laut sprechen mussten, um einander zu verstehen. Wir mussten nicht reden, um einander zu erklären, wer wir waren. In diesem Augenblick gab es nichts Falsches.
Wir hatten nichts, das wir in Ordnung bringen mussten.
Es ist überraschend, wie schnell man sich an manche Dinge gewöhnt. Wie einfach es war, sich umzustellen. Das kleine, ordentliche Leben, das James und ich uns eingerichtet hatten, schmolz und formte sich zu einem neuen Leben, das Alex einschloss.
Es gab einige Vorteile. Sex. Ein drittes Paar Hände, das im Haus half. Ein zusätzliches Bankkonto, von dem wir zehren konnten, da Alex sehr großzügig zu unserem Lebensunterhalt beisteuerte. Ein weniger greifbarer, aber von mir sehr geschätzter Vorteil war, dass James’ Mutter nicht mehr einfach so vorbeischaute, solange Alex bei uns war. In den ersten sechs Jahren meiner Ehe war sie immer wieder einfach so bei uns aufgetaucht. Jetzt jedoch rief sie nicht einmal mehr bei uns an, sondern telefonierte mit James auf seinem Handy.
Aber es gab auch Nachteile. Zwei andere Körper in meinem Bett, und beide schnarchten nachts. Es gab mehr Wäsche, die gewaschen, zusammengelegt und in den Schränken verstaut werden musste. Allerdings bat Alex mich nie, seine Sachen zu waschen. Sie lagen einfach irgendwo verstreut, und da ich nie wusste, welche Jeans wem gehörte, sammelte ich sie einfach mit ein. Wenn wir zusammen herumhingen, fühlte ich mich manchmal wie das fünfte Rad am Wagen. Ich war in ihre Insiderwitze nicht eingeweiht und verstand ihre verrückten Rückfälle in kindisches Verhalten nicht. Manchmal fühlte es sich an, als lebte ich jetzt mit Beavis und Butthead zusammen.
„Warum tust du das?“ Die Frage kam von Alex. James schenkte uns keine Aufmerksamkeit. Er konzentrierte sich auf den Fernseher, wo sie ein langweiliges und laut plärrendes Videospiel spielten. Alex hatte eine neue Spielkonsole mit nach Hause gebracht, und sie spielten schon seit Stunden.
„Was tue ich denn?“ Ich verharrte auf meinem Weg aus dem Zimmer.
„Wenn du willst, dass wir aufhören zu spielen, warum sagst du es nicht einfach? Stattdessen schaust du so finster drein.“ Er schien sich tatsächlich für meine Antwort zu interessieren, anders als sein Kumpel James, der fröhlich johlte, weil er ein Blutbad anrichtete.
„Das habe ich doch vor zwanzig Minuten schon gesagt.“
„Nein, du hast uns gefragt, ob wir mit dir essen gehen und danach ins Kino wollen.“ Alex legte seinen Controller beiseite, und endlich wurde auch James aufmerksam, denn Alex’ Spielfigur schoss nicht länger an seiner Seite auf die Feinde. Ein Monster tauchte auf und aß seinen Kopf. James grummelte.
„Und offensichtlich habt ihr keine Lust.“ Ich verschränkte meine Arme. Die neue Spielkonsole hatte mich nicht gerade überwältigt. Ich machte mir nichts daraus, wie viel Arbeitsspeicher sie hatte oder welche tolle Grafikkarte eingebaut war. Erst recht interessierte es mich nicht, wie schwer das Ding zu bekommen war.
„Siehst du? Warum tust du das?“ Alex stand mit einer langsamen, fließenden Bewegung vom Fußboden auf. „Nun bist du verärgert.“
James schaute auf. „Huch? Worüber ärgert sie sich?“
„Weil wir sie
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