Hot Summer
mich losließ. Nie.
„Ich liebe dich“, wisperte ich an seiner Brust.
Mit einer Hand umfasste er meinen Hinterkopf und streichelte mein Haar, das sich von der feuchten Hitze kräuselte. „Ich liebe dich auch.“
„James.“ Evelyns Stimme unterbrach unseren ruhigen Moment.
James ließ mich nicht los. „Ja, Mom.“
„Wir gehen. Jetzt.“
Er hielt mich mit seinen Armen umschlossen. „Tschüss. Danke, dass ihr gekommen seid.“
„Ich sagte, wir gehen jetzt“, wiederholte sie, als hätte er sie nicht gehört.
„Ich habe verstanden“, sagte James. „Auf Wiedersehen.“
Es war ein bisschen so, als hätten die Reden das Signal gegeben, um ein zweites Mal das Büffet zu stürmen. Die Leute gingen zurück ins Haus und bedienten sich bei den Brownies und den Keksen, die Patricia gebacken hatte. Einige warfen uns neugierige Blicke zu, als sie sich vorbeischoben, aber das lag vermutlich an Evelyns unfreundlichem Tonfall. Ich gab der Verlockung nicht nach, etwas zu ihr zu sagen. Ich war nicht sicher, was ich sagen würde.
„Willst du uns nicht zum Wagen begleiten?“
James drehte sich nicht einmal zu ihr um. „Ich denke, du kennst den Weg.“
Ich schob ihn ein Stück von mir weg. „Wenn du mit ihr gehen willst …“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, will ich nicht. Tschüss, Mom. Ich werde dich anrufen.“
„Wird sie dich anrufen lassen?“ Der Kommentar war richtig böse, selbst für Evelyns Verhältnisse.
James beherrschte sich besser, als ich es an seiner Stelle gekonnt hätte. Er antwortete mit Schweigen, und ich musste zugeben, dass es letzten Endes die beste Art war, mit ihr umzugehen. Damit hatte sie nichts, worauf sie antworten konnte. Evelyn drehte sich auf dem Absatz um und ging. Sobald sie um die Hausecke verschwunden war, atmete ich erleichtert auf.
James streichelte meinen Rücken. „Wir können später darüber reden.“
Ich glaubte nicht, dass ich je darüber reden wollte. „Okay.“
„Macht mal Platz“, bemerkte Claire, als sie die Terrasse betrat und sich neben uns auf die Brüstung setzte. „Ihr kleinen Exhibitionisten.“
James zauste ihr Haar, und sie duckte sich mit einem finsteren Blick. „Hör dir die Kleine an.“
Claire spielte die Beleidigte. „Ich habe jedenfalls nichts dafür übrig, meine Zuneigung öffentlich zur Schau zu stellen. Das ist echt zu viel.“
Patricia stand auf dem Rasen und schaute zu uns herauf. „Hey, sollten wir nicht langsam den Kuchen holen?“
„Kuchen!“ Claire klatschte in die Hände. „Ich bin dafür.“
„Ich bin auch dafür“, sagte James.
Mary tauchte auf. „Worüber stimmen wir ab?“
„Den Kuchen“, erklärte ich.
„Definitiv, ja! Ich helfe dir, Patricia. Komm, Claire!“
„Hey, das ist nicht fair, die schwangere Frau zur Arbeit anzutreiben!“
„Dann setz dich halt drauf!“, war Marys lapidarer Vorschlag.
„Auf den Kuchen?“, rief Patricia entsetzt. „Das wagst du nicht!“
„Himmel, hilf!“, murmelte ich und lehnte mich an meinen Mann. „Das ist ja hier wie im Irrenhaus.“
Meine Schwestern gingen ins Haus und holten den Kuchen. Es war eine Reproduktion der Hochzeitstorte meiner Eltern von vor dreißig Jahren. Es gab eine Menge „Ohhs“ und „Ahhs“, als der Kuchen enthüllt wurde. Verglichen mit den raffinierten Torten, die ich auf vielen Hochzeiten der letzten Jahre gesehen hatte, war dieser Kuchen ein einfaches Modell. Er bestand aus drei Schichten, und auf der weißen Zuckergussglasur standen in der Mitte eine Braut und ein Bräutigam aus Plastik.
Meine Schwestern umringten meine Eltern, damit sie den Kuchen anschnitten. Claire hatte auf dem iPod „Hit Me With Your Best Shot“ ausgewählt, und meine Eltern warfen einander den Kuchen ins Gesicht. Als ich meinen Vater beobachtete, der sich die Glasur von den Fingern leckte, während meine Mutter ihm half, mit einer Serviette sein Gesicht zu reinigen, sah ich etwas sehr Wichtiges.
Sie liebten einander wirklich. Es war egal, was in der Vergangenheit passiert war, sie liebten einander dennoch. Sie hatten es bis hierher geschafft und hatten ihre Entscheidungen getroffen. Sie brauchten niemanden, der einschritt und ihnen die Hand reichte. Das konnten sie alles gut alleine schaffen.
Als die Sonne langsam unterging, wurde die Party ruhiger. Wir verabschiedeten die Gäste, die nach und nach gingen, und packten die Essensreste in Styroporbehälter, die der Caterer zur Verfügung stellte. Wir bezahlten die Rechnung und halfen, das Zelt abzubauen.
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