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Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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nicht gemeint.“
    „Oh.“ Sie nickte. Dann fragte sie: „Alex?“
    „Das auch, ja.“
    „Da ist noch mehr?“ Sie grinste. „Meine Güte, Weib! Du hast Geheimnisse vor uns.“
    Ich war so müde. Alles machte mich schrecklich müde.
    „Claire, du erinnerst dich nicht an den Sommer, als Mom verschwand. Du warst zu klein, und außerdem hat sie dich mitgenommen. Du weißt nicht, was damals alles passierte …“ Meine Stimme brach. Ich schluckte, um den Stacheldraht in meiner Kehle zu vertreiben.
    „Ich weiß ein bisschen davon. Mary und Pats haben mir ein paar Sachen erzählt. Du hast nie darüber gesprochen“, sagte sie. „Aber … ich bin mir sicher, dass es schlimm war. War es das nicht? Ich meine … Es ist nie richtig gut gewesen, oder?“
    „Doch, es war besser. Davor hat er nicht so viel getrunken, und Mom und er haben nicht gestritten. Vor jenem Sommer ging es ihm besser.“
    Sie zog die Knie an und legte die Arme darum. „Bäh. Mein Bauch kommt mir langsam ins Gehege.“ Sie entspannte ihre Haltung ein wenig. „Dad ist ein Trinker, Anne. So ist es nun mal.“
    „Aber es wurde schlimmer, als sie uns alleinließ.“ Ich zog ein Kissen auf meinen Schoß und knetete es. „Ich habe Mom nie davon erzählt, was passierte, als wir mit dem Boot auf den See fuhren. Wie das Boot beinahe kenterte, weil er zu betrunken war, um zu segeln. Wenn ich es ihr erzählt hätte, wäre sie vielleicht geblieben und er hätte es vielleicht geschafft, sich zusammenzureißen. Uns zusammenzuhalten. Ach, vergiss es. Vergiss, was ich gesagt habe.“
    Claire starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere. Ihr Mund, der heute in einem gedeckten Rosaton geschminkt war, zitterte. Ihre Mundwinkel hingen nach unten. „Du kannst nicht dir die Schuld für das geben, was er getan hat. Oder sie. Das ist lange her, und du warst doch nur ein Kind. Es war nicht deine Aufgabe, irgendwas zu tun.“
    „Ich weiß, ich weiß“, sagte ich und vergrub die Finger in der angenehmen Weichheit des Kissens. „Aber wie ihr immer sagt … ich bin die Einzige, die mit ihm umgehen kann.“
    „Ach, Anne!“, rief Claire aus. „Mach dich nicht selbst krank mit diesen Gedanken.“
    „Ich habe Zeitschriften gelesen und habe später darüber studiert“, erklärte ich ihr. „Alkoholismus ist eine Krankheit. Es ist nicht meine Schuld oder deine oder die von irgendwem. Nichts, was ich getan habe, hat ihn zum Trinker gemacht. Das weiß ich.“
    „Aber du musst es auch glauben“, flüsterte sie und nahm meine Hand.
    Wir sahen uns an.
    „Ja“, sagte ich schließlich. „Das ist das Schwierige. Manchmal denke ich eben, wenn ich ihr einfach von diesem Tag auf dem See erzählt hätte, wäre sie geblieben. Er wäre dann nicht so durchgedreht. Sie wäre geblieben, statt wegzugehen und sich um Tante Kate zu kümmern.“
    Claire zerrte an ihrem Zeigefinger. Sie wischte sich glitzernde Tränen aus dem Augenwinkel, erst das linke, dann das rechte Auge. „Sie ist nicht zu Tante Kate gefahren, Anne.“
    Ich war nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte. „Was?“
    Claire schüttelte den Kopf. „Sie ist in jenem Sommer nicht zu Tante Kate gefahren. Das ist nur das, was alle dir erzählt haben, aber es stimmte nicht.“
    „Aber … wohin ist sie dann gegangen?“ Der Boden war mir heute schon einmal unter den Füßen weggezogen worden. Ich konnte bei dieser Eröffnung nur blinzeln.
    „Sie ist zu einem Typen namens Barry Lewis gezogen.“ Claire wirkte, als wäre ihr nicht behaglich zumute. So hatte ich sie noch nie erlebt. „Sie hatte eine Affäre mit ihm. Sie hat Dad in diesem Sommer verlassen. Sie wollte sich von ihm scheiden lassen.“

17. KAPITEL
    Evelyn war nicht gegangen, trotz meines gut gemeinten Rats. Ich machte sie auf der anderen Seite des Gartens aus, wo sie mit James redete. Er sah zutiefst unglücklich aus. Dann sah er wütend aus. Ich konnte nicht hören, was sie redeten.
    Ich hatte die Reden nicht verpasst. Jemand hatte meiner Mutter eine Kette aus Aufreißlaschen gebastelt und meinen Vater mit einem Pappteller gekrönt, durch dessen Rand abgebrochene Plastikgabeln gesteckt waren. Ich hörte viele Gäste lachen, als einer nach dem anderen, Freunde und Familienmitglieder aufstanden und ein paar Worte sagten, ehe sie das Glas erhoben, um auf das Wohl meiner Eltern zu trinken.
    Es kam mir noch mehr wie eine Lüge vor als sonst. Ich hatte nie geglaubt, dass meine Eltern eine gute Ehe führten. Eine, die für sie funktionierte, aber in

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