Hot Summer
Wahrheit hinkte und darunter litt, dass sie sich nur einredeten, dass sie befriedigend war. Aber gut? Nein. Nicht, wenn ich von meinen eigenen Ansprüchen ausging.
Meine Mutter hatte eine Affäre gehabt. Sie hatte meinen Vater wegen eines anderen Mannes verlassen. Das zu wissen sprach mich frei, aber ich fühlte mich nicht besser. Sie hatte nicht nur ihn verlassen, sondern auch uns. Sie hatte mich alleingelassen, und ich musste mich um ihn kümmern, obwohl doch eigentlich er sich um uns kümmern sollte. Sie verließ uns, und er brach zusammen. Danach war nichts mehr wie zuvor.
Lachend schüttelte meine Mutter den Kopf, weil sie nicht aufstehen und eine Rede halten wollte. Mein Vater kannte diese falsche Bescheidenheit nicht. Er stand auf und hielt sein Glas hoch in die Luft. Dann inspizierte er die versammelte Menge. Es gab kein erwartungsvolles Summen, aber die gemurmelten Gespräche verstummten.
„Was für ein Tag, hm? Was für ein Tag.“
„Du sagst es, Bill! Sag es ihnen!“
„Weiter so, Bill!“
Einige Leute klatschten. Ein paar pfiffen gutmütig. Drüben beim Zelt kreuzte Evelyn die Arme vor der Brust. Sie sah aus, als erwarte sie ein Verhängnis.
Mein Vater begann, jedem für sein Kommen zu danken, und meiner Mutter, weil sie so lange bei ihm geblieben war. James tauchte hinter mir auf und legte seine Arme um mich. Seine Wange drückte sich an meine. Mein Körper spannte sich an, ich wartete förmlich darauf, dass er etwas über seine Mutter sagte. Er tat es nicht. Sie beobachtete uns. Ihr Missfallen war für jeden offensichtlich, der sich die Mühe machte, ihrem Blick zu folgen. Die Art, wie sie zu uns herüberschaute, machte mich schon wieder wütend. Heute war nicht ihr Tag, aber irgendwie versuchte sie, es zu einem ganz besonderen Tag für sie zu machen.
„Und meinen Töchtern Anne, Patricia, Mary und Claire danke ich“, sagte mein Vater. „Weil sie diese Party für uns organisiert haben.“
Die Leute drehten sich nach uns vieren um. Patricia hatte den Arm um Seans Taille gelegt, während ihre Kinder sie wie kleine Satelliten umkreisten. Mary stand gerade weit genug von Betts entfernt. Claire unterhielt sich mit einem groß gewachsenen Typen, den ich nicht kannte. Schließlich ich, die die Blicke der anderen aus der zweifelhaften Sicherheit von James’ Umarmung aus erwiderte.
Sie schienen auf etwas zu warten.
„Sie möchten, dass du redest“, flüsterte James. „Geh schon.“
„Nein“, sagte ich, doch er verschränkte seine Finger mit meinen und drückte aufmunternd meine Hand. Irgendwie fand ich die Kraft, zu den Leuten zu sprechen.
„Vor ungefähr sechs Monaten“, begann ich, „kam meine Schwester Patricia zu mir und hatte diese verrückte Idee, den Hochzeitstag unserer Eltern mit einer Party zu feiern. Wenn ihr also einen schönen Tag habt“, laute Jubelrufe waren zu hören, „dann könnt ihr Patricia danken. Wenn ihr eine schreckliche Zeit habt – auch.“
Lachen antwortete mir. Ich fuhr fort. „Wir freuen uns, weil ihr heute alle kommen konntet und mit uns gemeinsam den dreißigsten Hochzeitstag von Peggy und Bill feiert. Es gab gute Zeiten. Und einige nicht so gute Zeiten.“
Ich zögerte und spürte, wie Tränen in meiner Kehle aufstiegen. Erneut drückte James meine Hand. Eine sanfte Berührung, die mich wissen ließ, dass er da war.
„Aber das ist es, was Familie ausmacht. Gute und schlechte Zeiten. Aneinander kleben. Die glücklichen Dinge zu teilen und da zu sein und eine Hand hinzuhalten, wenn die unglücklichen Dinge auf uns zukommen.“
Ich wäre gerne eloquenter gewesen, aber da nun die Augen aller Anwesenden auf mich gerichtet waren, hatte ich das Gefühl, ein Klischee an das nächste zu reihen.
„Einige von euch kennen meine Eltern seit über dreißig Jahren. Ihr kennt meine Schwestern und mich unser ganzes Leben lang. Einige von euch haben wir erst kürzlich kennengelernt, aber das ist auch in Ordnung. Ihr seid vor unseren Verrücktheiten nicht geschützt. Wenn ihr hier seid, dann seid ihr Teil der Familie. Richtet euch schon mal drauf ein, später beim Aufräumen zu helfen.“
Mehr Gelächter.
„Also … ich trinke auf meine Eltern Bill und Peggy. Auf dreißig gemeinsame Jahre.“ Ich hatte kein Glas, das ich heben konnte, aber die Gäste hoben ihre. „Und auf zweimal so viele gemeinsame Jahre.“
„Gut gemacht“, flüsterte James und küsste mich.
Er schlang seine Arme um mich und hielt mich fest. Ich ließ es zu. Ich wollte nicht, dass er
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