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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Burke
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vier verschiedene Modelle, von denen Brady das gebräuchlichste verkörpert. Alle Bradys sehen gleich aus. Und allen wohnt dasselbe Wissensreservoir inne; deshalb ist ihr Nutzen so groß. In regelmäßigen Abständen werden ihre Gehirne mit allen Einzelheiten über die letzten Verbrechen gefüttert. Wird ein Brady in Ausübung seiner Pflicht zerstört, dann ersetzen wir ihn durch einen anderen, der imstande ist, genau da fortzufahren, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Sie besitzen ausgezeichnete Fähigkeiten, die ihnen logische Analysen und die Auswertung von Fakten ermöglichen. Für Nachforschungen aller Art sind sie ideal geeignet, weil die neuesten Informationen griffbereit in ihrem Gehirn aufgespeichert liegen. Sie sondern irreführende Fakten aus und korrigieren Fehler, die ein menschlicher Beamter – wie etwa ich – im Laufe einer Untersuchung begehen könnte. Für alle Zwecke und Absichten sind sie menschlich – doch wenn nötig, kann man sie auseinandernehmen und überholen.“
    „Aber die Art, in der Brady sprach – sein ganzes Verhalten …“
    „Ein gewisser Persönlichkeitsquotient ist eingeführt worden. Er erleichtert die Dinge von jedem Gesichtspunkt aus. Offen gestanden vergesse ich oft, wenn ich mit einem Brady arbeite, daß er kein Mensch wie ich ist – und das ist gut so, denn es läßt sich leichter mit jemandem zusammenwirken, wenn man ihn nicht nur als verbesserte Rechenmaschine betrachtet. Manchmal glaube ich, daß die Humanoiden größere Individualität besitzen, als wir glauben.“
    Koechel ließ sich in einen Sessel fallen. Der venusische Geschäftsmann klopfte ihm mit einer Mischung aus Herablassung und echter Sympathie auf die Schulter.
    „Vielleicht lohnt es jetzt gar nicht mehr, daß Sie nach Perseus Fünf fliegen“, bemerkte er.
    „Zweifellos ist das Persönlichkeitsempfinden eines Brady so stark“, fuhr Harrison fort, „daß der Uranier nicht ahnte, daß er einen Robot imitierte. Und natürlich war in Bradys Gehirn eine Erinnerungsschablone der Schmuggelaffäre vorhanden. Nur war es zufällig ein anderer Brady, der darin verwickelt war. Wahrscheinlich haben unsere Leute einen Brady in die Reihen der Schmuggler eingeschleust, um herauszufinden, wie die Bande operierte. Aber das wußte der Uranier nicht. Er sah Brady und entschloß sich, Rache an ihm zu nehmen. Und als er Brady getötet und seine Gestalt angenommen hatte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, mir ein Geständnis abzulegen. Damit verriet er sich. Ein Robot ist nicht dazu entworfen, Reue zu empfinden! Sobald ich Bradys von Mann-zu-Mann-Bekenntnis hörte, wußte ich, daß etwas nicht stimmte. Und als wir dann die Abteilung von Pellucin draußen landen hörten und ich Brady auftrug, nach unten zu gehen und sie einzulassen, war mir klar, daß ich nicht den echten Brady vor mir hatte. Kein Robot, der bei Sinnen ist – wenn ich es einmal so ausdrücken darf –, würde einen solchen Befehl ausführen. Seine Autorität besitzt nicht das nötige Gewicht. Er hätte mich höflich, aber bestimmt darauf aufmerksam gemacht, daß meine Anordnung den Vorschriften widerspräche. Aber der Pseudo-Brady machte sich zufrieden auf den Weg, bereit, durch die Maschen zu schlüpfen, sobald sich das Netz gelockert hatte.“
    Coleman meinte: „Mir scheint, der Uranier muß im letzten Augenblick gespürt haben, daß etwas nicht stimmte. Als er herunterkam, um über Visi den Befehl zu geben, fiel ihm auf, daß er nicht korrekt handelte. Er zauderte. Aber wahrscheinlich konnte er sich über die Bedeutung der Impulse bei Brady nicht klar werden. Und zu spät war es auf jeden Fall.“
    Steve Osmond fragte: „Können Sie den wirklichen Brady reparieren?“
    „Nach einer Überholung ist er wiederhergestellt“, bestätigte Harrison. „Voraussichtlich wird der Persönlichkeitsfaktor Zeit brauchen, um ihn wieder zu durchdringen, aber sobald er reaktiviert ist, kann er seinen Dienst wieder ausüben.“ Er blickte sich im Kreis der Gäste um, die ihm ihre vorübergehende Gefangenschaft in dem Hotel verdankten. „Nun, ich denke, das wäre alles. Noch irgendwelche Fragen?“
    „Können wir jetzt gehen?“
    „Ich sehe keinen Grund, der dagegen spräche.“
    Die Runde löste sich auf. Eine Reihe von Leuten eilte nach oben, um ihre Koffer zu packen und das Hotel zu verlassen. Oliver, der Geschäftsführer, hastete hin und her und flehte seine Gäste an, sich nicht zu beunruhigen; von jetzt an würde alles seinen normalen Gang nehmen

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