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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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einem Blick auf den Stock beendete Andre das Schweigen, kaum dass sie auf die Landstraße eingebogen waren.
    Von seiner Direktheit ziemlich überrascht, schluckte Samantha mehrere Male, bevor sie ihm berichtete, dass ihr Knie genau genommen nicht beim Unfall, sondern erst bei der dramatischen Rettung Schaden genommen habe.
    „Vier Mal bin ich seitdem operiert worden", beendete sie schließlich ihren Bericht, „und besser, als es derzeit ist, wird es wohl nicht mehr werden. Falls Sie je die Hoffnung gehabt haben sollten, die Person auf dem Foto, das Sie mir gegeben haben, unversehrt
    zurückzubekommen, muss ich Sie enttäuschen. Und noch ist es nicht zu spät, es sich anders zu überlegen."
    Doch Andre tat ihr nicht den Gefallen, sich von ihrem Sarkasmus aus der Ruhe bringen zu lassen. „Immerhin scheint die Person ihren Sinn für schwarzen Humor nicht verloren zu haben", erwiderte er und sah Samantha lächelnd an.
    Fasziniert beobachtete sie, wie sehr dieses kleine, aber aufrichtige Lächeln sein Gesicht veränderte, aus dem jede Strenge und aller Groll verschwunden waren. „Achten Sie lieber auf die Straße!" sagte sie schnell, um die Gefühle zu unterdrücken, die in ihr aufloderten.
    Augenblicklich nahm er den Fuß vom Gaspedal und widmete sein ganzes Augenmerk der kurvenreichen Strecke. „Es tut mir wirklich Leid", entschuldigte er sich. „Ich habe einen Moment lang völlig vergessen, welche Überwindung es dich kosten muss, in ein Auto ..."
    „So schlimm ist es nicht", fiel Samantha ihm ins Wort, weil sie sich dafür schämte, was sie mit ihrer unbedachten Bemerkung angerichtet hatte. „Erst recht nicht bei einem so guten Fahrer wie Ihnen", fügte sie hinzu, um sicherzugehen, dass Andre sich keine Vorwürfe machte.
    Gleichwohl dauerte es eine ganze Weile, bis er es wagte, erneut ein Gespräch zu beginnen.
    „Warum ist das Tremount eigentlich in einem so erbärmlichen Zustand?" erkundigte er sich.
    „Es fällt schwer, zu glauben, dass es einst bessere Tage gesehen hat."
    „Hat es aber!" Mit Erleichterung nahm Samantha zur Kenntnis, dass Andre ein weniger heikles Thema angeschnitten hatte. „Auch wenn es lange her ist. Wie man am Stil, in dem es erbaut wurde, deutlich sehen kann, stammt es aus dem späten neunzehnten Jahrhundert, und jahrzehntelang gehörte es zu den besten Häusern entlang der Küste. Der Niedergang begann erst, als sich mit dem Aufkommen der Fernreisen die Tourismusbranche von Grund auf veränderte. Doch seit immer mehr Menschen bereit sind, für einen gewissen Komfort einen entsprechenden Preis zu zahlen, ist ein Objekt wie das Tremount für potenzielle Investoren durchaus interessant. Gut erreichbar, exklusive Lage, eigener Strand - wo findet man das heute noch? Außerdem gehört zum Hotel ein riesiges Gelände, das geradezu ideal für einen Golfplatz wäre."
    Gebannt hörte Andre zu. Samantha schien nicht einmal zu merken, dass sie ihm gratis eine detaillierte Expertise lieferte, für die er normalerweise ein sündhaft teures Gutachten hätte in Auftrag geben müssen. Doch es schien sie nicht im Geringsten stutzig zu machen, dass sie über Kenntnisse verfügte, die man nur in langen Berufsjahren erlangen konnte. Ganz offensichtlich hatte sie tatsächlich keine Erinnerung daran, dass die Hotelbranche nicht nur einige Jahre, sondern ihr ganzes bisheriges Leben bestimmt hatte.
    Wie ihr auch nicht aufzufallen schien, dass sie aus alter Gewohnheit immer wieder seinen Namen in ihren Vortrag einfließen ließ. Genau wie es ihrer Gewohnheit entsprach, ihren Worten dadurch Nachdruck zu verleihen, dass sie mit den Händen gestikulierte.
    Das war aber auch schon alles, was ihn an die Samantha erinnerte, die er einst gekannt hatte. Denn was er ansonsten beobachten konnte, stand in krassem Widerspruch dazu, angefangen von der Frisur über die Art, wie sie sich kleidete, bis hin zu ihrem
    Gesichtsausdruck, in dem er jegliche Begeisterung vermisste. In nichts wollte sie dem hitzköpfigen Energiebündel von früher gleichen, und nur in dem Moment, als das Gespräch auf ihre Ehe gekommen war, hatte sie mit einer Heftigkeit reagiert, die ihn ansatzweise an früher erinnerte. Nur dass sie seinerzeit nicht umgekippt wäre.
    Nach einer guten Stunde Fahrt bogen sie in die Auffahrt zu einem großen und vornehmen Hotel ein.
    „Das ist also das berühmte Visconte Exeter." Samantha nickte anerkennend. „Jetzt verstehe ich auch, warum sämtliche Zeitungen so ausführlich über die feierliche Eröffnung im

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