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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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widerwillig. Denn mehr als der erneute Schwächeanfall bereitete ihr die Frage
    Kopfzerbrechen, warum sie sich immer noch an nichts erinnern konnte. Nicht einmal an das allerkleinste Detail.
    „Das mit den Beweisen war wohl kein so guter Einfall." Andre bückte sich und nahm die Unterlagen an sich, die Samantha aus den Händen geglitten waren. „Es wird Zeit, dass wir herausbekommen, warum du so heftig reagierst, wenn du mit deiner Vergangenheit
    konfrontiert wirst."
    Mit unserer Vergangenheit! Samantha war versucht, ihm zu widersprechen. Doch sie befand sich viel zu sehr am Rande eines Abgrundes, um das Gespräch auf ein Thema zu lenken, das sie zwangsläufig aus dem Gleichgewicht bringen musste.
    „In dem Zeitungsartikel stand, dass sich der Unfall in Exeter ereignet hat", sprach Andre weiter. „Dann hast du doch sicherlich auch dort im Krankenhaus gelegen, oder?"
    Samantha nickte lediglich.
    „Damit wäre auch die Frage von vorhin geklärt", entschied Andre\ „Wir ziehen heute noch in mein Hotel in Exeter. Bevor wir aufbrechen, muss ich einige Anrufe erledigen. In der Zwischenzeit kannst du das Nötigste einpacken."
    „Habe ich vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?"
    „Nein." Mit aller Bestimmtheit schmetterte Andre Samanthas zaghaften Versuch des Protestes ab. „Ein ganzes Jahr lang musste ich mit der Unsicherheit leben, ob du lebst oder tot bist. Und ehrlich gesagt, wusste ich manchmal nicht mehr, was von beidem mir lieber war", fügte er mit erschreckender Direktheit hinzu.
    „Doch wie ich feststellen muss, bist du weder das eine noch das andere. Stattdessen vegetierst du in einer Art Niemandsland vor dich hin, weil du alles Erdenkliche tust, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Es wird Zeit, dass wir den Grund dafür erfahren. Ich habe zwar eine Vermutung, trotzdem halte ich es für besser, die Ärzte zu Rate zu ziehen, die dich seinerzeit behandelt haben."
    Er sah Samantha mit einer Entschlossenheit an, die jeden Einwand sinnlos machte. „Bis dahin bleibt dir nicht viel mehr, als zu akzeptieren, dass wir verheiratet sind", sagte er schließlich und legte ihr das Hochzeitsfoto in den Schoß. „Alles andere wird sich finden."

4. KAPITEL
    „Du kannst dich doch nicht einem wildfremden Mann anvertrauen!" protestierte Carla, als sie sah, dass Samantha ihre Habseligkeiten zusammensuchte und in einer Reisetasche verstaute.
    „Wer weiß, vielleicht hat er sich das Ganze nur ausgedacht?"
    Statt zu antworten, reichte Samantha Carla das Foto, auf dem Andre und sie am Tag ihrer Hochzeit zu sehen waren.
    Kaum fiel ihr Blick auf das glückliche Paar, änderte sich Carlas Gesichtsausdruck schlagartig, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihre Sprache wieder gefunden hatte.
    „Was mag nur geschehen sein, dass du dich an etwas so Wunderbares nicht erinnern
    kannst?" fragte sie mit Tränen in den Augen.
    Nichts wünschte sich Samantha sehnlicher als eine Antwort auf genau diese Frage. Und doch vermied sie es, darüber auch nur nachzudenken. Denn anders als ihre Freundin hatte sie für ihre Trauer nicht einmal mehr Tränen. Sie empfand nur eine große Leere. „Weißt du, wer er ist?" fragte sie, um das Thema zu wechseln.
    Carla nickte. „Nathan Payne hat mir gesagt, mit wem wir es zu tun haben", berichtete sie.
    „Umso unverständlicher ist mir, warum er ein ganzes Jahr gebraucht hat, um dich
    aufzustöbern. Denn wenn er dich wirklich vermisst hätte, wäre es einem Mann wie dem großen Visconte doch ein Leichtes gewesen, dich ausfindig zu machen. Deine Geschichte ging seinerzeit doch durch alle Medien."
    „Es kann doch sein, dass er davon gar nichts mitbekommen hat", wandte Samantha ein.
    „Vielleicht war er gerade auf Reisen." Das war zwar nicht sonderlich wahrscheinlich, aber ausgeschlossen war es auch nicht. Immerhin schien er zumindest ein Büro in New York zu haben.
    „Hast du ihn denn nicht danach gefragt?"
    Sie hatte ihn nicht danach gefragt. Wie sie ihn überhaupt fast nichts gefragt hatte. Nicht, dass es sie nicht interessiert hätte. Einstweilen jedoch fehlte ihr die Kraft - wie die Tatsache, dass sie im Lauf des Tages bereits zwei Mal zusammengebrochen war, eindeutig bewies.
    „Bislang hatte ich einfach nicht den Mut, ihn auf unsere gemeinsame Vergangenheit anzusprechen", gestand sie ihrer Freundin.
    „Umso gründlicher solltest du dir überlegen, was du tust."
    Wahrscheinlich hat Carla Recht, dachte Samantha. Bestimmt sogar. Doch das würde sie nicht daran hindern, ihren

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