Hotel Transylvania
Sie führt dich in das Hotel. Von dort musst du dir den Weg selbst suchen.«
»Und du?«
Saint-Germain sah sie an, und einen Moment lang erlosch die glühende Wut in seinen dunklen Augen. »Ich werde dir folgen, mein Herz. Darauf hast du mein Wort.«
»Aber, Saint-Germain«, sagte sie, während sie am ganzen Körper zitterte. Seit vielen langen Stunden war sie das erste Mal wieder frei und ungefesselt.
Er küsste ihre Fingerspitzen. »Geh«, sagte er leise. Dann riss er seinen Blick von ihr los und wandte sich den Männern zu, die immer näher kamen. Er hielt nur einen Moment inne, dann stürmte er mit erhobenen Armen auf sie los.
Für einen Augenblick fuhr der Zirkel erschrocken zurück, und dieser Augenblick war lang genug, dass Saint-Germain nach Achille Cressie greifen konnte.
Madelaine zögerte nicht. Sie stolperte durch den Seitengang und wäre zweimal beinahe gestürzt, als ihre halb abgestorbenen Füße unter ihr nachgaben.
Am Ende der Kapelle konnte sie die Tür nicht entdecken, und die Düsternis ließ die Ecken verschwimmen.
Hinter ihr hob Saint-Germain Achille Cressie an Schulter und Schenkel in die Höhe, dann verwendete er ihn als Rammbock und stieß ihn mit voller Wucht gegen Beauvrai, der geprellt rücklings hinstürzte. Achille Cressie setzte zu einem hohen zittrigen Aufheulen an, das sich noch steigerte, als Saint-Germain ihn wieder zu Boden schleuderte. Mit einem feuchtdumpfen Aufschlag verstummte das Heulen.
»Zurück!«, schrie Saint Sebastien, und sein Zirkel gehorchte und hielt sich von Saint-Germains todbringenden Händen und Füßen fern.
Im hinteren Teil der Kapelle suchte Madelaine immer noch nach der Tür und wollte schon vor Ärger und Schrecken losschreien, als ein weniges über ihr etwas quietschte und ein Lichtschein an die Wand fiel. Einen Moment später war die Tür offen, und darin standen Roger und Beverly Sattin.
»Oh, Gott sei bedankt«, stöhnte Madelaine auf und fiel dem englischen Zauberer in die Arme.
Im Zentrum der Kapelle herrschte Schweigen bis auf das krampfhafte Zucken des sterbenden Achille Cressie.
»Herr«, sagte Roger in aller Gelassenheit, »ich denke, Eure Kutsche steht nunmehr bereit.«
»Danke, Roger«, sagte Saint-Germain und klang nur ganz wenig außer Atem. »Ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen.«
Roger verneigte sich und bemerkte: »Der Unglückliche, der da hinten brennt, hat einen Brand entfacht.«
Bis zu diesem Augenblick hatte Saint-Germain das feurige Flackern nicht bemerkt, das langsam an den aufgestapelten Kirchenbänken emporstieg und sich hungrig in das trockene Holz fraß. Alle Männer im Keller sahen nun auf das Feuer.
»Wie Ihr seht«, sagte Roger etwas überflüssigerweise, »könnt Ihr nicht durch das Gewölbe gehen. Es gibt nur diese Treppe.« Er trat zur Seite.
Saint-Germain nickte. »Ich verstehe. Dann bringt Madelaine zur Kutsche. Und lasst die Tür offen.«
Saint Sebastien winkte Beauvrai heran, der sich taumelnd aufrichtete. »Die Tür!«, blaffte er, sobald Roger, Sattin und Madelaine verschwunden waren.
Beauvrai torkelte zur Tür, und seine Seidenrobe flatterte ihm auf lachhafte Weise um die krummen Beine.
»Nun also«, sagte Saint Sebastien und hob die Hände zu einer teuflischen Beschwörung. Er fiel in einen Sprechgesang, und die Flammen nahmen eine dunklere Farbe an. Saint-Germain schob sich vorsichtig zur Tür, dann blieb er stehen, als die Flammen an den Holzträgern der Kapelle emporprasselten. Er begriff, dass binnen kurzem die Decke einstürzen konnte.
De les Radeux starrte seinem Onkel hinterher, dann rannte er in panischer Flucht durch den Raum, stieß Beauvrai beiseite und rannte die Stufen hinauf.
Falls Saint Sebastien diese Fahnenflucht bemerkte, zeigte er es nicht; vielmehr fuhr er mit seinem unheimlichen Sprechgesang fort, deutete mit sich windenden Händen auf die Feuersbrunst und zeigte dann auf Saint-Germain.
Die Flammen erhoben sich prasselnd zwischen Saint-Germain und der Tür und verfehlten Châteaurose, der mit einem Fluch zurücksprang, nur knapp.
»Ich verlasse Euch nur ungern, Saint-Germain oder Ragoczy oder wer auch
immer Ihr seid«, schrie Saint Sebastien, um sich über das hungrige Knistern der Flammen Gehör zu verschaffen. »Doch fürchte ich, dass unsere kleine Zusammenkunft nun ein Ende finden muss.« Lächelnd betrachtete er die Feuerwand, die Saint-Germain von der Tür trennte. »Ich bin sicher, dass Euch noch einige Minuten verbleiben. In der Zeit
Weitere Kostenlose Bücher