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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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nicht in seinen schlimmsten Träumen, hatte er geglaubt, daß der Tag der Abrechnung kommen würde. Nun fragte er sich furchterfüllt, ob der Hotelbesitzer ahnte, wie unverschämt er ausgeplündert worden war.
    Mit dem Zeigefinger tippte Warren Trent auf das Dokument, das zwischen ihnen lag. »Diese Leute spürten die Korruption auf, weil sie nicht den Fehler machten – meinen Fehler –, Ihnen zu vertrauen und Sie für einen Freund zu halten.« Vorübergehend brachte ihn seine Gemütsbewegung zum Schweigen. Dann fuhr er fort: »Aber falls ich nach Beweisen grabe, werde ich sie finden. Das, was hier im Bericht angeführt wird, ist nicht alles, nicht wahr?«
    Tom nickte niedergeschlagen.
    »Nun, Sie brauchen keine Angst zu haben; ich werde Sie nicht anzeigen. Wenn ich’s täte, hätte ich das Gefühl, ich zerstörte einen Teil meiner selbst.«
    Erleichterung flackerte über das Gesicht des ältlichen Barmanns; er versuchte die Regung rasch zu verbergen. »Ich schwöre Ihnen, wenn Sie mir noch eine Chance geben, werden Sie sich nie wieder über mich zu beklagen brauchen.«
    »Sie meinen, nun, da man Sie nach jahrelangen Gaunereien ertappt hat, wollen Sie liebenswürdigerweise mit dem Stehlen Schluß machen.«
    »Es ist schwer für mich, Mr. Trent, in meinem Alter eine Stellung zu finden. Ich habe eine Familie –«
    »Ja, Tom, das weiß ich«, sagte Warren Trent ruhig.
    Earlshore hatte den Anstand, zu erröten. Er sagte unbeholfen: »Das Geld, das ich hier verdiente – der Job selbst brachte mir nie genug ein. Andauernd kamen neue Rechnungen; Sachen für die Kinder –«
    »Und die Buchmacher, Tom, die wollen wir nicht vergessen. Die Buchmacher waren ständig hinter Ihnen her, stimmt’s? Die wollten in erster Linie bezahlt werden.« Es war eine bloße Vermutung, aber Earlshores Schweigen verriet, daß Trent ins Schwarze getroffen hatte.
    Warren Trent sagte schroff: »Genug der Worte. Und jetzt verschwinden Sie gefälligst, und lassen Sie sich nie wieder im Hotel blicken.«
    Immer mehr Gäste strömten durch den Eingang von der Halle in die Pontalba-Bar. Das Stimmengewirr hatte zugenommen und wurde lauter. Ein junger Gehilfe war hinter der Bar aufgetaucht und bereitete Drinks zu, die von den Kellnern abgeholt wurden. Er vermied es geflissentlich, zu Trent und zu seinem ehemaligen Vorgesetzten hinüberzusehen.
    Tom Earlshore blinzelte. Ungläubig protestierte er: »Aber der Lunchbetrieb –«
    »Geht Sie nichts mehr an! Sie sind fristlos entlassen.«
    In dem Maße, in dem ihm das Unvermeidliche klar wurde, wandelte sich auch der Gesichtsausdruck des Ex-Barmanns. Seine ehrerbietige Miene machte einem verkniffenen Grinsen Platz, als er erklärte: »Okay, ich gehe. Aber Sie, mein großmächtiger Mr. Trent, werden mir ziemlich bald folgen, weil man Sie nämlich auch rausschmeißen wird. Das weiß hier doch jeder.«
    »Was weiß hier jeder?«
    Earlshores Augen glühten. »Die Leute hier wissen, daß Sie ein unnützer, ruinierter alter Trottel sind, der von der Leitung eines Hotels genausowenig versteht wie ein Wickelkind. Das ist auch der Grund, warum Sie das Haus hier nicht halten können, und wenn man Sie raussetzt, werde ich einer von vielen sein, der sich darüber halb totlacht.« Er zögerte, schwer atmend und bestürzt über seine Verwegenheit. Aber der Drang, sich zu rächen, war stärker. »Länger, als ich denken kann, haben Sie sich angestellt, als wären wir alle hier Ihr Eigentum. Na schön, vielleicht haben Sie wirklich ein paar Cents mehr gezahlt als andere und den Wohltäter gespielt – wie bei mir –, als wären Sie Christus und Moses in einer Person. Aber uns konnten Sie damit nicht zum Narren halten. Sie zahlten höhere Löhne, um die Gewerkschaften rauszuhalten, und wohltätig waren Sie, damit Sie sich als großer Mann fühlen konnten, und so kamen die Leute schnell genug dahinter, daß Sie dabei mehr an sich dachten als an sie. Deshalb haben sie hinter Ihrem Rücken über Sie gelacht und in die eigene Tasche gewirtschaftet so wie ich. Glauben Sie mir, es hat sich ‘ne Menge getan – mehr als Sie jemals herauskriegen werden.« Earlshore verstummte, und sein Gesicht spiegelte die Befürchtung wider, daß er zu weit gegangen war.
    Hinter ihnen füllte sich die Bar schnell. Zwei der benachbarten Barhocker waren bereits besetzt. Im ständig zunehmenden Lärm trommelte Warren Trent nachdenklich mit den Fingern auf die lederbezogene Theke. Seltsamerweise war seine Wut verraucht. An ihre Stelle

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