Hotel
dafür bezahlt, damit ich den Wagen raufbringe. Sie und der Herzog hier wollten fliegen. Und erst, als ich in Chikago ankam und mir den Wagen näher besah, war’ mir ein Licht aufgegangen. Sie sehen …« Er zuckte die Schultern.
»Wir haben nicht die Absicht«, versicherte die Herzogin von Croydon, »unseren Teil der Abmachungen nicht einzuhalten. Aber genau wie Sie wollte ich sichergehen, daß wir einander verstehen.«
Ogilvie nickte. »Ich schätze, das ist okay.«
»Kommen Sie um fünf wieder her«, sagte die Herzogin. »Dann liegt das Geld bereit.«
Als Ogilvie gegangen war, verließ der Herzog seine selbst auferlegte Isolierung am anderen Ende des Raumes. Auf einem Büfett stand ein seit dem Abend zuvor wieder aufgefülltes Tablett mit Gläsern und Flaschen. Er schenkte sich einen steifen Scotch ein, fügte einen Schuß Soda zu und kippte den Drink hastig hinunter.
»Du fängst heute wieder früh an, wie ich sehe«, sagte die Herzogin eisig.
»Es ist ein Reinigungsmittel.« Er goß sich einen zweiten Scotch ein, trank ihn diesmal jedoch langsamer aus. »Wenn ich mit diesem Menschen in demselben Raum bin, komme ich mir immer schmutzig vor.«
»Er ist offenbar nicht so empfindlich«, bemerkte seine Frau. »Andernfalls könnte er gegen die Anwesenheit eines betrunkenen Kindesmörders einiges einzuwenden haben.«
Das Gesicht des Herzogs war kreidebleich. Seine Hände zitterten, als er das Glas abstellte. »Das war ein Tiefschlag, altes Mädchen.«
Sie fügte hinzu: »Der außerdem noch davonlief.«
»Bei Gott – damit kommst du nicht durch!« rief er wütend. Er ballte die Hände, und eine Sekunde lang sah es so aus, als würde er zuschlagen. »Du warst es, die unbedingt weiterfahren und nachher nicht umkehren wollte. Du ganz allein! Ich hätte angehalten, wenn du nicht gewesen wärst! Du sagtest, es wäre sinnlos; man könnte das Unheil nicht ungeschehen machen. Noch gestern wollte ich mich der Polizei stellen. Du warst dagegen! Und jetzt haben wir ihn, diesen … diesen räudigen Hund, der uns auch noch den letzten Rest von Selbstachtung rauben wird …« Die Stimme erstarb.
»Darf ich annehmen, daß du mit deinem hysterischen Ausbruch fertig bist?« erkundigte sich die Herzogin. Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: »Und darf ich dich daran erinnern, daß es mich bemerkenswert wenig Überredungskraft kostete, dich zu meiner Meinung zu bekehren? Wäre es dir mit deinen Wünschen oder Absichten ernst gewesen, dann hättest du dich um mich nicht im geringsten zu kümmern brauchen. Was deine Angst vor der Räude betrifft, so bezweifle ich, daß du dich angesteckt hast, da du dich vorsorglich ferngehalten und die Verhandlungen mit diesem Mann mir überlassen hast.«
Der Herzog seufzte. »Ich hätte mich gar nicht erst auf einen Streit einlassen sollen. Entschuldigung.«
»Falls ein Streit zur Klärung deiner Gedanken notwendig ist«, sagte sie gleichgültig, »habe ich nichts dagegen.«
Ihr Mann hatte wieder nach seinem Glas gegriffen und drehte es müßig in der Hand. »Es ist komisch, aber für eine Weile hatte ich das Gefühl, als hätte uns all dies, so schlimm es auch war, einander näher gebracht.«
Die Worte waren so offensichtlich ein Appell, daß die Herzogin zögerte. Denn die Unterredung mit Ogilvie hatte auch sie gedemütigt und erschöpft. Sie sehnte sich, im tiefsten Inneren, nach einer kurzen Waffenruhe.
Aber es war seltsam, eine Geste der Versöhnung überstieg ihre Kraft. Statt dessen entgegnete sie: »Sollte das wirklich der Fall sein, dann habe ich es nicht bemerkt.« Und sie fügte noch strenger hinzu: »Im übrigen haben wir jetzt schwerlich Zeit für Sentimentalitäten.«
»Richtig!« Als wäre die Antwort seiner Frau ein Signal, kippte der Herzog seinen Drink und schenkte sich noch einen ein.
Sie sagte beißend: »Ich wäre dir zu Dank verpflichtet, wenn du wenigstens einigermaßen bei Besinnung bliebst. Vermutlich werde ich mit der Bank verhandeln müssen, aber es wäre ja möglich, daß sie deine Unterschrift brauchen.«
7
Warren Trent sah sich zwei Aufgaben gegenüber, die er sich selbst auferlegt hatte und die beide nicht nach seinem Geschmack waren.
Als erstes wollte er Tom Earlshore mit Curtis O’Keefes Anschuldigungen vom Abend zuvor konfrontieren. »Er betrügt Sie nach Strich und Faden«, hatte O’Keefe von dem ältlichen Barmann behauptet. Und: »Nach allem, was ich gehört habe, geht es schon sehr lange so.«
Wie versprochen, hatte O’Keefe
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