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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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verlangt hatte. Schließlich kam die rauhe, barsche Stimme eines der mächtigsten – und, wie manche behaupteten, auch korruptesten – Gewerkschaftsführers der Staaten durch die Leitung.
    »Also los, reden Sie.«
    »Guten Morgen«, sagte Warren Trent. »Ich hatte gehofft, daß Sie nicht beim Lunch wären.«
    »Sie haben drei Minuten«, sagte die Stimme kurz. »Fünfzehn Sekunden haben Sie bereits vergeudet.«
    Warren Trent sagte hastig: »Vor einiger Zeit, bei einem Zusammentreffen, machten Sie mir ein vorläufiges Angebot. Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr –«
    »Ich erinnere mich stets. Manche Leute wünschen, es wäre anders.«
    »Bei dieser Gelegenheit war ich ein bißchen kurz angebunden, was ich bedaure.«
    »Das war eine halbe Minute. Ich habe hier eine Stoppuhr.«
    »Ich bin bereit, mit Ihnen ein Abkommen zu treffen.«
    »Die Abkommen treffe ich. Andere akzeptieren sie.«
    »Falls Ihre Zeit wirklich so kostbar ist«, schoß Warren Trent zurück, »dann wollen wir sie nicht mit Haarspaltereien vertrödeln. Seit Jahren versuchen Sie im Hotelgeschäft Fuß zu fassen. Außerdem möchten Sie die Position Ihrer Gewerkschaft in New Orleans verstärken. Ich biete Ihnen eine Chance, die Ihnen beides ermöglicht.«
    »Wie hoch ist der Preis?«
    »Zwei Millionen Dollar – in einer sicheren ersten Hypothek. Dafür bekommen Sie einen gewerkschaftlich gebundenen Betrieb und setzen den Vertrag selbst auf. Das ist nur recht und billig, da Sie Ihr eigenes Geld hineinstecken würden.«
    »Tjah«, sagte die Stimme versonnen.
    »Also, werden Sie jetzt die verdammte Stoppuhr abstellen?« erkundigte sich Warren Trent.
    Ein Kichern schallte durch die Leitung. »Ich hab’ gar keine. Es überrascht mich aber immer wieder, wie der Gedanke die Leute anspornt. Wann brauchen Sie das Geld?«
    »Das Geld am Freitag. Eine Entscheidung vor morgen mittag.«
    »Bin Ihre letzte Rettung, eh? Nachdem alle anderen Sie abgewiesen haben?«
    Eine Lüge hätte wenig Sinn gehabt. Er antwortete kurz: »Ja.«
    »Hatten Sie Verluste?«
    »Nicht so starke, daß man die Tendenz nicht ändern könnte. Die O’Keefe-Leute beurteilen die Chancen positiv. Sie haben mir ein Kaufangebot gemacht.«
    »Wäre vielleicht ganz klug, es anzunehmen.«
    »Falls ich mich dazu entschließe, ist es mit Ihrer Chance vorbei.«
    Ein Schweigen trat ein, das Warren Trent nicht störte. Er konnte spüren, wie der Mann am anderen Ende der Leitung nachdachte, Berechnungen anstellte, und bezweifelte nicht im mindesten, daß sein Vorschlag ernsthaft erwogen wurde. Seit einem Jahrzehnt versuchte die International Brotherhood of Journeymen die Hotelindustrie zu infiltrieren. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kampagnen der Journeymen war diese bisher kläglich gescheitert. In diesem einzigen Punkt gab es eine Solidarität zwischen Hotelunternehmern, die die Journeymen fürchteten, und den anständigeren Gewerkschaften, die sie verachteten. Für die Journeymen konnte der Vertrag mit dem St. Gregory – einem bis jetzt nicht organisierten Hotel – ein Riß im festgefügten Damm des allgemeinen Widerstandes sein.
    Was das Geld anbelangte, so war eine Investition von zwei Millionen Dollar – sofern sich die Journeymen dazu entschlossen – nur ein kleiner Happen für den Gewerkschaftssäckel. Sie hatten im Laufe der Jahre für ihren erfolglosen Kampf um Hotelmitgliedschaft viel mehr ausgegeben.
    Innerhalb der Hotelindustrie – Warren Trent machte sich da nichts vor – würde man ihn als Verräter brandmarken, wenn die Vereinbarung, die er vorgeschlagen hatte, zustande kam. Und seine eigenen Angestellten würden ihn in Grund und Boden verdammen, zumindest jene, die genügend informiert waren, um zu begreifen, daß man sie verraten hatte.
    Nach Lage der Dinge waren es die Angestellten, die am meisten dabei verloren. Falls ein Vertrag mit der Gewerkschaft unterzeichnet wurde, würde es vermutlich, wie immer unter solchen Umständen, gewissermaßen als anerkennende Geste, zu einer Lohnerhöhung kommen. Aber die Erhöhung war ohnehin fällig – tatsächlich sogar überfällig –, und er selbst hätte sie auch gewährt, wenn es ihm gelungen wäre, die Finanzierung des Hotels auf irgendeinem anderen Wege zu arrangieren. Der gegenwärtig bestehende Pensionsplan für die Angestellten würde zugunsten des Pensionsfonds der Gewerkschaft aufgegeben werden, aber davon würde lediglich die Kasse der Journeymen profitieren. Eine besonders einschneidende Veränderung aber

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