Hotel
nur eins sagen: Leute, die mich für dumm verkaufen wollen, wünschen danach immer, sie wären nicht geboren worden. Sie haben diesmal Glück, weil der Schwindel platzte, bevor das Geschäft abgeschlossen war. Aber ich warne Sie: verschonen Sie mich künftig mit Ihren gottverdammten Tricks!«
Die unerwartete Attacke, die barsche, schneidende Stimme raubten Warren Trent vorübergehend die Sprache. Sobald er sich gefaßt hatte, protestierte er: »Um Himmels willen, ich habe nicht die mindeste Ahnung, wovon Sie überhaupt reden!«
»Keine Ahnung, daß es in Ihrem gottverdammten Hotel einen Rassenkrawall gegeben hat? Und daß die Geschichte in sämtlichen New Yorker Zeitungen breitgetreten wird?«
Es dauerte mehrere Sekunden, bevor Warren Trent die verärgerte Tirade mit Peter McDermotts gestrigem Bericht in Verbindung brachte.
»Gestern morgen kam es zu einem unbedeutenden Zwischenfall. Von einem Rassenkrawall oder dergleichen kann überhaupt keine Rede sein. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir miteinander sprachen, war ich noch nicht darüber im Bilde. Aber auch wenn ich es gewesen wäre, hätte ich die Sache für zu unwichtig gehalten, um sie zu erwähnen. Was die New Yorker Blätter anbelangt, so habe ich sie nicht gesehen.«
»Meine Mitglieder werden sie sehen. Und falls sie die hiesigen Zeitungen nicht zu Gesicht kriegen, dann lesen sie’s in anderen, die die Geschichte heute abend bringen. Sie und jeder miese bestechliche Kongreßmann, der die farbigen Stimmen braucht, werden Zeter und Mordio schreien, wenn ich Geld in ein Hotel stecke, das Nigger wegschickt.«
»Dann geht es Ihnen also nicht um das Prinzip. Es ist Ihnen gleich, was wir tun, solange es nicht auffällt.«
»Um was es mir geht, ist meine Privatangelegenheit. Und es ist auch meine Sache, wo ich Gewerkschaftsgelder investiere.«
»Unsere Transaktion könnte geheimgehalten werden.«
»Falls Sie das glauben, sind Sie ein noch größerer Narr, als ich dachte.«
Es stimmt, sagte sich Warren Trent verdrossen, früher oder später würde die Nachricht von dem Bündnis unweigerlich durchsickern. Er versuchte es auf eine andere Tour. »Der Zwischenfall gestern war nichts Außergewöhnliches. Dergleichen ist in Hotels der Südstaaten schon öfter passiert; und es wird immer wieder passieren. Ein oder zwei Tage danach richtet sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf etwas anderes.«
»Mag sein. Würde jedoch Ihr Hotel – ab morgen – von den Journeymen finanziert, dann würde die Öffentlichkeit ihre Aufmerksamkeit verdammt schnell zurückschalten. Und auf die Art Reklame kann ich verzichten.«
»Ich möchte in der Sache gern klarsehen. Wollen Sie damit sagen, daß unsere gestrige Vereinbarung trotz der Inspektion Ihrer Buchprüfer nicht mehr gültig ist?«
Die Stimme aus Washington erwiderte: »Mit Ihren Büchern hat das Ganze nichts zu tun. Der Bericht meiner Leute war positiv. Ich blase das Geschäft wegen der anderen Sache ab.«
So wurde ihm durch einen Zwischenfall, den er gestern als eine Lappalie abgetan hatte, der Nektar des Sieges vom Mund weggerissen, dachte Warren Trent erbittert. Im Bewußtsein, daß alles, was er nun noch äußern mochte, an der Tatsache selbst nichts mehr ändern würde, bemerkte er beißend: »Früher waren Sie bei der Verwendung von Gewerkschaftsgeldern nicht immer so heikel.«
Am anderen Ende war es still. Dann sagte der Präsident der Journeymen leise: »Das wird Ihnen noch mal leid tun.«
Langsam legte Warren Trent den Hörer auf. Auf einem Tisch in der Nähe hatte Aloysius Royce die per Luftpost zugeschickten New Yorker Zeitungen ausgebreitet. Er zeigte auf die »Herald Tribune«. »Es steht hauptsächlich hier drin. In der ›Times‹ kann ich nichts darüber finden.«
»In Washington haben sie spätere Ausgaben.« Warren Trent überflog die Schlagzeile der »Herald Tribune« und betrachtete flüchtig das dazugehörige Foto. Es zeigte die gestrige Szene in der Halle des St. Gregory mit Dr. Nicholas und Dr. Ingram als Hauptfiguren. Vermutlich würde er später auch den Bericht lesen müssen. Im Moment konnte er sich nicht dazu überwinden.
»Soll ich jetzt das Frühstück servieren?«
Warren Trent schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger.« Seine Augen hoben sich und begegneten dem festen Blick des jungen Negers. »Sie denken jetzt wahrscheinlich, ich habe nur bekommen, was ich verdiente.«
Royce überlegte. »So etwas Ähnliches, schätze ich. Vor allem aber würde ich sagen, daß Sie die
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