Hotel
sich gern gedruckt, und wo es sich lohnte, wollte er gern beachtet werden.
Er kehrte in den winzigen Presseraum zurück. Wenige Minuten danach tauchte Herbie Chandler auf, mit einem jungen Mann im Schlepptau. Er hatte scharfgeschnittene Züge, trug Overalls, und der Chefportier stellte ihn als Ches Ellis, einen Hotelmonteur, vor. Der Neuankömmling schüttelte Quaratone schüchtern die Hand, zeigte auf eine Rolle von Plänen unter seinem Arm und sagte ungelenk: »Die muß ich aber zurück haben.«
»Ich möchte nur etwas nachsehen. Es dauert nicht lange.« Quaratone half Ellis beim Aufrollen der Pläne und hielt die Ecken fest. »Also, wo ist der Dauphine-Salon?«
»Genau hier.«
Chandler warf ein: »Ich erzählte ihm von der Sitzung, Sir, und daß Sie von irgendwo alles mithören wollen.«
»Was ist in den Wänden und Decken?« erkundigte sich der Mann von der »Time« bei Ellis.
»Die Wände sind massiv. Zwischen der Decke und dem Fußboden darüber ist ein Hohlraum, aber falls Sie vorhaben, dort reinzukriechen, sind Sie schief gewickelt. Sie würden durch den Verputz brechen.«
»Schade«, sagte Quaratone, der das in der Tat erwogen hatte. Sein Finger tippte auf eine andere Stelle. »Was sind das für Linien?«
»Abzugsrohre für die Heißluft aus der Küche. Wenn Sie denen in die Nähe kommen, werden Sie gebraten.«
»Und das?«
Ellis beugte sich vor, betrachtete die Zeichnung und zog einen zweiten Plan zu Rate. »Kaltluftleitungen – laufen in der Decke des Dauphine-Salons entlang.«
»Hat der Raum Luftklappen?«
»Drei. Eine in der Mitte und zwei am Ende. Sie können die Markierung sehen.«
»Welchen Durchmesser hat das Rohr?«
Der Monteur dachte nach. »Ich schätze – ungefähr neunzig Zentimeter.«
»Okay«, erklärte Quaratone energisch. »Zeigen Sie mir das Rohr. Ich möchte hineinkriechen, damit ich hören und sehen kann, was sich im Saal abspielt.«
Die Vorbereitungen erforderten erstaunlich wenig Zeit. Ellis, der zunächst nicht recht spurte, wurde von Chandler dazu gebracht, einen zweiten Overall und eine Werkzeugtasche zu besorgen. Der Mann von der »Time« zog sich um und griff sich das Werkzeug. Dann bugsierte Ellis ihn nervös, aber unangefochten zu einem Nebenraum der Etagenküche. Der Chefportier verschwand diskret von der Bildfläche. Quaratone hatte keine Ahnung, wieviel von den hundert Dollar Chandler an Ellis weitergereicht hatte – vermutlich nicht alles –, aber offenbar war es genug.
Sie durchquerten die Küche, ohne aufzufallen – allem Anschein nach zwei Monteure, die ihrer Arbeit nachgingen. Im Nebenraum hatte Ellis ein hoch an der Wand angebrachtes Eisengitter vorsorglich im voraus entfernt. Eine hohe Stehleiter stand vor der Öffnung, die das Gitter verschlossen hatte. Schweigend stieg Quaratone die Leiter hinauf und schob sich in das Loch. Er stellte fest, daß das Rohr gerade dick genug war, um auf den Ellenbogen vorwärts zu robben. Bis auf einen spärlichen Lichtschimmer von der Küche her umgab ihn tiefes Dunkel. Er spürte einen kalten Lufthauch im Gesicht; der Luftdruck erhöhte sich, als sein Körper das Rohr mehr ausfüllte.
Hinter ihm flüsterte Ellis: »Zählen Sie die Luftklappen! Die vierte, fünfte und sechste gehörten zum Dauphine-Salon. Und seien Sie möglichst leise, Sir, sonst hört man Sie. In einer halben Stunde komme ich zurück, und falls Sie da noch nicht fertig sind, eine halbe Stunde danach.«
Quaratone versuchte den Kopf zu drehen, aber es gelang ihm nicht. Ihm ging auf, daß der Rückweg schwieriger sein würde als der Hinweg.
Die Eisenwandung malträtierte seine Knie und Ellenbogen. Außerdem hatte sie peinvoll scharfe Unebenheiten. Quaratone zuckte zusammen, als das spitze Ende einer Schraube seine Overalls zerriß und ihm das Bein aufkratzte. Nach hinten greifend, machte er sich los und kroch vorsichtig weiter.
Die Luftklappen waren leicht zu erkennen, weil Licht von unten hindurchsickerte. Er robbte sich über drei hinweg, in der Hoffnung, daß Gitter und Rohr sicher verankert waren. Als er sich der vierten näherte, konnte er Stimmen hören. Die Sitzung hatte anscheinend begonnen. Zu Quaratones Entzücken waren die Stimmen deutlich vernehmbar, und mit ein wenig Halsverrenken konnte er einen Teil des Raumes unter ihm überblicken. Die Sicht, dachte er, würde von der nächsten Klappe aus vielleicht sogar noch besser sein. Es war in der Tat so. Nun konnte er mehr als die Hälfte der dichtgedrängten Versammlung sehen,
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