Hotel
persönlich darum gekümmert, aber wenn Mr. McDermott es wünsche, würde er sofort hinuntergehen und ihm das Ergebnis mitteilen. Man merkte ihm eine leichte Gereiztheit an über den so ungewöhnlichen Auftrag am Ende einer langen, anstrengenden Nachtschicht. Der Verbrennungsofen befand sich irgendwo unten im Souterrain, nicht wahr?
Peter war beim Rasieren, als der Nachtmanager zurückrief und berichtete, daß er mit dem Angestellten, der den Verbrennungsofen bediente, gesprochen habe. Es tue Graham leid, aber das Papier, auf das Mr. McDermott so großen Wert lege, sei nicht aufgetaucht. Der Manager fügte von sich aus hinzu, daß Grahams Schicht – ebenso wie seine eigene – beinahe zu Ende sei.
Später, sagte sich Peter, werde er Captain Yolles informieren. Seiner Meinung nach galt auch heute noch, was er bereits gestern nacht gedacht hatte, daß das Hotel seine Schuldigkeit der Öffentlichkeit gegenüber erfüllt habe und daß alles Weitere Sache der Polizei sei.
Beim Kaffeetrinken und Anziehen beschäftigte sich Peter mit den beiden Problemen, die ihm am meisten am Herzen lagen. Das eine war Christine; das andere seine eigene Zukunft – falls er eine hatte – im St.-Gregory-Hotel.
In der letzten Nacht hatte er erkannt, daß er sich mehr als alles andere wünschte, Christine möchte sein Leben mit ihm teilen. Die Überzeugung war allmählich in ihm gewachsen und stand nun unverrückbar fest. Vermutlich hätte man sagen können, daß er sie liebte, aber er hütete sich, seine tieferen Gefühle, sogar sich selbst gegenüber, genau zu definieren. Schon einmal hatte sich etwas, das er für Liebe gehalten hatte, in Asche verwandelt. Vielleicht war es besser, bescheiden mit Hoffnung zu beginnen und sich vorsichtig auf ein unbekanntes Ziel hinzutasten.
Es klang unromantisch, aber er fühlte sich bei Christine behaglich. In gewisser Hinsicht hatte der Gedanke etwas sehr Tröstliches, denn er bestärkte ihn in seiner Überzeugung, daß das Band zwischen ihnen nicht schwächer, sondern mit der Zeit immer enger würde. Er glaubte, daß Christine ihm gegenüber ähnlich empfand.
Sein Instinkt sagte ihm, daß das, was vor ihm lag, ausgekostet und nicht gierig hinuntergeschlungen werden sollte.
Was das Hotel betraf, so war sogar jetzt noch schwer zu begreifen, daß Albert Wells, den sie für einen freundlichen, unbedeutenden kleinen Mann gehalten hatten, ein Krösus und der künftige Besitzer des St. Gregory war.
Oberflächlich betrachtet, erschien es möglich, daß sich Peters Position durch den unerwarteten Wechsel verstärkte. Er hatte sich mit dem kleinen Mann angefreundet, und er hatte den Eindruck, daß der kleine Mann ihn auch gern mochte. Aber Sympathie und eine geschäftliche Entscheidung waren zwei verschiedene Dinge. Die nettesten Leute konnten realistisch und rücksichtslos sein, wenn sie wollten. Außerdem würde Albert Wells das Hotel wohl kaum selbst leiten, und sein Vertreter, wer immer das sein mochte, hatte vielleicht über das Vorleben des Personals seine eigene Meinung.
Wie zuvor beschloß Peter, die Dinge an sich herankommen zu lassen und sich erst später den Kopf zu zerbrechen.
Von den Kirchtürmen in New Orleans schlug es halb acht, als Peter McDermott im Taxi vor der Preyscott-Villa in der Prytania Street anlangte.
Hinter anmutig hochstrebenden Säulen schimmerte das große weiße Haus in der Morgensonne. Die Luft war frisch und kühl und von der Nacht her noch etwas dunstig. Die Magnolien dufteten betäubend; auf dem Gras lag Tau.
Auf der Straße und im Haus war es still, aber von der St. Charles Avenue schallte der ferne Lärm der erwachenden Stadt herüber.
Peter ging über den gewundenen Backsteinpfad auf das Haus zu, stieg die Terrassenstufen hinauf und klopfte an die Tür.
Ben, der Diener, der am Mittwochabend das Dinner serviert hatte, öffnete und begrüßte Peter herzlich. »Guten Morgen, Sir. Kommen Sie bitte herein.« In der Halle fügte er hinzu: »Miss Marsha bat mich, Sie in die Galerie zu führen. Sie ist in ein paar Minuten bei Ihnen.«
Sie gingen – Ben voran, Peter hinterher – die breite geschwungene Treppe hinauf und den breiten Korridor mit den in Fresko bemalten Wänden entlang, denselben Weg, den Peter Mittwoch nacht im Halbdunkel mit Marsha gegangen war. Er fragte sich verwundert: War es wirklich erst so kurze Zeit her?
Die Galerie sah auch im Tageslicht ordentlich und einladend aus. Tiefe gepolsterte Sessel und blühende Pflanzen standen herum. Ganz
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