Hotel
vorn, mit Blick auf den Garten, stand ein Tisch mit zwei Gedecken.
»Sind Sie alle nur meinetwegen so zeitig aufgestanden?« fragte Peter.
»Nein, Sir«, sagte Ben. »Wir sind hier Frühaufsteher. Mr. Preyscott mag das lange Herumliegen am Morgen nicht, wenn er zu Hause ist. Er sagt immer, der Tag ist so kurz, daß man keine Minute unnütz vertrödeln sollte.«
»Sehen Sie! Ich sagte Ihnen doch, daß mein Vater Ihnen sehr ähnlich ist.«
Beim Klang von Marshas Stimme wandte Peter sich um. Sie war ihnen leise gefolgt. Auf Peter machte sie einen Eindruck wie von Tau und Rosen und Sonnenschein.
»Guten Morgen!« Marsha lächelte. »Ben, bitte gib Mr. McDermott einen Absinth Suissesse.« Sie nahm Peters Arm.
»Aber nur einen kleinen, Ben«, sagte Peter. »Ich weiß, Absinth Suissesse gehört zu einem New-Orleans-Frühstück, aber ich habe einen neuen Boß. Ich möchte ihm nüchtern gegenübertreten.«
Der Diener grinste. »Yessir!«
Als sie am Tisch saßen, fragte Marsha: »War das der Grund, warum Sie …?«
»Warum ich so plötzlich von der Bildfläche verschwand? Nein. Das hatte einen anderen Grund.«
Ihre Augen weiteten sich, als er ihr, ohne den Namen der Croydons zu erwähnen, so viel von den Ermittlungen in der Unfallsache erzählte, als er durfte.
Er ließ sich auch durch Fragen nicht mehr entlocken, sondern sagte nur: »Sie werden die Neuigkeit bestimmt noch heute in der Zeitung lesen.«
Bei sich selbst dachte er, daß Ogilvie inzwischen vermutlich in New Orleans angelangt war und verhört wurde. Falls er in Haft blieb, mußte er unter Anklage gestellt werden, und sein Erscheinen vor Gericht würde die Presse alarmieren. Ein Hinweis auf den Jaguar war dabei unvermeidlich, und der wiederum würde die Croydons ins Spiel bringen.
Peter kostete den flaumigen Absinth Suissesse, an dessen Zutaten er sich aus seinen Barmixertagen her erinnerte – Eiweiß, Sahne, Anis-Sirup, Absinth und ein Spritzer Anisette. Er hatte ihn selten besser gemixt getrunken. Marsha ihm gegenüber nippte an einem Glas Orangensaft.
Konnten der Herzog und die Herzogin von Croydon trotz Ogilvies Aussagen ihre unschuldige Pose auch weiterhin aufrechterhalten? Auch das war eine Frage, dachte Peter, die vielleicht heute noch entschieden werden würde.
Das Schreiben der Herzogin war allerdings verschwunden, sofern es überhaupt jemals existiert hatte. Er hatte nichts mehr darüber gehört, und Booker T. Graham war inzwischen längst heimgegangen.
Ben stellte vor Peter und Marsha einen mit Früchten garnierten kreolischen Weichkäse Évangeline.
Peter machte sich vergnügt darüber her.
»Vorhin wollten Sie irgendwas sagen. Über das Hotel.«
»Ach ja.« Zwischen Happen Käse und Obst erzählte er Marsha von Albert Wells. »Der Besitzerwechsel wird heute offiziell verkündet. Ich wurde angerufen, kurz bevor ich mich hierher aufmachte.«
Der Anruf kam von Warren Trent. Er hatte Peter mitgeteilt, daß Mr. Dempster aus Montreal, der Generalbevollmächtigte des neuen Eigentümers, sich auf dem Weg nach New Orleans befand. Mr. Dempster war bereits in New York, wo er in eine Maschine der Eastern Airlines umsteigen würde. Eine Suite sollte für ihn reserviert werden. Die Besprechung zwischen der alten und der neuen Hotelleitung war vorläufig auf halb zwölf angesetzt. Peter sollte sich zur Verfügung halten für den Fall, daß er gebraucht würde.
Warren Trents Stimme hatte erstaunlich heiter geklungen. Wußte W.T. schon, daß der neue Eigentümer des St. Gregory im Hotel wohnte? Peter hatte sich gesagt, daß seine Loyalität bis zur offiziellen Verlautbarung dem alten Besitzer gehöre und deshalb seine Unterhaltung mit Christine und Albert Wells in kurzen Zügen wiedergegeben. »Ja«, hatte Warren Trent gesagt, »ich weiß. Emile Dumaire von der Industrie- und Handelsbank – er führt die Verhandlungen für Wells – hat mich spät gestern nacht noch angerufen. Anscheinend bestand bisher der Wunsch nach Geheimhaltung.«
Peter wußte auch, daß Curtis O’Keefe und seine Gefährtin, Miss Lash, diesen Morgen noch abreisen würden. Offenbar gingen sie getrennte Wege, da das Hotel für Miss Lash eine Flugkarte nach Los Angeles besorgt hatte, während Curtis O’Keefe via New York und Rom nach Neapel fliegen wollte.
»Sie sind mit Ihren Gedanken ganz woanders«, sagte Marsha. »Warum erzählen Sie mir nicht, was Sie so beschäftigt? Mein Vater wollte beim Frühstück immer über alles mögliche reden, aber meine Mutter
Weitere Kostenlose Bücher