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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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Miss Marsha hat Sie mit all ihren Geschichten an der Nase herumgeführt. Sie erfindet immer wieder neue. Die meiste Zeit spielt sie Theater, deshalb brauchen Sie sich ihretwegen auch keine Sorgen zu machen.«
    »Ich verstehe«, sagte Peter, obwohl er sich dessen gar nicht so sic her war. Aber er fühlte sich erleichtert.
    Ben begleitete ihn hinaus. Es war nach neun Uhr, und der Tag wurde heiß. Peter schritt rasch auf die St. Charles Avenue zu und von da stadteinwärts zum Hotel. Er hoffte, mit dem Fußmarsch die Schläfrigkeit, die sich nach dem Schlemmermahl möglicherweise einstellen würde, zu überwinden. Er bedauerte aufrichtig, daß er Marsha nicht wiedersehen würde, und war ihretwegen bekümmert aus einem Grund, den er nicht ganz zu durchschauen vermochte. Er fragte sich, ob er die Frauen jemals begreifen würde, und bezweifelte es.

 

    2
    Fahrstuhl Nummer vier bockte wieder einmal. Cy Lewin, der ihn tagsüber bediente, hatte die Nummer vier und ihre Launen gründlich satt. Vor einer Woche hatte sie mit ihren Mucken angefangen, und es wurde immer schlimmer.
    Am letzten Sonntag hatte der Fahrstuhl mehrmals auf die Steuerung nicht reagiert, obwohl die Türen fest geschlossen waren. Der Mann von der Nachtschicht hatte Cy erzählt, daß Montag nacht dasselbe passiert war, als sich Mr. McDermott, der stellvertretende Direktor, in der Kabine befand.
    Am Mittwoch hatte es wieder Ärger gegeben, und die Nummer vier war für mehrere Stunden stillgelegt worden. Fehlfunktion der Kupplung, hatten die Ingenieure gesagt, aber die Reparatur hatte nicht verhindert, daß Nummer vier am folgenden Tag dreimal in der fünfzehnten Etage hängenblieb.
    Heute ruckte die Nummer vier in jedem Stockwerk beim Halten und Starten.
    Es war nicht Cys Sache, der Fehlerquelle auf den Grund zu gehen. Sie interessierte ihn auch nicht sonderlich, obwohl er gehört hatte, wie Doc Vickery, der Chefingenieur, etwas über »Flickwerk und alten Kram« vor sich hin brummte und klagte, er brauchte einhunderttausend Dollar für neue Einbauten. Also, wer würde nicht gern so viel Geld haben? Cy Lewin bestimmt, und deshalb kratzte er auch das ganze Jahr hindurch die paar Cents fürs Toto zusammen, obgleich bisher nichts dabei herausgeschaut hatte.
    Aber als St.-Gregory-Veteran hatte er Anspruch auf bevorzugte Behandlung, und darum würde er morgen um Versetzung zu einem anderen Fahrstuhl bitten. Warum nicht? Er arbeitete seit siebenundzwanzig Jahren im Hotel und hatte schon den Lift bedient, bevor einige von den jungen Wichtigtuern geboren waren. Sollte sich ab heute jemand anders mit der Nummer vier und ihren Mucken herumärgern.
    Es war kurz vor zehn, und das Hotel belebte sich. Cy Lewin holte eine Ladung in der Halle ab – zumeist Delegierte mit Namen am Rockaufschlag – und fuhr, mit Unterbrechungen in mehreren Stockwerken, bis zur fünfzehnten und letzten Etage hinauf. Auf dem Weg nach unten war die Kabine bereits im neunten Stock ganz voll, und den Rest der Strecke bis zur Halle fuhr er durch, ohne anzuhalten. Dabei fiel ihm auf, daß das krampfartige Rucken aufgehört hatte. Na, dachte er, der Ärger hatte sich also von allein eingerenkt.
    Das war ein großer Irrtum.
    Hoch über Cy Lewin auf dem Hoteldach befand sich der Maschinenraum für die Fahrstühle. Dort, im mechanischen Herz der Nummer vier, hatte ein kleines Relais die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht. Die unbekannte und ungeahnte Ursache war ein winziger Stößel von der Größe eines Nagels.
    Der Stößel war in einen Kolben eingeschraubt, der seinerseits drei Schalter in Tätigkeit setzte. Ein Schalter regulierte die Fahrstuhlbremse, der zweite die Stromversorgung des Motors und der dritte einen Generator. Solange alle drei funktionierten, glitt der Fahrkorb weich und der Steuerung gehorchend an seinen Führungsschienen auf und ab. Fiel jedoch ein Schalter aus, und zwar der, welcher den Motor kontrollierte, dann würde sich die Kabine selbständig machen und, von ihrem Eigengewicht herabgezogen, in den Schacht stürzen.
    Seit mehreren Wochen lockerte sich der Stößel. Mit unendlich kleinen Bewegungen, so daß hundert vielleicht gerade die Dicke eines menschlichen Haares ausmachten, hatte sich der Kolben langsam, aber unerbittlich, am Stößelgewinde hochgeschraubt. Die Wirkung war zweifach. Stößel und Kolben hatten ihre totale Länge vergrößert, und der Motorschalter reagierte kaum noch.
    So, wie ein letztes Sandkorn die Waagschale zum Sinken bringt, würde die

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