Hotshots - Firefighters 3: Verhängnisvolle Wahrheit
endlich frei, und für Ginger glich dieses Gefühl einer Offenbarung. Zum ersten Mal in ihrem Leben musste sie niemandem außer sich selbst Rechenschaft ablegen. Weder ihrem Ehemann noch ihren Eltern gegenüber oder vor den Komiteemitgliedern irgendeiner Wohltätigkeitsorganisation.
Zwar hatte sie sich einen Aushilfsjob als Kellnerin suchen müssen, um ihre Leinwände, Farben und alles andere Lebensnotwendige bezahlen zu können. Es hatte auch eine Weile gedauert, bis sie sich an die Arbeit gewöhnt hatte. Bestellungen aufzunehmen und Essen zu servieren war jedoch nur ein kleiner Preis, wenn sie dafür kein Geld von ihren Eltern annehmen musste – denn ihr Exmann hielt mithilfe seiner Anwälte das gemeinsame Vermögen unter Verschluss.
Nachdem Ginger hinter dem Diner geparkt hatte, blieb sie noch kurz davor stehen, atmete die frische Luft ein und erinnerte sich daran, dass es keinen Grund gab, die Nerven zu verlieren.
Der Enkel der Hausbesitzer war aus heiterem Himmel hier aufgetaucht. Na und? Das Wichtigste war doch, dass sie nicht klein beigegeben hatte. Und sie würde sich auch in Zukunft nicht von ihm unterkriegen lassen. Leider musste Ginger sich eingestehen, dass dieser Connor ihr die Mängel der Blockhütte sehr eindrücklich demonstriert hatte. Da musste dringend etwas gemacht werden.
Ihre beste Freundin Isabel, der das Diner in Blue Mountain Lake gehörte, hatte immer einen guten Rat parat. Wenn jemand wusste, was in dieser Situation zu tun war, dann Isabel.
Auf halbem Weg zum Hintereingang wurde Ginger beinahe von Josh über den Haufen gerannt, Isabels fünfzehnjährigem Sohn. Er lief zu einem blonden Mädchen hinüber, das am Straßenrand auf ihn wartete. Ginger rief ihm noch einen Gruß hinterher, aber da war er längst um die Ecke verschwunden und hörte sie nicht mehr.
Als Ginger die Hintertür öffnete, war Isabel gerade dabei, Paprikaschoten in dünne Scheiben zu schneiden. »Was ist denn das für ein hübsches Mädchen, mit dem Josh da abgezogen ist? Er konnte ja kaum den Blick von ihr abwenden.«
Isabel seufzte, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. »Wer weiß? Ich bin wahrscheinlich die letzte Person, der er sie vorstellen würde.«
Schon bei ihrer ersten Begegnung war Ginger von Isabels gutem Aussehen beeindruckt gewesen. So schmal und blond, wie sie war, sah sie nicht wie knapp fünfzig aus, sondern eher zehn Jahre jünger. Heute wirkte sie jedoch irgendwie müde. Abgekämpft. Das lag wahrscheinlich an den Schwierigkeiten, die Isabel in letzter Zeit mit ihrem Sohn gehabt hatte. Typisch Teenager.
»Was ist denn heute wieder los gewesen?«
Die Worte strömten nur so aus Isabel heraus. »Er kam hier Türen knallend reingestürmt, obwohl ich ihm schon hunderttausendmal gesagt habe, dass er sie so noch irgendwann aus den Angeln reißt. Als ich ihn dann gebeten habe, das Besteck aus der Spülmaschine auszuräumen, hat er mir verkündet, dass er nicht vorhat, heute zu arbeiten.«
In den letzten Monaten hatte Josh immer nachmittags für ein paar Stunden im Diner ausgeholfen, um sich ein wenig Geld dazuzuverdienen. Eigentlich hatte er seine Sache gut gemacht, und bis auf ein Tablett Gläser war nie etwas kaputtgegangen. Er war zwar nicht übermäßig fleißig, aber schließlich war er ja auch erst fünfzehn.
»Hmmm…« Obwohl Josh sich anscheinend wirklich danebenbenommen hatte, wollte Ginger lieber keine Partei ergreifen. »Hat er dir auch verraten, warum nicht?«
»Offensichtlich hat sein Vater ihm den Rat gegeben, lieber mehr Zeit mit seinen Freunden zu verbringen und seine Jugend zu genießen, weil später, wenn er älter ist, noch genug Arbeit auf ihn warten würde.«
Isabel schnaufte wütend. »Ich würde Brian am liebsten umbringen. Er stillt damit sein schlechtes Gewissen, weil er seinen Sohn immer nur wenige Wochen im Jahr zu Gesicht bekommt. Aber wie sehr mir seine Großzügigkeit das Alltagsleben mit Josh erschwert, davon hat er keine Ahnung. Du hättest Josh gestern mal hören sollen, wie er stundenlang davon geschwärmt hat, was er mit seinem Vater in den letzten Wochen für eine ›supergeile‹ Zeit in der Stadt gehabt hat.«
»Ist bestimmt nicht einfach, da mitzuhalten.«
»Unmöglich. Jedenfalls habe ich Josh gesagt, was ihm bevorstehen würde, sollte er tatsächlich abhauen, und jetzt rate mal, was mein herzallerliebster Sohn daraufhin geantwortet hat?«
Ginger konnte sich lebhaft vorstellen, was ein fünfzehnjähriger Junge als Antwort darauf parat hatte. Besonders
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