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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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läßt mich nicht ins
House,
um sie zu sehen.«
    »Sie lassen dich dein eigenes Baby nicht sehen?«
    »Richtig. Ich hab gesagt, ich wollte Aufnahmen machen, und sie haben mir die Kamera weggenommen, jetzt bin ich vorübergehend auch WVF bei meinem eigenen Baby-Gomer.«
    Der Fisch sagte zu Hooper und mir, wir müßten in unserer letzten Woche in Gomer-City jede zweite Nacht Dienst machen, um die Lücke zu füllen, die durch Eddies Überschnappen entstanden sei. Wir bekämen dafür besondere Vergünstigungen.
    »Oh, Christus«, sagte ich, »ich hoffe, es sind nicht wieder die harten Brocken.«
    »Nicht die harten Brocken«, sagte der Fisch. »Die Vorzugsbehandlung.«
    Vorzugsbehandlung hieß, einmal am Tag bei den Aufnahmen übersprungen zu werden. Das hörte sich gut an, bis sich herausstellte, daß eine Tagesaufnahme überspringen für uns bedeutet, um drei Uhr früh für den Gomer geweckt zu werden, der von St. Irgendwo über das Granatenzimmer direkt nach Gomer-City geschickt wurde, ein Geschenk von Marvin und dem Blazer. Jede zweite Nacht war dieses Drei-Uhr-Früh-Special das schlimmste. Nach einer Woche Vorzugsbehandlung waren Humberto, Teddy und ich fast ebenso durchgedreht wie Eddie. Teddy war der erste. Sein Magengeschwür meldete sich. Er murmelte etwas wie »Krämpfe« oder »Kämpfe« und ging.
    Als nächstes verlor ich Molly. So geschafft wie ich von Gomer-City war, war meine Geschichte mit ihr seit Monaten am Verebben, und wenn die Vorzugsbehandlung mir sechsunddreißig Stunden Dienst bescherte, tat ich in den freien zwölf Stunden außerhalb des Hauses nichts anderes als schlafen. Nur hin und wieder hatte ich Molly oben in der Station gesehen, und es war klar, daß ihr Interesse an mir nachließ. Eines Tages sah ich, wie Howard ihr half, ein Bett zu machen. Ich war schockiert. Heißes Öl und Myrrhe für Howie? Ich fragte Molly, was da lief.
    »Nun, ja, ich treffe mich ab und zu mit Howard Greenspoon. Er ist jetzt
Tern
hier auf Station. Ich habe das Gefühl, ich verstehe dich nicht mehr, Roy.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du bist so zynisch geworden. Du machst dich über die armen Patienten lustig.«
    »Alle machen sich über diese armen Patienten lustig.«
    »Howard Greenspoon nicht. Er behandelt sie mit Respekt. Ich meine, das ist, als machtest du meine Arbeit hier lächerlich. Weißt du noch, wie du beim Herzstillstand dieses Mannes mit dem multiplen Myelom einfach aus dem Zimmer gegangen bist?«
    »Ja, aber diese Reanimation war doch eine Riesenschweinerei.«
    »Vielleicht, aber Howard ist bis zum Ende dageblieben.«
    »Howie? Wir beide haben uns über Howie lustig gemacht«, sagte ich.
    »Vielleicht, aber Menschen ändern sich, weißt du. Hör zu: Ich mußte hart arbeiten, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Ich kann nichts dafür, daß dir immer alles in den Schoß gefallen ist, und du einfach in die Medizin hineingeschlittert bist. Während man dir über den Kopf gestrichen hat, haben mich die Nonnen verprügelt. Weißt du, wie groß und furchtbar eine ganz in Schwarz gekleidete Nonne für ein kleines Mädchen ist? Wahrscheinlich nicht. Nun, Howard sagt, er weiß es.«
    »Er weiß es?« wiederholte ich und dachte, Howard ist vielleicht doch gar kein so dummer
shnook.
    »Er weiß es bestimmt. Er ist aufrichtig. Von dir kann das keiner sagen.«
    »Ich muß also meine goldenen Stollen abgeben, eh?«
    »Oh, Roy«, sagte sie und dachte wohl daran, wie wir uns so oft voller Liebe ineinander gekuschelt hatten. »Ich weiß nicht. Ich mag dich immer noch. Ich denke, es hängt davon ab, was Howie sagt.«
    Jesus! Meine Myrrhe hing von Howie ab! Howie, der
Intern,
der sich jedesmal wie ein Held vorkam, wenn er eine Nahrungssonde in irgendeine demente Großmutter schob, der sich vor Stolz aufblähte, wenn er in einen vollen Fahrstuhl stieg, in dem er der einzige Arzt war und das Flüstern hörte: »Da ist einer, ein Arzt«. Howie, der die Spinnerei glaubte, Ärzte seien nicht einfach Menschen, Ärzte seien »bessere« Menschen. Howie, der Molly nun umwerben und all die sexy Sachen mit ihr treiben würde, von denen er bisher nur geträumt hatte. Howie, der dachte, daß er Molly liebte, und es seinen Eltern heimzahlen würde, indem er Molly heiratete, die
shiksa,
und drei Kinder haben würde. Und dann, nach fünfzehn Jahren, würde Molly aufwachen und merken, daß sie durch die Ehe mit Howie nur zu den Nonnen zurückgekehrt war. Sie würde, zum Teufel, warum auch nicht, mit dem
Macho-Typen
bumsen, der ihre

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