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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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und mich und sagte:
    »Jetzt nehmt euch in acht, Jungs, jetzt passiert was.«
    Verwundert und überrascht sahen wir uns an. In Hoopers Gesichtsausdruck erkannte ich mein eigenes Unverständnis: Warum sollte der Leggo uns etwas tun? Was war denn so schlimm an dem, was wir gemacht hatten?
    Wir wappneten uns für den Schock. Die steifen Beine kamen näher, das zornige Lächeln wurde breiter, bis es aussah, als wolle es das schmale Gesicht zerreißen und alles, was unter dem dunkelroten Muttermal verborgen war, auf den Fußboden von Gomer-City verspritzen. Als er so nah war, daß ich das Markenzeichen auf seinem Stethoskop lesen konnte, das im Dschungel seiner Genitalien verschwand, schwenkten auf merkwürdige Weise nicht einer, sondern zwei Arme aus, und zwei lange Hände landeten auf zwei Schultern, die eine gehörte dem Dicken, die andere dem Fisch. Der Leggo starrte sie an und fragte:
    »Wer ist verantwortlich? Jemand ist für diese armen
Interns
verantwortlich, für diese unmögliche Station. Es ist meine Aufgabe, das herauszufinden. Sie beide kommen mit.«
     
    »Ich habe alles gegeben«, sagte der Dicke später, »und es ist mir gelungen, ihn zu besänftigen, zum Teil jedenfalls. Logischerweise saß er in der Falle. Er hatte die Wahl, es an Ihnen, den
Interns,
auszulassen oder an den für die
Interns
Verantwortlichen. Da er Eddie bereits verloren hatte, war es klar, daß er es nicht an euch auslassen konnte. Er mußte es also an den für euch Verantwortlichen auslassen. Ich mag für euch verantwortlich sein, aber der Fisch ist für mich verantwortlich, und ratet mal, wer für den Fisch verantwortlich ist?«
    »Der
Chief.
«
    »Genau. Also saß er fest. Es ist mir gelungen, diesen Teil, den logischen, einzurenken, aber seine Gefühle konnte ich nicht besänftigen. Wißt ihr, dem Leggo ist egal, was ihr mit der Läuselady oder mit dem verfressenen, perversen Sam macht, mit Putzel, den Blazern, den Schwestern, den BMS , Tina, Harry, Jane oder den Roses, die Hooper umbringt. Es ist ihm auch egal, daß ihr Rekorde aufstellt für die niedrigste Temperatur eines lebendigen menschlichen Wesens, die meisten von einem Nadelstich getroffenen Organe oder die meisten Kolonpassagen in einer Nacht. In vieler Hinsicht meint er, leistet ihr sehr gute Arbeit, vor allem was Genehmigungen zur Obduktion angeht. Aber es macht ihn wirklich fertig, daß ihr Jungs ihn nicht mögt. Er verträgt es einfach nicht, daß er euch gleichgültig ist. Er vermutet, daß ihr euch hinter seinem Rücken auch über ihn lustig macht, stellt euch das vor! Wenn ihr zeigt, daß ihr ihn nicht leiden könnt, trefft ihr einen Nerv, und wenn das passiert, wird er wild. Einen Wütenden kann niemand besänftigen.«
    Nachdenklich fuhr der Dicke fort: »Was meinen Teil der Verantwortlichkeit angeht, wird er es natürlich wieder mal aufschieben, meinen
Fellowship-
Brief zu schreiben. Ich fürchte, es wird Samoa sein. Das letzte, was er zu mir sagte, war: ›Was auch immer Ihre Jungs anstellen, tun Sie nichts, tun Sie gar nichts, verstanden?‹ Das sagt er zu mir! Stellt euch das vor!«
    »Sie haben ihm sicher gesagt, das Nichtstun Ihre größte Erfindung war, die beste ärztliche Versorgung«, sagte ich.«
    Richtig. Warum schon Samoa. Gehen wir richtig baden, nehmen wir gleich den Gulag.«
    Dickie schwieg. Hooper ging, und ich fragte den Dicken, woran er denke.
    »Nun, vielleicht ist das sehr viel ernster, als ich glaube. Es gibt Ärger. Der weite Weg von Brooklyn, Examen, Büffelei, die Anstrengungen, um hier ganz groß zu landen, kurz vor dem großen ›Hallo Dickie!‹ in Hollywood. Vielleicht fällt das jetzt alles zusammen. Das gefällt mir nicht. Das kann heißen, ade L.A., ade meine Träume. Manchmal sieht es wirklich aus, als lohnte es sich nicht, oder, Basch?«
    »Was?«
    »Sich etwas vorzunehmen, zu träumen.«
     
    Um zwei Uhr nachts stand Potts in der Dunkelheit von Gomer-City vor mir. In seinem bleichen Gesicht spiegelte sich wie immer der Gelbe.
    »Was machst du denn hier, um diese Zeit?« fragte ich, aber er antwortete nicht. Er stand nur da und starrte. Ich fragte noch einmal.
    »Der Gelbe ist gerade gestorben.«
    Mir lief es kalt über den Rücken. Potts sah weiß aus und fröstelte, sein Blick war stumpf und tot.
    »Das tut mir leid«, sagte ich, »wirklich, das tut mir leid.«
    »Ja«, sagte Potts unruhig, als wäre er nicht mehr in derselben Welt wie ich, »ja, nun, er mußte sterben, es war nur eine Frage der … der Zeit.«
    »Ja«, sagte ich

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