House of God
sah Dickie an und sagte:
»Wie … wie können Sie so etwas aushalten? Es ist ekelhaft.«
»Ja«, sagte Dickie, »das ist es. Aber wenn wir mal alt und ekelhaft werden, Berry, wer soll uns dann verarzten? Wer soll sich um uns kümmern? Jemand muß es doch machen. Wir können doch nicht einfach weggehen.« Traurig fuhr er fort. »Wenn ich sehe, wie Sie darauf reagieren, erinnert es mich daran, wie ekelhaft es ist. Es ist so entsetzlich! Wir müssen es vergessen. Also? Kommen Sie«, sagte er und legte seinen dicken Arm um ihre Schulter, »kommen Sie in mein Arbeitszimmer. Ich habe einen speziellen Vorrat von Dr. Pepper’s. In Augenblicken wie diesem hilft ein Dr. Pepper’s.«
Sie machten sich auf den Weg zum Dienstzimmer und ich folgte ihnen und sagte:
»Toller Fall, Dickie. Weißt du, Berry, die meisten Leute wie du und ich hassen Scheiße, aber Dickie liebt sie. Er will sich auf Gastroenterologie spezialisieren.«
»Hör auf, Roy«, zischte Berry.
»Wenn ein Gastroenterologe durch das Sigmoidoskop schaut, weißt du, was du dann hast?«
»Hör auf! Geh weg. Ich möchte allein mit Dickie sprechen.«
»Allein? Warum?«
»Laß gut sein. Geh.«
Verärgert und eifersüchtig sah ich sie fortgehen und schrie ihnen nach:
»Dann guckt Scheiße auf Scheiße, das ist es.«
Ärgerlich drehte Dickie sich um und sagte:
»Reden Sie nicht so.«
»Verletzt das etwa Ihre Gefühle, Dickie?«
»Nein, aber es verletzt ihre. Sie können unsere internen Scherze nicht mit Leuten treiben, die draußen stehen, mit Menschen wie ihr.«
»Sicher kann man das«, sagte ich, »sie müssen erkennen …«
»Müssen sie nicht!« brüllte Dickie. »Sie müssen nicht, und sie wollen nicht. Es gibt Dinge, die man für sich behalten muß, Basch. Glauben Sie, Eltern wollen hören, wie sich die Lehrer über ihre Kinder lustig machen? Benutzen Sie, verdammt noch mal, Ihren Kopf. Sie haben hier eine gute Frau, und glauben Sie mir, die sind nicht leicht zu finden und zu halten, vor allem, wenn man Arzt ist. Es macht mich richtig wütend, mitanzusehen, wie Sie sie behandeln.«
Eine Stunde später riefen sie mich. Ich kam mir vor wie vor einem Kriegsgericht. Berry sagte, sie und Dickie machten sich Sorgen um mich wegen meines bitteren Sarkasmus und meiner Wut.
»Du hast doch immer gesagt, ich soll aussprechen, was ich fühle.«
»In Worten«, sagte Berry, »nicht in Taten. Nicht, indem du es mit Patienten und Ärzten ausagierst. Dickie hat mir von dem Gerücht über Dr. Putzel erzählt.«
»Die kriegen Sie, Roy«, sagte Dickie, »Sie werden Ihnen das Genick brechen.«
»Die können mir nichts anhaben. Die können das Haus nicht ohne
Interns
führen. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich bin unentbehrlich. Unverwundbar.«
»Das ist gefährlich. Externalisierung ist eine brüchige Verteidigung.«
»Da haben wir es wieder«, sagte ich. »Was ist Externalisierung?«
»Den Konflikt außerhalb seiner selbst zu sehen. Das Problem liegt nicht außerhalb, es liegt in dir. Wenn du das einmal eingesehen hast, bist du ein gutes Stück vorwärts gekommen.«
»Das muß so laufen, wenn ich durchkommen will.«
»Oh nein. Sieh dir Dickie an, er hat eine gesunde Art, mit dieser unglaublichen Situation umzugehen. Er benutzt Mitleid und Humor. Er kann lachen.«
»Ich kann auch lachen«, sagte ich, »ich lache ja auch.«
»Tust du nicht. Du schreist.«
»Du hast ihn selber zynisch, krank genannt. Und er ist derjenige, der mir beigebracht hat, diese netten, alten Leute Gomers zu nennen.«
»Er hat den fühlenden Teil in sich nicht abgetötet. Du hast das getan.«
»Hören Sie«, sagte der Dicke ernst, »lassen wir das jetzt. Wir können ihm nicht sagen, was er tun soll. Sie werden es kaum glauben, aber letztes Jahr war ich noch verdammt übler dran als er. Jetzt bist du dran, Roy. Ich weiß, wie es ist, es ist die Hölle.«
»Diese Putzel-Geschichte macht mir Angst«, sagte Berry.
»Warum gerade er?«
»Weil er jeden Tag vor seinem Spiegel steht, seinen Schlips glattstreicht und zu sich selbst sagt: Putzie-Pups, du bist ein großer Arzt. Nicht ein guter Arzt, nein. Ein großer Arzt. Ich hasse ihn. Du machst dir Sorgen? Dann solltest du ihn mal sehen, wie er in seinen Schuhen zittert. Bereit, zusammenzuklappen! HA !«
»Es ist nicht Putzel, du bist es«, sagte Berry. »Du haßt etwas in dir selbst. Kapiert?«
»Nein, das stimmt nicht. Dickie weiß, was Putzel für ein Arschloch ist.«
»Laß es sein, Roy«, sagte Berry, »du wirst dir
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