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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Gruppe ins Feuer zu schicken.«
    »Also warum, meine kluge Frau«, sagte Gilheeny, »warum tun diese feinen, jungen Männer sich das überhaupt an?«
    »Weil es so schwer ist, nein zu sagen. Wenn man seit seinem sechsten Lebensjahr darauf programmiert ist, Arzt zu werden, und dafür Jahre investiert, wenn man darauf getrimmt ist, repressive Fähigkeiten zu entwickeln, so daß man nicht einmal mehr sagen kann, wie elend man sich während des
Internships
gefühlt hat, dann kann man nicht mehr aufhören. Kann ein Star mitten im Spiel einfach aufhören? Niemals.«
    Sie hatte recht. Was sollten wir dazu sagen. Wir saßen still da, in uns gekehrt, verschüchtert, während die Schatten des Nachmittags länger wurden. Berry beantwortete einige Fragen über Psychiatrie, und als wir begriffen, was sie sagte, machte sie aus unserem Picknick eine Art Gruppentherapie. Das Thema war Verlust.
    »Was für Verluste meins du alles?« fragte Chuck.
    »Was jeder von euch in diesem Jahr verloren hat. Aus erster Hand weiß ich es nur von Roy, aber ich habe von den EKs und BKs gehört und von Eddies … Zusammenbruch …« Sie machte eine Pause und fuhr dann mit bebender Stimme fort.«
    Und von Potts. Ihr habt Potts verloren. Wenn ihr diesen Verlust wirklich gespürt hättet, würdet ihr noch immer weinen. Ihr werdet von euren Schuldgefühlen gequält, Schuldgefühle, weil ihr die liebenden und geliebten Teile in euch abgetötet habt.«
    Im dunkel werdenden Hain hing das Schweigen düster wie ein Leichentuch über uns. Ich spürte ein Würgen im Hals. Was hatte ich abgetötet? Tage wie diesen, meine Kreativität, meine Fähigkeit zu lieben. Dunkelheit. Stagnation. Untergang. Als die Sonne hinter den sich rötenden Hügeln gerann, fragte Gilheeny schließlich leise:
    »Diese Männer sind verwundet. Kann man noch etwas für sie tun?«
    »Schuld ist wie eine heiße Kartoffel, wer sie festhält, verbrennt sich. Ihr alle brennt langsam vor euch hin. Gebt sie weiter. Werdet zornig. Gebt sie denen zurück, die euch infantil gemacht haben. Gibt es einen Psychiater im
House,
mit dem ihr reden könnt?«
    Es gab einen, Dr. Frank, der Psychiater vom BM -Essen an unserem ersten Tag im
House of God.
Er hatte Selbstmord erwähnt, und der Fisch hatte ihn abgewürgt. Er blieb das ganze Jahr hindurch abgewürgt. Warum? Wir gingen zurück zu den Kanus und glitten auf die Geräusche des Ozeans zu. Jeder fragte sich, was er wohl verloren hatte, und ob dieser Dr. Frank ihm helfen könnte, es wiederzufinden, und, als schließlich die Glühwürmchen ihren Tanz begannen, wie er diese Wut nehmen und sie denen hinknallen konnte, die jedem von uns etwas weggerissen hatten, diesen Räuberbaronen, diesen Bossen des Verlusts.
    Ich hatte diese Nacht Dienst und kam mit Blasen an den Händen von der Kanutour zurück. Meine Trunkenheit wurde langsam zum Kater. Ich war beunruhigt über das, was Berry gesagt hatte und war wütend darüber, wieder im
House of God
zu sein. Es war heiß und feucht, und meine Verschwitztheit brachte Erinnerungen an den schrecklichen Sommer zurück, den ich als neuer
Intern
vor einem Jahr durchlebt hatte. Alles Mögliche war passiert. In der Notaufnahme wartete ein Patient auf mich. Er entpuppte sich als außerordentlich, weil er Versöhnung brachte.
    Pearl begrüßte mich und wollte mich vor diesem besonderen Patienten warnen, aber mir war nicht danach, ich nahm die Klemmappe und las:
    »Nathan Zock, 63 ; blutiger Durchfall; ?; gutartige Wucherung.«
    Kein Wunder, daß Pearl vorher mit mir hatte sprechen wollen. Zock von den IIS -Zocks und dem Zock-Flügel, der den Sommer aus meinem Dienstzimmer rausgehalten hatte.
    Irritiert betrat ich das Zimmer, Pearl dicht auf meinen Fersen. So viel Fleisch hatte ich noch nie auf einem Haufen gesehen!
    Sechs rinderhafte Zocks, aufgeblasene Fleischklöpse, wankten um die Trage herum, mampften, lutschten, saugten, schmatzten und schluckten in einem Tribut an Freuds orales Entwicklungsstadium. Glitzernd vor Brillanten stellte Pearl mich Nate Zocks fetten Kindern vor, und war gleichzeitig bemüht, sie von der Trage zu vertreiben, auf der angeblich Nate Zock lag. Als sie zurückwichen, kam unter ihnen eine Papageienfrau mit bösen Augen, kreidiger Stimme und künstlichem schwarzen Haar zum Vorschein, die, als sie meinen Namen hörte, sagte:
    »Nun, mein junger Dr. Kildare, es wird auch Zeit …«
    »Trixie«, kam eine strenge Stimme von der Trage, »sei still!«
    Sie war still. Dort auf der Trage lag Nate,

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