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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Oh, und vergiß nicht: Nate Zock ist kein BMS -Fall. Wenn du mit ihm sprichst, und wenn du nur Hallo, Nate oder Hallo, Mr. Zock sagst, bist du tot. Gute Nacht.«
    Ich hörte das ataktische Schlurfen des kleinen Gelehrten, spürte seinen verstörten Blick auf mir ruhen, und dann ging das Licht aus, und ich schlief ein.
    Am nächsten Morgen hatte sich etwas verändert. Eine kleine Epidemie war ausgebrochen. Niemals hatte es so etwas im
House of God
gegeben. Es begann als Geflüster, als Tröpfeln, ein kleines Leck in einem Damm. Dann breitete sich die Epidemie aus und bestand bald aus vielen Flüßchen, die um viele Insein flossen, lauter und lauter rauschten, dann zum Heulen eines Stroms wurden, der auf das Meer zurauscht. Plötzlich waren fünf von uns
Interns
von psychoanalytischem Gedankengut infiziert. Wir fingen an, uns selbst für die Möglichkeit zu frisieren, am ersten Juli in eine
Residency
in Psychiatrie abgeschoben zu werden.
    Gemeinsam fingen wir fünf an,
Trauer und Melancholie
zu studieren. Wir suchten Dr. Frank auf, der anfangs erfreut war über Eddies Interesse an einer
Residency
in Psychiatrie im
House,
der aber, als noch vier weitere von uns folgten, mit der Neuigkeit zum Leggo rannte. Wir ordneten bei unseren Patienten psychiatrische Konsile an und nahmen an psychiatrischen Visiten teil. Unsere schmutzige, weiße Uniform war auffällig inmitten der psychiatrischen Modenschau, und unsere rudimentären Fragen über Wut, Verlust und Schuld zeigten unsere Unwissenheit. Bei einer Fall-Besprechung zu einer seltsamen Autoimmunerkrankung überraschte uns Hooper mit einer psychoanalytischen Interpretation, die auf Freuds Todessehnsucht basierte. Eddie, der immer noch mit Hooper um die Wette der angeblichen Schwarzen Krähe nachjagte, war beglückt, Freud so sehr mit Analsadismus befaßt zu sehen, und entwickelte einen Tic der Gesichtsmuskulatur. Chuck fuhr auf die Idee der passiv-aggressiven Persönlichkeit ab und entdeckte seine pathologische Verbundenheit mit seiner Mama, während sein Papa bei der Arbeit Cowboy-Romane gelesen hatte.
    »Mann, dassis echt’n Wunder, dassich nich schwul bin, weil, alles in meiner Erziehung is darauf angelecht, dassich ne Schwuchtel werd.«
    Der Kleine tauchte natürlich am tiefsten in die Werke dessen ein, den der Dicke »den Überflieger aus Wien« nannte. Er wollte unbedingt wissen, weshalb zum Teufel er Angel das alles mit seinem Gesicht machen ließ, und sagte mit benommenem Gesichtsausdruck:
    »Heiliger Strohsack, ist da aber was nicht in Ordnung mit mir!«
    Ich analysierte mich selbst auf dem oberen Bett und verstaute die einzelnen Stücke, die ich von mir fand.
    Es kam der Tag der »Was mag die Zukunft bringen«-Plauderei mit dem Leggo. Er hatte von der Epidemie gehört und sie geringschätzig abgetan. Er hatte keinerlei Zweifel, was unsere Zukunftspläne anging: ein Jahr
Residency
im
House.
Bis zum Juli war es kein ganzer Monat mehr, und für ein ganzes Jahr mußten Nachtdienstlücken für die
Residency
gefüllt werden. So war der Leggo etwas überrascht, als der Kleine, Hooper und Eddie nacheinander sagten:
    »Nun, Sir, ich möchte meine
Residency
in Psychiatrie machen.«
    »Psychiatrie?«
    »Ja, Sir, ab ersten Juli.«
    »Aber das geht doch gar nicht. Wir haben doch vereinbart, daß Sie für Ihr
Residency
-Jahr in der Inneren bleiben. Ich rechne fest mit Ihnen, mit Ihnen allen, damit, daß Sie bleiben.«
    »Ja, aber sehen Sie, es ist mir ein echtes Bedürfnis. Da sind viele Dinge aufzuarbeiten, und einiges, Sir, nun, das kann nicht warten.«
    »Aber Ihr Vertrag sagt …«
    »Es gibt keinen Vertrag, erinnern Sie sich?«
    Der Leggo erinnerte sich nicht, daß das
House
es abgelehnt hatte, uns Verträge zu schreiben. Auf diesem Weg glaubten sie, uns völlig legal wie Scheiße behandeln zu können, und er fragte:
    »Keinen Vertrag?«
    »Nein. Sie haben gesagt, wir bräuchten keinen.«
    »Das habe ich gesagt? Hmmm …« sagte der Leggo und sah aus dem Fenster. »Nun, niemand braucht einen Vertrag. Niemand.«
    Als Chuck »Psychiatrie« als Berufsziel nannte, brach es aus dem Leggo heraus:
    »Was!? Sie auch?«
    »Im Ernst,
Chief,
was dieses Land braucht, ist ein hochkarätiger, schwarzer Seelenklempner, finden Sie nicht?«
    »Ja, aber … aber Sie haben doch bisher so gut in der Inneren gearbeitet. Aus der Armut des ländlichen Südens, Ihr Vater Nachtwächter, nach Ober …«
    »Genau, Mann, genau. Hören Sie sich das mal an: Heute war ich in meiner Ambulanz, und

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