H.Schumacher - Die zwölf Gesetze der Macht
während der Koalitionsverhandlungen SMS über den Tisch auch noch. «
aus. Auch Finanzminister Peer Steinbrück genießt inzwischen Zum Sicherheitssystem der Kanzlerin gehört e s auch, nie das Vertrauen der Chefin und selbst Außenminister Frankalle Informationen einem einzigen Vertrauten zukommen zu Walter Steinmeier. Schröders einstiger Kanzleramtsminister lassen. »Wir bekommen im Präsidium immer nur Häppchen« , brauchte allerdings eine ganze Weile, bis er »Frau Bundesmault ein Ministerpräsident. Dieses Schicksal teilen die CDUkanzlerin . . . « über die Lippen brachte.
Oberen mit fast allen Mitgliedern in Merkeis Machtmann
Angela Merkel weiß, dass sie zutiefst misstrauisch ist. Sie schaft. Sie legt Wert auf Herrschen durch Verteilen. Plump hat auch kein Problem damit. Es ist eine Kindheitsprägung, vertrauliche Runden mit weingelöster Offenheit gibt es bei ihr die ihr immer das Gefühl von Sicherheit gab: » Ich habe früh nicht.
gelernt, dass man im Freundeskreis alles besprechen kann, Die politische Wissenschaft hat ermittelt, dass für moderaber draußen eben vorsichtig ist. « Diese Distanz wird oft als nes Führungshandeln eine Kultur der kurzen Wege und der Kälte beschrieben. Aber es ist Vorsicht. Leutseligkeit ist keine schnellen Entscheidung unerlässlich ist. Über alle Hierarpolitische Erfolgsstrategie.
chien und Formalien hinweg braucht ein Regierungschef ein Dass es sträflicher Leichtsinn ist zu prahlen, zu plaudern informelles, strategisches Zentrum, das aus nicht mehr als oder arglos zu quatschen, das lernte sie früh im staatsüberdrei bis fünf Akteuren bestehen sollte.
wachten Pastorenhaushalt. Schon als Kind habe sie darauf Die Mitglieder ihres strategischen Zentrums kennt Angela geachtet: »Was kannste sagen, wie weit kannste gehen?'' Auf
Merke! fast durchweg schon aus Wendezeiten. Thomas de passen, Relativieren, Ausweichen, das waren Überlebens
Maiziere lernte sie 1 990 im Wahlkampf kennen wie auch den techniken. Draußen waren zu viele Ohren, zu viele übel wol
Journalisten Ulrich Wilhelm, der später Stoiber als Sprecher lende Zeitgenossen, draußen drohte Gefahr. Offenheit gab es diente. Dass Wilhelm immer dabei war, wenn es ernst wurde, allenfalls in den eigenen vier Wänden, und selbst da war sie fiel ihr ebenso auf wie der Umstand, dass Stoibers Nieder
überlegt zu dosieren. Es gibt kaum einen Unterschied zwigang begann, als Wilhelm ihn verließ. Ihn wollte sie unbeschen dem Merkeischen Haushalt damals und dem Kanzlerdingt haben. Ihren inzwischen pensionierten Staatssekretär amt. Nur drinnen darf man offen reden.
aus ersten Ministertagen, Willi Hausmann, konsultiert sie Die Verteidiger des Arbeiter- und Bauernstaates haben ebenfalls regelmäßig. Volker Kauder ist einer der wenigen, diese bürgerlich-protestantischen Nischen nie völlig ausräuder ihr Vertrauen erst in den letzten Jahren errungen hat. Den chern können. Um sich intellektuelle Freiräume zu sichern Kern dieser kleinen Truppe hat sie von 1 990 an vom Rande und die Chancen der Kinder auf ein Studium zu erhöhen, der Macht immer weiter ins Zentrum verschoben, bis ins übten sich alle Familienmitglieder in sozialistischer Mimikry.
Kanzleramt. Mit der Großen Koalition sind noch ein paar Fi
Zumindest wurde den Kindern immer wieder eingebläut, in guren dazugekommen in die innere Führungsriege. Pranz der Schule durch Leistung zu glänzen und sich nicht zu ver
Müntefering zum Beispiel, der Vizekanzler, der gleichfalls beplappern. >>Man durfte j a dem Lehrer auf keinen Fall erzähredtes Schweigen zelebriert. Mit ihm tauschte die Kanzlerin len, dass bei -Pfarrers zu Hause der Westsender gesehen und 146
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auf Honecker geschimpft wurde, und auch nicht, was für ergattern. Das war nicht selbstverständlich. Vielen Kindern Witze am Abendbrottisch erzählt wurden«, erinnert sich von Geistlichen wurde die Universität, manchen sogar die Angela Merkel: » Grundsätzlich galt für uns Kinder das Ge
Oberschule verwehrt.
bot der Unauffälligkeit. « Daran hielt sie ihr Leben lang fest.
Angela Merkel hatte mehrfach miterlebt, dass Eltern oder Die mangelnde Erfahrung der DDR-Bürger mit medialer Kinder mit kirchlichem Hintergrund sich höchst unwürdigen Öffentlichkeit ist tief in ihr verwurzelt. Das Private blieb da
Prozeduren unterziehen mussten, um vielleicht doch noch mals grundsätzlich Vertrauenssache, Medien waren gleichbeeinen Platz auf der höheren Schule zu erlangen. Sie konnte deutend mit
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