H.Schumacher - Die zwölf Gesetze der Macht
Schnüffelstaat. Exhibitionisten-Shows im Fernsefroh sein mit ihrem Studienplatz in Physik. Ein geisteswishen machen Angela Merke! fassungslos. Sie wird immer noch senschaftliches Fach hätte ihr das System niemals zugeunruhig, wenn Dutzende von Kameras irgendwo auf sie warstanden. Da könnte man sich ja womöglich eine Querulantin ten. >>Was wollen die?«, fragt sie ihre Leute. Manisches Ansheranziehen, die an der Hochschule nichts als Unruhe ver
Licht-Zerren-Wollen und gnadenlose Bilder von jeder menschbreiten würde. Bei den Physikern konnte nicht viel passieren.
lichen Empfindung regen sie seit den ersten Einheitstagen auf.
Dieses Gefühl, es geschafft zu haben, hat die Abiturientin Neugier, Fragesteller, interessierte Mitmenschen, das alles hat Angela leichtsinnig gemacht. Es muss ein Moment halbstarsie in ihrer Kindheit auch als Bedrohung wahrgenommen.
ker Allmachtsphantasie gewesen sein, der sie und einige Mit
Zwar herrschte keine beklemmende Atmosphäre im Waldschülerinnen bewogen hat, kurz vor dem Abitur sehr unsozihof, es war eher ein selbstverständlicher Umgang mit der alistisch aus der Reihe zu tanzen. Gänzlich überflüssig suchte Realität einer omnipräsenten Staatssicherheit. >>Wir hatten sie das Risiko, aus purem Leichtsinn, aus einer plötzlichen gelernt, damit zu leben.« Auch auf den Kindern lag eine hohe Lust heraus, die Lehrer herauszufordern. Dabei hatte Vater Verantwortung. Jeder wusste: Eine unachtsame Bemerkung Kasner die Mädchen noch mehrfach gewarnt.
kann die Familie, kann jeden Einzelnen gefährden. Kommu
Merkeis Klasse war aufgefordert worden, einen Beitrag zu nikative Disziplin war Voraussetzung für den Erhalt der Sippe.
einer Kulturaufführung zu leisten. Doch mit dem Studien
So lernte Angela Merke! früh, was Identität, Zusammenhalt platz in der Tasche war die Motivation nicht mehr übermäund Sicherheit bedeuten. Das kunstvolle Stammeln, der fra
ßig groß. Und so erschallte in der Pause aus dem Schullautgende Blick, die ausweichenden Antworten - all die Technisprecher die Mitteilung, dass die Klasse 12 b es nicht für nötig ken von früher gebraucht sie noch heute virtuos.
erachte, sich zu beteiligen. In letzter Sekunde fanden sich die Risikominimierung war eine der Strategien, die der Pfar
Mädchen zusammen, natürlich unter Merkeis Anführung, rerstochter von ihren Eltern als überlebenswichtig eingeum doch noch etwas beizusteuern. Lieder, Gedichte, Szenen schärft worden war. Provozieren, das unterließ sie in der zum Krieg in Vietnam waren gefragt, Belege für das imperia
Schule. Ihre Anwesenheit war Provokation genug. Kurz vor listische Streben des Klassenfeindes.
ihrem Abitur hatte es Angela Merke! mit notorischer Unauf
Doch die 12 b übte sich in Konterrevolution. Kernstück ihrer fälligkeit, exzellenten Leistungen und dem verborgenen Wir
Aufführung war das Gedicht >>Mopsenleben« von Christian ken ihres Vaters tatsächlich geschafft, einen Studienplatz zu Morgenstern.
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Es sitzen Möpse gern auf Mauerecken,
konnte, erzeugte Zorn in ihr, aber auch Hilflosigkeit. Das die sich ins Straßenbild hinaus erstrecken, Kasnersche Unauffälligkeitsprinzip schien wohl doch die verum von sotanen vorteilhaften Posten, nünftigste Methode zu sein, um mit einem drangsalierfreudidie bunte Welt gemächlich auszukosten.
gen System zurechtzukommen.
Oh Mensch, lieg vor Dir selber auf der Lauer, So ist es bis heute geblieben, und das führt bisweilen zu sonst bist Du auch ein Mops nur auf der Mauer.
gespenstischen Szenen. Als Angela Merke! auf ihrer Wahlkampftour 2005 auf dem Marktplatz von Templin Station Das konnte eine sensible Lehrkraft durchaus auf sich beziemacht, zupft eine ältere Dame sie am Ärmel. Sie hat sich fein hen. Als dann zum Abschluss auch noch die Internationale gemacht. Sie sagt: »>ch will dich nicht aufhalten, aber gib mir auf Englisch zum Vortrag gebracht wurde, eskalierte die doch ein paar Autogramme.« Angela Merkel fragt: » Hast du Lage. Der Gatte der Deutschlehrerin war Kreisschulrat und schon wieder alle verteilt?« Dann schreibt sie Autogramme.
sorgte dafür, dass am nächsten Morgen die Staatsmaschine
Kurz blickt sie auf und fragt: >>Ist Papa auch da? « Die Dame rie unnachgiebig anlief. Sämtliche Morgenrituale entfielen, schüttelt den Kopf. Keine Umarmung, keine Herzlichkeit dafür mussten sich Schüler anderer Klassen auf Wandzeitunzwischen Mutter und Tochter. Nicht in der Öffentlichkeit.
gen gegen die 1 2 b äußern.
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