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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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Himmels willen, tun sie denn da?«
    »Nun, freiwillig sind sie nicht hingegangen!«
    »Das glaub' ich wohl! Herr des Himmels, da sind sie ja einfach verloren, wenn sie nicht machen, daß sie schleunigst wegkommen. Wie, in Gottes Namen, sind sie denn eigentlich da hingeraten?«
    »Sehr einfach! Miss Hooker war zu Besuch dort oben in der Stadt –«
    »Booths Landing meinst du – weiter!«
    »Also sie war zu Besuch in Booths Landing, und gegen Abend wollte sie dann fort und noch eine Freundin besuchen, um da zu übernachten, ein Fräulein – ach ich hab' den Namen vergessen. Mitsamt ihrer alten Niggerfrau ließ sie sich in der Fähre übersetzen, und da verloren sie das Steuerruder mitten auf dem Wasser und wurden nun fortgerissen von den Wellen und gegen das Wrack geschleudert, und Fähre und Fährmann und die Niggerfrau, alles war verloren. Nur Miss Hooker erwischte etwas vom Schiff, woran sie sich halten konnte, und rettete sich so auf Deck. – Vielleicht eine Viertelstunde später kamen wir in unserem Boot flußabwärts vom Markt heim; es war so stichdunkel, daß wir das Wrack nicht eher sahen, als bis wir mit der Nase draufstießen und es zu spät war. Das Boot war natürlich zum Kuckuck, aber retten konnten wir uns alle, nur Bill Whipple – der ertrank – ach, und der war der beste Kerl von der Welt, wahrhaftig, ich hätt' beinahe lieber all das Wasser selbst geschluckt – das hätt' ich, meiner Seel' –«
    »Herr, du mein Gott, das ist gewiß und wahrhaftig die merkwürdigste Geschichte, die ich je gehört habe! Na und dann? Was habt ihr dann getan?«
    »Nun, wir riefen und schrien natürlich und waren wie toll; aber es ist so weit da draußen, da konnte uns niemand hören. Sagt' mein Alter: Das nutzt alles nichts, einer von uns muß sehen, wie er ans Land kommt und Hilfe schafft. Gut also! Ich war der einzige, der schwimmen konnte, so mußte ich denn ran und mein Heil probieren. Da gab's kein langes Zaudern! Ich denn rein und los. Miss Hooker rief mir nach, wenn ich nicht früher Hilfe fände, so solle ich nur machen, daß ich zu ihrem Onkel käme, der werde schon Rat wissen. So schwimm' ich denn drauflos und komme auch richtig ans Land, vielleicht eine Stunde weiter da unten, aber wo ich auch anklopfe und meine Geschichte erzähle, alle weisen mich ab. ›Was‹, sagen sie, ›in der schrecklichen Nacht? Nein, mein Junge, das wäre Unsinn, da such du sonst jemand – mach, daß du zur Dampf-Fähre kommst; wenn dir einer hilft, so wird dir der dort helfen!‹ Und da bin ich, und – ach, wenn Sie doch wirklich gehen wollten und sehen und –«
    »Meiner Seel', das will ich, will's gern tun, aber – sag mal, weißt du, ganz umsonst kann ich's nicht, wie steht's denn mit – na, du weißt, was ich sagen will, wer wird mir's denn vergüten? Glaubst du, dein Vater kann –«
    »Ach, darüber machen Sie sich keine Sorgen, daran soll's nicht fehlen. Miss Hooker sagte noch, ihr Onkel Hornback ...«
    »Was – der ist ihr Onkel? Paß mal auf, was ich dir sage – siehst du dort das Licht? – Gut – also, darauf gehst du los, und wenn du hinkommst, fragst du in der Wirtschaft nach Jim Hornback. Die werden dich dann zurechtweisen; aber eil dich und halt dich unterwegs nicht auf, denn der wird's schnell wissen wollen. Und sag ihm, ich wolle ihm seine Nichte bringen, heil und ganz, eh' er noch selbst zur Stadt kommen könne, er soll sich ja nicht ängstigen und – aber mach doch, daß du fortkommst, Schlingel – steht da und sperrt das Maul auf, statt den Weg unter die Füße zu nehmen! Vorwärts, ich werd' gleich abstoßen!«
    Ich tu' also, als ob ich dem gewiesenen Licht zurenne. Kaum bin ich aber außer Hör- und Sehweite, schleich' ich in großem Bogen zurück, bis dahin, wo ich mein Boot versteckt hatte, mach' es flott und laß mich nun leise am Ufer hin treiben und verberg mich dann zwischen ein paar Holzschiffen, denn ich mußte sehen, ob der Mann wirklich Ernst mache. Im ganzen war ich sehr mit mir zufrieden, denn, denk' ich, viele hätten sich nicht soviel Mühe gemacht wegen der alten Diebsbande, sondern sie ruhig Wasser schlucken lassen, bis sie genug gehabt – und verdient hätten sie's auch, die Kerle! Ich wollte, die Witwe hätte die Geschichte gehört, die härte gewiß geweint vor Rührung über meine Großmut gegen die Schurken, denn, merkwürdig, für Mörder und dergleichen Lumpengesindel hatte sie wie andere gute Seelen immer die größte Teilnahme.
    Jetzt seh' ich, wie sich die Fähre in

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