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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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hier nicht, das ist wahr!«
    »Wird nix haben zu tun, arme Kerl! Wovon er leben?«
    »Ja, das weiß ich auch nicht. Er kann vielleicht bei der Polizei angestellt werden oder französische Stunden geben!«
    »Was, Huck, sprechen die französische Leut nix wie wir?«
    »Nein, Jim, bewahre! Man kann kein Wort verstehen, wenn sie was sagen.«
    »Ei du mein Himmel! Jetzt aber Jim wissen gar nix, was er sollen denken! Woher das kommen, Huck?«
    »Ja, ich weiß das nicht, aber so ist's! Ganz gewiß! Wart einmal, ich hab' da etwas in meinem Buch gefunden. Jim, wenn mal einer zu dir käme und sagte: ›Pallewuhfranzä‹? was würdest du da denken?«
    »Denken? Jim gar nix denken. Jim ihm hauen die Kopf voll, aber nur, wenn er nix sein Weißer; Jim sich nix lassen so schimpfen von Nigger!«
    »Dummheit! Das ist doch nicht geschimpft! Der will dich nur fragen, ob du Französisch sprichst.«
    »Warum er's denn nix sagen?«
    »Aber, er sagt's ja, nur auf Französisch!«
    »Das sein dumm, Jim nix wollen hören davon, sein ganz zum Lachen dumm!«
    »Jim, gib mal acht: Spricht denn eine Katze wie wir?«
    »Nein, warraftig, aber –«
    »Tut's 'ne Kuh?«
    »Nein, auch nix, aber –«
    »Spricht die Katze wie die Kuh, oder die Kuh wie die Katze?«
    »Nein, gar nix, aber –«
    »Und das ist ganz natürlich, daß jedes Tier anders spricht, nicht?«
    »Jim sollen denken ja – aber –«
    »Wart, wart, nur einen Augenblick! Ist es nicht auch ganz natürlich, daß ein Tier anders spricht wie wir, he?«
    »Warum du fragen so dumm, Huck?«
    »Also warum soll ein Franzose denn nicht anders reden wie wir?«
    »Sein Katze ein Mensch, Huck?«
    »Nein!«
    »Gut, warum sollen Katze reden wie Mensch? Sein Kuh Mensch? Oder sein Kuh Katz?« »Nein, eine Kuh ist 'ne Kuh!«
    »Gut, so sie brauchen nix zu reden wie Katz un Mensch! Sein Franzose Mensch?«
    »Na, ob!«
    »Also! Warum er denn nix reden wie Mensch? Das möcht ich wissen, Huck!«
    Das war mir zuviel! Streit einer mit einem Nigger! Die Schädel sind zu hart. Ich gab's auf.

15. Kapitel
Huck verliert das Floß aus Sicht – Im Nebel – Wiederfinden – Träume – Unrat!
    In weiteren drei Nächten dachten wir mit Leichtigkeit bis nach Kairo zu kommen, ganz unten in Illinois; wo der Ohio in den Mississippi fließt, das war das eigentliche Ziel unserer Fahrt. Dort wollten wir dann das Floß verkaufen, auf ein Dampfboot gehen, den Ohio hinauffahren, bis zu den Staaten, wo die Nigger frei waren, und dann außer aller Gefahr zu sein.
    In der zweiten Nacht kam ein dicker Nebel herunter; wir suchten daher nach einem Ort, um bequem anlegen zu können, denn eine Fahrt im Nebel lockte uns nicht. Ich ruderte im Boot voraus, fand aber zum Anbinden nichts als junge Bäumchen. Ich schlang die Leine um eines derselben; unglücklicherweise gerade an einer Stelle, wo das Ufer einen Vorsprung bildete und eine scharfe Strömung entstand. Von ihr erfaßt, schoß das Floß nur so dahin, und eh' ich mich's versah, hatte es sich vom Boot losgerissen und war auch schon im Nebel verschwunden. Ich seh' noch, wie er sich hinter ihm schließt; mir wurde ganz schwarz vor den Augen, und ich konnte mich kaum rühren, viel weniger einen Laut von mir geben. Denk' ich, nun bist du verloren, verlassen gewiß, denn Jim ist weg auf Nimmerwiedersehen! Ich stürze ins Boot und falle über die Ruder her, aber es weicht nicht von der Stelle; ich hatte vergessen, es loszubinden. Ich probier jetzt den Knoten zu lösen, aber ich war so aufgeregt, und meine Hände zitterten so, daß ich nichts anfangen konnte.
    Als ich dann endlich flott war, setzte ich hinter dem Floß her, hielt mich, solang ich konnte, in der Nähe des Ufers, um die Richtung nicht zu verlieren, kam aber doch schließlich ab und mitten in den dicken Nebel hinein und wußte nun geradeso wenig wie ein Toter, wohin ich getrieben wurde.
    Denk' ich, rudern lohnt sich hier nicht, sitzt am Ende doch nur auf einer Sandbank fest, läßt dich lieber vom Wasser treiben, das ist jedenfalls sicherer. Aber still sitzen und die Hände in den Schoß legen, wenn man innerlich wie mit Dampf geladen ist, um vorwärtszukommen, ist eine mißliche Sache. Ich konnt's kaum fertigbringen und rutschte auf meiner Bank herum, rief dann einmal und lauschte auf Antwort. Plötzlich hör' ich den Strom herauf einen schwachen Ruf, und da kommen mir auch die Lebensgeister und der Mut wieder. Ich drauflos, hör's noch einmal, merk' aber auch, daß ich in ganz andrer Richtung bin, viel zuviel nach

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