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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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Bewegung setzt. Ich also raus aus meinem Versteck und flink drauflos gerudert, um zuerst an Ort und Stelle zu sein. Da erhebt sich auch schon das Wrack aus den Wellen, ganz geisterhaft dunkel und schwarz. Aber es sinkt rasch und zusehends, ist schon beinahe ganz mit Wasser gefüllt. Viel Spielraum, um frische Luft zu schöpfen, hatten die Kerle drin nicht mehr – soviel war klar. Ich rudre denn noch ein bißchen näher, versuch' auch, die Burschen, falls sie überhaupt noch existierten, schwach anzurufen, krieg' aber keine Antwort und denk': Wollt ihr nicht, so will ich erst recht nicht!
    Jetzt kommt auch schon die Fähre mit voller Kraft angedampft. Ich halt' nun schleunigst nach der Mitte des Stroms zu, und wie ich glaubte außer Hörweite zu sein, zieh' ich die Ruder ein, um alles sehen und beobachten zu können. Ich sah, wie die Fähre um das Wrack herumdampfte und schnupperte, um nach Fräulein Hookers irdischen Resten zu suchen, zum Trost des armen, seiner geliebten Nichte beraubten Onkels Hornback. Der Fährmann konnte aber offenbar nichts entdecken, und da das Wrack von Minute zu Minute erschreckend rasch tiefer und immer tiefer sank, gab er schließlich den Versuch nach kurzem ganz auf und dampfte dem Ufer zu. Ich aber zog nun gewaltig aus, den Fluß hinunter.
    Schrecklich lang kam es mir vor, ehe ich Jims Licht entdeckte, und als es endlich, endlich in Sicht kam, schien mir's noch wenigstens tausend Meilen entfernt. Als ich schließlich glücklich anlangte, dämmerte im Osten schon der Tag herauf. Wir hielten also auf eine kleine Insel zu, verbargen unser Floß, bohrten das vom Wrack mitgenommene Boot an, daß es sank, krochen in unsere Hütte und schliefen wie die Toten den Schlaf der Gerechten.

14. Kapitel
Gelehrte Unterhaltungen – Der Harem – Französisch
    Nachdem wir uns allmählich aus unserem Schlaf herausgerappelt hatten, untersuchten wir die Beute, die wir den Kerlen vom Schiff abgejagt, und fanden herrliche Dinge darunter. Stiefel, wollene Decken, Kleider, viele Bücher, ein Fernglas, zwei Kistchen Ziehgarren und sonst noch eine ganze Menge Brauchbares. So reich an derartigen schönen Sachen waren wir noch nie zuvor gewesen, keiner in seinem Leben! Die Ziehgarren besonders waren wundervoll, echte Harrwanna oder wie sie die Dinger heißen. Wir lagen den ganzen Nachmittag unter den Bäumen und dampften, und ich las dazu in den Büchern, es war ganz herrlich! Ich erzählte nun Jim alles, was ich in dem Wrack und an der Fähre erlebt hatte und wie das nun doch einmal ein ordentliches Abenteuer gewesen sei. Er aber wollte nichts von Abenteuern wissen, dankte dafür und sagte, er sei schon halb tot gewesen, als er das Floß nicht mehr habe finden können, und habe geglaubt, nun sei alles aus, so oder so. Entweder müsse er ertrinken und sei verloren oder er werde gerettet und würde ausgeliefert und verkauft, und das sei auch nicht viel besser für ihn. Darin hatte er nun recht, er hatte überhaupt beinahe immer recht; er war ein merkwürdiger alter Schlaukopf für einen Nigger.
    Ich las Jim dann aus einem Buche vor. Da stand viel von Königen, Herzögen und Grafen und dergleichen drin, wie vornehm die sich anziehen und wie kostbar, und wie sie sich gegenseitig Majestät und Hoheit und Durchlaucht anreden, nicht bloß mit Herr . Jims Augen quollen förmlich aus dem Kopf heraus, so interessierte es ihn.
    Sagt' er: »Jim gar nix wissen, daß 's sein so viele. Jim nie nix davon hören! Jim nur wissen vom alten König Sallermon un – ja von die Kartenkönige! Wieviel so ein König denn kriegen?«
    »Kriegen?« sag' ich, »was die kriegen? Tausend Dollars im Monat oder mehr, so viel sie wollen, kriegen sie, alles gehört ihnen ja!«
    »Hui, das sein schön! Was sie haben zu tun, Huck?«
    »Tun? Nichts! Könige tun gar nichts, Jim, die sitzen nur so herum!«
    »Nein, warraftig?«
    »Natürlich, Jim, ganz gewiß, die sitzen nur so herum. Vielleicht wenn's Krieg gibt, müssen sie einmal aufstehen und mitgehen, aber sonst faulenzen sie nur so in allen Ecken herum oder jagen oder fi – scht, hast du nicht was gehört?«
    Wir krochen vor und lauschten, es war aber nur das Geräusch einer Dampferschaufel. Ein Dampfer verschwand eben an einer Biegung des Stroms, und so zogen wir uns denn wieder zurück.
    »Ja«, fuhr ich fort, »und manchmal, wenn's ihnen gar zu langweilig wird, ärgern sie das Parlerment ein bißchen oder lassen ein paar Köpfe abhauen. Gewöhnlich aber halten sie sich im Harem auf!«
    »Im

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