Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen
eingegangen, der seinen Kopf durchsetzen wollte, alles falsch machte und das Leben von 155 Menschen auf dem Gewissen hat.
Zwischen Held und Versager liegen manchmal nur Millimeter oder Sekundenbruchteile. Oder Entwicklungen, die du nicht vorhersehen konntest. Löse dich also von der Vorstellung, dass du alle Karten in der Hand hast. Denn das hast du definitiv nicht. Du kannst nicht zu hundert Prozent über den Lauf deines Lebens bestimmen. Auch nicht, wenn du Entscheidungen triffst.
Wenn du entscheidest, ist das so, als würdest du ein Segelboot auf einem breiten Strom steuern. Du kannst bestimmen, ob du lieber eher am linken oder am rechten Ufer entlangsegelst. Aber du kannst nicht flussaufwärts fahren. Und du weißt nicht, welche Sandbänke und Stromschnellen noch vor dir liegen, die dich zwingen, den Kurs zu ändern.
Hier haben wir wieder das Thema Demut. Die brauchst du, um einzusehen, dass deine Gestaltungsmöglichkeiten begrenzt sind. Umso wichtiger ist es, was immer du an Richtungsbestimmung auf diesem Fluss bewerkstelligen kannst, auch wirklich zu tun. Jede Entscheidung zählt. Gerade dann, wenn nicht alles in deiner Hand liegt.
Zu meinen, »Ich bin völlig frei in meinen Entscheidungen; ich führe ein souveränes Leben«, ist der größte Selbstbetrug. Du kannst dem nahe kommen. Aber es nie ganz erreichen. Denn es gibt auch noch anderes in der Welt als dich allein. Du kannst nicht die Zukunft steuern. Wenn du dein Leben lebst, dann bist du nicht wie ein Controller an der Playstation. Bescheiden erkennst du: Du kannst im Großen und Ganzen die Richtung bestimmen, aber nicht den Fluss der Dinge. Auf vieles kannst du gar nicht einwirken.
Demut hat nichts mit der Unterwerfung eines Sklaven unter einen Herrn zu tun. Auch nichts mit Freude am Diener-Sein. Demut hat nichts Kriecherisches an sich. Im Gegenteil: Der Demütige hebt seinen Blick zu den Sternen. Er erkennt, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt. Erich Fromm bezeichnete die Demut als die emotionale Haltung, in der der Mensch durch Vernunft und Objektivität seine Selbstbezogenheit überwinden kann.
Alexander Dibelius, Deutschlandchef der Investmentbank Goldmann Sachs, rief seine Branche zu Demut auf. Nun, zur Demut aufzurufen, ist gerade hip in Politiker- und Banker-Kreisen. Aber auch wenn einem so manche Worthülse um die Ohren fliegt: Dibelius hat vollkommen recht! Sein Aufruf ist nichts anderes als die Erkenntnis, dass der Trader eben nicht alles in der Hand hat. Dass sich nicht alles berechnen lässt. Dass es Dinge gibt, die sich niemand vorher hat ausdenken können.
Als Gorbatschow Präsident der Sowjetunion war, hatte er eine Fantastilliarde Probleme am Hals. Das Haus stand bereits kurz vor dem Zusammenbruch. Ihm war klar, dass es nicht so weitergehen konnte. Das Wettrüsten sog alle Kraft aus dem Land. Der Staatsapparat war gigantisch. Unbeweglich.
Er wollte Altes kaputtgehen lassen. Aber so?
Gorbatschow wollte eine prosperierende Sowjetunion. Bedingung dafür: eine friedvolle Welt. Deshalb traf er radikale Entscheidungen: Weg vom Wettrüsten. Annäherung an den Westen. Er leitete mit Glasnost (Transparenz) und Perestroika (Veränderung) eine Wende ein. Als Generalsekretär der KPdSU hatte er die dazu erforderliche Machtfülle. Aber sobald der Stein ins Rollen gekommen war, gab es kein Zurück mehr.
Ich glaube, er hat absolut richtig gehandelt. Doch es ist anders gekommen, als er es sich vorgestellt hat. Gorbatschow hatte bestimmt nicht im Sinn, dass die Sowjetunion zerbricht. Er wollte Altes kaputtgehen lassen und Neues schaffen. Aber so?
Hat Gorbatschow Erfolg gehabt? Persönlich – ich denke, nein. Einen Putsch hat er noch politisch überlebt, aber die Sowjetunion war zerfallen, entmachtet. Und trotzdem hat er Unglaubliches erreicht. Gorbatschows Erfolg war es, dass er den Weg frei machte für eine tatsächliche Veränderung. Als Politiker, der Größe, Macht und Ansehen der UdSSR mehren wollte, ist er gescheitert.
So ist das mit dem richtigen Maßstab: Du kannst Entscheidungen treffen. Aber du kannst der Welt nicht befehlen, wie sie zu sein hat.
Du bist dran
»Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen«, sagte Meister Yoda zu Luke Skywalker
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Es gibt im Leben keine Reiserücktrittsversicherung
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Es gibt kein »Die anderen sind schuld«
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Es gibt kein »Das ist halt so«
.
Es gibt kein »Ist doch egal!«
.
Es gibt kein »Hätte, wenn und aber«
.
Es gibt kein »Das ist nicht bequem«
.
Es gibt kein
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