Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
Vom Netzwerk:
total nüchtern. Obwohl ich echt viel getrunken habe, drei Tequila und noch eine Menge anderes Zeug. Komisch, was?«
    »Na ja, das ist natürlich auch komisch.« Ich fand es viel merkwürdiger, dass sie nicht in Panik aufgelöst war. Oder sonst wie beunruhigt. Immerhin war sie gerade dem Tod von der Schippe gesprungen. Ich fasste sie am Handgelenk. Es war total kalt. Und einen Puls konnte ich auch nicht fühlen. »Frierst du nicht?«
    »Nein.«
    »Komisch. Dabei hast du doch eine ganze Zeit hier auf dem Boden gelegen.«
    »Was soll’s? Und was ist jetzt mit dem Backes?«
    »Ach, das ist ein blöder Arsch. Keine Ahnung, weswegen ich gedacht hatte, er könnte ein Traumprinz sein«, brummelte ich.
    »Das kann doch jedem mal passieren«, beruhigte mich Vivian.
    Wir gingen zur Straße. Ich musste immer wieder auf meine unheimlich blasse Freundin schauen. Eben war sie noch urlaubsbraun gewesen, jetzt war sie weiß wie ein Fischbauch, hatte Bissspuren am Hals und keinen Puls. Das Werwolf-Buch fiel mir wieder ein und dieser blasierte Professor mit seinem Vampirgeschwafel.
    »Erzähl doch mal von dem Typen, der dich mitgenommen hat«, sagte ich.

    »Ach, das war so ein Kauz. Er war irgendwie voll spießig angezogen mit einem Gehrock und weißem Hemd, aber er war sehr höflich und freundlich.«
    »Kam er dir nicht merkwürdig vor?«
    »Doch, na klar. Aber er war kein Verbrecher! Das habe ich sofort gesehen. Er sah nur merkwürdig aus, irgendwie wie ein Schwarz-Weiß-Foto. Aber ich wollte nur noch nach Hause, und ich dachte, wer nicht wagt, der nicht gewinnt, haha. Und er war ja auch sehr nett.«
    »Aber er hat dich gebissen. Und im Park liegen gelassen«, fasste ich zusammen.
    »Na ja. Das war wahrscheinlich nicht ganz so nett, aber was soll’s? Ist ja noch mal gut gegangen.« Sie grinste mich an.
    »Vivian…«, sagte ich und stolperte einen Schritt zurück.
    »Was ist los?«
    »Vivian, du hast da was …« Ich zeigte auf ihren Mund. Da ragten plötzlich vier blendend weiße Eckzähne heraus. Sie befühlte ihre Zähne.
    »Ach du Scheiße«, entfuhr es ihr. Sie holte ihr Lippenstifttäschchen mit dem kleinen Spiegel raus. »Sieht aus wie …«
    »… Vampirzähne!«, sagte ich.
    Sie schrie panisch auf. »Hölle, was soll das denn? Wie kommen die dahin?« Sie rüttelte mit den Fingern daran, aber sie saßen bombenfest. »Hat der Arsch die mir da etwa angeklebt, oder was?«
    »Immerhin hat er dich nicht vergewaltigt und ermordet, dagegen ist ein verunstaltetes Gebiss vielleicht nicht
das Schlechteste«, versuchte ich zu scherzen, aber sie tobte immer noch.
    »Aber es sind ja nicht nur die Zähne! Guck doch mal, wie blass ich bin!«, jammerte sie. »Meine ganze schöne Bräune - mit einem Schlag weg! Ich glaub, jetzt wird mir doch schlecht.« Sie kramte in ihrer Jackentasche nach einem Pfefferminz, wie immer, wenn sie nervös war.
    Doch statt eines Bonbons förderte sie einen Zettel zutage. Darauf stand säuberlich mit Füllfederhalter geschrieben:
    Der Jaguar sucht des Adlers Nest, um sich darin zu betten. Er wartet auf sein Junges, ergebenst und voller Hoffnung, dass sie ihm verzeiht. Noch vor Morgengrauen soll es ihn treffen, sonst stirbt es im Sonnenlicht.
    »Was soll denn das?«, fragte ich.
    »Das ist ganz eindeutig ein Rätsel«, sagte Vivian. »Das hab ich schon in zig Krimis gesehen. Dieser miese Typ will, dass wir ihn finden.«
    »Aber warum?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er ein durchgeknallter Gothic-Fetischist, der auf makabre Spielchen steht.«
    »Der kann uns mal«, sagte ich, aber es klang nicht halb so entschlossen, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte.
    Wir überlegten einen Moment. Vivian strich sich unablässig mit der Zunge über ihre neuen Zähne.
    »Eines ist klar«, sagte sie, »diese Prothese muss ich schleunigst wieder loswerden.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Mit den Beißerchen kannst du jedenfalls nicht nach Hause, sonst flippt dein Alter völlig aus.«

    Vivian fing an zu kichern. Und steckte mich damit an. Wenige Augenblicke später japste ich nach Luft. Hysterische Lachanfälle waren unsere Spezialität. Immer wenn irgendwas total schieflief oder wir gerade in einer völlig unpassenden Situation waren, mussten wir lachen. Vivian hatte plötzlich Vampirzähne - das war so absurd, dass wir nicht anders konnten als lachen.
    »Mein Vater würde sagen, das kommt vom Grünzeugfressen«, presste Vivian heraus.
    »Na klar, du siehst eine Frikadelle, und schon machst du lange Zähne!«, gluckste

Weitere Kostenlose Bücher