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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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Vivian ballte kampfeslustig die Faust.
    »Auf geht’s«, sagte ich.
    Wir wollten gerade losgehen, da rollte ein Wagen genau vor unsere Füße. Es war der schwarze Jaguar. Die verdunkelte Scheibe wurde runtergelassen. Vivian hatte nicht gelogen. Er war wirklich ein komischer Kauz. Er sah ein bisschen aus wie Gregory Peck in Wer die Nachtigall stört - nur mit schlechterer Maske, denn die Schatten unter seinen Augen hätten wirklich ein bisschen Make-up vertragen können.
    »Ich bin zutiefst erfreut, Sie zu sehen«, sagte er gestelzt.
    »Hören Sie, was soll der Quatsch?«, fuhr Vivian ihn an. »Sie haben mich und meine Freundin zu Tode erschreckt.«
    »Ich bitte vielmals um Vergebung, wertes Fräulein. Ich kann Ihnen nicht oft genug meine Bestürzung kenntlich
machen, angesichts der Umstände, die ich Ihnen bereitet habe.«
    Es klang total geschwollen, aber ehrlich. Dazu machte er ein zerknirschtes Gesicht. Das nahm Vivian irgendwie den Wind aus den Segeln. »Tja, und jetzt?«
    »Ich würde Ihnen mit Ihrer Erlaubnis gerne mein Anliegen näher erläutern.« Er öffnete die Beifahrertür. »Würden Sie mir die Ehre erweisen und einsteigen?«
    Vivian stand einen Moment unentschlossen da. »Ich steige nie zu Fremden ins Auto, das hat mir meine Mama beigebracht«, sagte sie.
    »Verzeihung, dass ich bisher versäumt habe, mich vorzustellen. Mein Name ist Eduard Canterbury.«
    »Aha«, sagte Vivian und warf mir einen belustigten Blick zu. »Aber meine Freundin kommt mit rein.«
    »Es tut mir außerordentlich leid, aber das Fräulein Freundin müsste bitte einen Moment Geduld aufbringen. Mein Anliegen ist nur für Ihre Ohren bestimmt. Ich versichere Ihnen, es ist nur in Ihrem Interesse.«
    Vivian schaute mich an. Ich nickte ihr zu, und sie verschwand im Wagen. Ich trat von einem Bein aufs andere und stellte mir vor, wie wir gleich am Hafen frühstücken und bei einem starken Kaffee und Rühreiern die unglaubliche Nacht Revue passieren lassen würden. Dann würden wir nach Hause fahren, ich würde in mein Bett fallen und vor dem Einschlafen noch mal die neue Pet-Shop-Boys-Platte hören und mir dabei überlegen, in wen ich mich als Nächstes verlieben könnte, jetzt wo der Backes von meiner Traumprinzliste gestrichen war. Ja, genau das würde ich machen. Ich lächelte.

    Dann stieg Vivian aus dem Auto. Sie sah nachdenklich aus. »Hör zu, Leni …«
    »Was ist denn?«, fragte ich erschrocken. Ich fühlte mich plötzlich wie beim Arzt, wenn man auf die schreckliche Diagnose wartet.
    »Scheint so, als ob ich jetzt tatsächlich ein Vampir bin.«
    »Ha ha«, machte ich, doch Vivian blieb ungewöhnlich ernst. »Wie meinst du das, du bist jetzt tatsächlich ein Vampir?«
    »Na ja«, sagte Vivi, »Ede meint, ich habe keinen Puls und diese schicken Kauwerkzeuge, weil ich nun zur Spezies der nachtaktiven Blutsauger gehöre.«
    »Echt jetzt?«, fragte ich. »So schnell geht das?«
    Sie nickte. »Wenn ein Vampir einem das gesamte Blut bis auf den letzten Tropfen austrinkt, dann wird man auch einer. Wenn Ede mich gebissen und nur ein bisschen Blut getrunken hätte, dann wäre ich jetzt tot. Glück gehabt, was?« Sie lächelte verlegen.
    »Ja«, sagte ich. Das war alles, was mir dazu einfiel. Einen Moment standen meine bleiche beste Freundin und ich in der kalten Hamburger Nacht. Irgendwie war mir noch nicht richtig bewusst geworden, was Vivi da eben gesagt hatte. Doch dann schaltete mein Hirn plötzlich auf Schnelldurchlauf, und ich kam zu dem Schluss, dass es gar nicht so schlimm wäre, wenn Vivian nun tatsächlich ein Vampir wäre, schließlich waren wir schon immer am liebsten nachts unterwegs gewesen. »Und jetzt?«, fragte ich. »Sollen wir noch einen Absacker trinken? Auf den Schreck könnte ich jedenfalls einen Schnaps gebrauchen.«

    Vivian sah mich merkwürdig an, dann schüttelte sie traurig den Kopf. »Leni, das scheint vielleicht etwas spontan, aber ich muss mit Ede mitgehen. Und komme nicht wieder.«
    Ich fing augenblicklich an zu flennen. »Aber eben dachte ich, ich hätte dich für immer verloren, und dann finde ich dich wieder, nachdem ich mein Leben für dich riskiert habe, und dann willst du mich sitzenlassen?«
    »Tja, Leni, ich weiß, das ist total ätzend, aber es geht nicht anders. Leider. Mein Leben und dein Leben sind nach diesem kleinen… äh… Malheur irgendwie nicht mehr kompatibel. Sagt Ede jedenfalls.«
    »Aber wir haben geschworen, niemals auseinanderzugehen!«
    Vivian seufzte. »Ich würde dich ja

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