Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
Vom Netzwerk:
ich.
    »Er wird sich freuen zu hören, dass ich ab jetzt Blutwurst mag.«
    »Hör auf«, keuchte ich, »mir tut der Bauch schon weh.«
    Entfernt hörten wir eine Kirchturmuhr schlagen. Plötzlich hörte Vivian auf zu lachen. »Wie spät ist es?«
    »Halb fünf«, sagte ich.
    Vivian blieb einen Moment ruhig. Dann fragte sie: »Und was, wenn ich ein echter Vampir geworden bin?«
    »Na klar«, prustete ich, »und ich bin die echte Kylie Minogue.« Doch mein Lachen blieb mir angesichts von Vivis versteinerter Miene im Halse stecken.
    »Zähl doch mal zwei und zwei zusammen.«
    Ich biss mir auf die Lippen. Es wäre gelogen gewesen, wenn ich gesagt hätte, dass mir das alles völlig normal vorkam. Und der Professor im Fernsehen hatte ja schließlich auch klipp und klar gesagt, dass es Vampire gab. Aber sollte Vivi tatsächlich … Ich schüttelte mich. Die Vorstellung war zu ungeheuerlich.

    »Leni«, sagte Vivian jetzt mit ihrer typischen Entschlossenheit. »Wir müssen ihn finden. Ich muss wissen, was Mister Schwarz-Weiß hier für ein Spiel spielt. Denn wenn er tatsächlich recht hat mit diesem Unfug«, sie wedelte mit dem Zettel, »dann werde ich bei Sonnenaufgang gegrillt wie ein Spanferkel.«
    Ich wusste, dass Vivi sich nicht davon abbringen lassen würde. »Also gut, meinetwegen«, sagte ich seufzend. »Dann lass mal sehen.« Insgeheim hoffte ich natürlich, dass sich morgen früh alles in Wohlgefallen auflösen würde, und wir bald nur noch lachen würden über die Nacht, in der wir dachten, Vivi wäre ein Vampir geworden.
    Wir schauten auf den Zettel. »Mit Jaguar meint er sich selbst wegen seinem Auto, das ist klar«, sagte Vivian. »Aber was ist mit Adlernest gemeint? Vielleicht hat er sich in eine Fledermaus verwandelt und hockt irgendwo auf einem Baum?« Sie grinste.
    »Sehr witzig«, sagte ich. »Ein bisschen mehr Ernst, wenn ich bitten darf.«
    »Er hatte ein Berliner Kennzeichen«, überlegte Vivian, »also ist er nicht von hier.«
    »Und wo wohnt man, wenn man in einer fremden Stadt ist?«, fragte ich.
    »Im Hotel!«, riefen wir gleichzeitig. Wir liefen bis zur nächsten Telefonzelle, das heißt, ich eierte mehr, denn meine Füße schmerzten ganz schön nach der langen Nacht auf hohen Schuhen. Aber immerhin hatten wir Glück: Das Telefonbuch war noch da.
    »Wir sind einfach total clever, Leni«, lobte Vivian uns.

    »Mal sehen«, sagte ich. »Hotel Zur Sonne, Holiday Inn, Hotel Gerneschön … Was ist das denn für ein blöder Name.« Ich fuhr mit dem Finger weiter das Alphabet zurück. »Hotel Atlantic … hää? Ein Hotel Adler gibt es in Hamburg nicht.« Enttäuscht ließ ich das Buch sinken. »Und was machen wir jetzt?«
    Wir wanderten die Straße entlang und suchten die nächste Bushaltestelle. Katerstimmung machte sich breit. »Das mit den Zähnen war vielleicht nur eine optische Täuschung«, sagte Vivian auf einmal. »Siehst du, sie sind wieder ganz normal.«
    »Was?«, rief ich erstaunt. »Stimmt! Vielleicht haben wir uns das auch nur eingebildet. Du weißt schon, wegen dem Schock.« Ich versuchte fröhlich und überzeugt zu klingen, aber eigentlich war ich kein bisschen beruhigt. Ich hatte die Zähne doch genau gesehen. Und Vivian hatte sie sogar angefasst!
    »Genau. Und dann dieses blöde Kinderrätsel. Der hat uns einfach verarscht«, schimpfte Vivian.
    »Der kann uns mal! Ha, Hotel Adler, so ein Mist. Wahrscheinlich sitzt er im Hotel Gerneschön und holt sich einen runter«, frotzelte ich, aber in dem Moment machte es bei mir auf einmal klick. »Mensch Vivi, ich hab’s. Es gibt in Hamburg ein Hotel Greif!«
    »Hotel Greif?«, wiederholte sie dümmlich.
    »Adler - Greif - du verstehen? Der Adler ist ein Greifvogel! Und in der Mythologie ist ein Greif zumindest zur Hälfte ein Adler.«
    »Woher weißt du denn so was?«
    »Weil ich im Gegensatz zur dir auch gerne mal Dokus
gucke und nicht nur so einen Blödsinn wie Miami Vice . Komm, es ist nicht weit.«
    Ein paar Minuten später standen wir tatsächlich vor dem Hotel Greif. Da wir irgendwie nicht sicher waren, was uns erwartete, verbargen wir uns in einem Gebüsch auf dem Parkplatz gegenüber.
    »Wenn ich es mir recht überlege, bin ich ziemlich sauer auf diesen Scheißkerl«, sagte Vivian. »Wegen ihm muss ich wieder ein Vermögen für die Sonnenbank ausgeben.«
    »Genau. Und ich habe mir wegen dem fast in die Hose gemacht im Park. Und meine Füße bringen mich um von der ganzen Latscherei!«
    »Der wird sich jetzt eine Packung abholen!«

Weitere Kostenlose Bücher