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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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triftiger Grund sei, dem armen Jungen einen Sonderurlaub zu bewilligen. Noch dazu, wo er doch die Reise von seinem Großvater geschenkt bekommen habe.
    Der Herr Direktor kapitulierte. Nicht zuletzt deshalb, weil es zur zweiten Pause geklingelt hatte und er danach Mathe geben mußte. Übrigens in der 11 b.
    »Dann kann ich Ihrer Tochter ja gleich von dem erfreulichen Ergebnis unseres Gesprächs Kenntnis geben.«
    »Bloß nicht«, wehrte Florian erschrocken ab, »die Kinder wissen doch noch nichts davon. Das wird ein Weihnachtsgeschenk.«
    »Ach so.« Der Herr Direktor öffnete eine Schublade und entnahm ihr einen nagelneuen Kalender. »Dann wollen wir mal sehen, um welchen Zeitraum es sich handelt.«
    »Vom vierten Zwoten bis zum fünfundzwanzigsten Zwoten. Das ist ein Samstag. Am darauffolgenden Montag wären die Kinder wieder in der Schule.«
    Der Herr Direktor blätterte. »Hm, dann handelt es sich also um zwei Wochen.«
    »Um drei, Herr Direktor«, korrigierte Florian. Gibt Mathe und kann nicht bis einundzwanzig zählen!
    »Das ist insofern unrichtig, als im Februar eine Woche reguläre Ferien angesetzt worden sind, und zwar während der Karnevalszeit. Mir wurde das erst heute vom Oberschulamt mitgeteilt.«
    »Ist ja prima«, sagte Florian erfreut, »dann versäumen die beiden lediglich zwei Unterrichtswochen, und die müßten sich ohne nennenswerte Schwierigkeiten aufholen lassen, zumal ich dafür sorgen werde, daß sie die notwendigen Schulbücher mitnehmen. Im Prinzip ist es doch wohl gleichgültig, ob sie nun in der Sonne liegen und Stephen King lesen oder Shakespeare.«
    »Das würde ich etwas anders sehen«, meinte der Herr Direktor milde lächelnd, »und Ihre Kinder sicher auch.«
    »Da habe ich mich falsch ausgedrückt«, verbesserte sich Florian schnell, »natürlich kann man die beiden nicht vergleichen. Was ich sagen wollte, war, daß sie ja bestimmt am Strand lesen werden, und da …«
    »… werden sie Mr. King vorziehen. Ich verlasse mich aber auf Ihre Zusicherung, daß auch Wallenstein und der Steppenwolf in die Koffer gepackt werden.«
    »Welcher Wolf?«
    »Der Steppenwolf. Von Hermann Hesse.«
    »Ach so, ja, natürlich«, sagte Florian mit hochrotem Kopf, verabschiedete sich unter vielen Dankesbeteuerungen, ließ sich einen erholsamen Urlaub wünschen und war froh, als er die Tür hinter sich zuziehen konnte. Verdeckt von zwei Regenmänteln, wartete er wieder, bis auch die letzten Nachzügler die Treppe hinaufgetrödelt waren und die Tür zum Lehrerzimmer einen Schwall bücherbepackter Pädagogen ausgespuckt hatte. Die Luft war rein. Fröhlich pfeifend stieg er in sein Auto, fuhr zur nächsten Telefonzelle und rief Karsten an. »Jetzt kannst du fest buchen, ich habe die Gören gerade in der Schule losgeeist.«
    »Gebucht ist schon, da habe ich mich auf dein rhetorisches Talent verlassen, aber du mußt langsam mit den Kohlen rüberkommen. Fünfzehnhundert Anzahlung, der Rest wird erst vier Wochen vor Abflug fällig. Das Geld von Vati habe ich schon.«
    »Meins kriegst du morgen mit der Post. Ich schicke dir einen Scheck.«
    »Ist der auch gedeckt?«
    Aber das bekam Florian nicht mehr mit. Er hatte den Hörer bereits aufgelegt. Wenig später war er unterwegs in die Innenstadt auf der Suche nach T-Shirts und Bermudas, eine Anfang Oktober ziemlich aussichtslose Sache, wie er nach einem längeren Marsch durch mehrere Kaufhäuser feststellen mußte. Na, dann eben nicht. In seinem Schrank lagen noch alte Jeans, da konnte er notfalls die Hosenbeine bis zu den Knien abschneiden. Machte Tobias ja auch immer.

Kapitel 2
    N och nie hatte Florian einem Weihnachtsfest so entgegengefiebert wie in diesem Jahr. Nicht nur, weil ihm endlich einmal die Jagd nach den doch immer verkehrten Geschenken erspart blieb, sondern weil jeder Tag, mit dem Christkindleins Ankunft näher rückte, auch die Wartezeit bis zur Abreise verkürzte. Die erschien ihm ohnehin entsetzlich lang. Mit niemandem konnte er die Vorfreude teilen. Höchstens mit Karsten, und der wimmelte ihn immer ab, sobald Florian im Geschäft auftauchte und um spezielle Auskünfte bat oder Pläne schmieden wollte, was man denn im fernen Afrika so alles unternehmen werde.
    »Lies die Prospekte durch, Flori, kauf dir ’n Tropenhelm oder ein Buschmesser, wenn es dich glücklich macht, aber trampel nicht dauernd hier durch den Laden. Oder zieh dich wenigstens wie ein normaler Mittelstandsbürger an! In deinem Aufzug untergräbst du das Image meines

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