Hüte dich vor Dracula
vor mir, um mich bei lebendigem Leibe und vollem Bewußtsein zu pfählen.
»Will«, flüsterte ich. »Meine Güte, Will - das… das kann doch alles nicht wahr sein!«
»Doch, Geisterjäger, es ist wahr. Ich bin der neue Dracula. Hüte dich vor Dracula. Oft genug hast du die Warnung gehört, du hast sie mißachtet. Jetzt mußt du dafür zahlen, jetzt…«
Und er stieß mit dem Pflock zu!
***
Sie trat nach draußen in die Kälte, ohne sie überhaupt zu spüren. Dagegen war Eve unempfindlich geworden.
Ihre Augen glänzten, sie hatte etwas wahrgenommen, einen bestimmten Geruch.
Menschen und Blut…
Noch sah sie nichts, aber sie spürte zum erstenmal etwas anderes. Ein Gefühl, das sie als Mensch nie so gekannt hatte, wenigstens nicht in der Dunkelheit.
Etwas strömte ihr entgegen. Es war zu vergleichen mit einem langen, ruhigen, nie abreißenden Fluß, der sie umwog und ihr Inneres ausfüllte. Eve, die durch die offene Tür mehr getaumelt als gegangen war, straffte sich plötzlich.
Ihr Blick glitt beinahe zwangsläufig in die Höhe, wo der nicht ganz volle Mond inmitten der Sternenhaufen stand und seine bleichen Strahlen auf die Erde schleuderte. Er war die Quelle der Kraft. Seit alters her gehörte der bleiche Erdtrabant zu den Energiespendern für dämonische Wesen, und die Vampirin ›trank‹ sein fahles Licht.
Sekundenlang stand sie da, den Kopf zurückgelegt, ihr bleiches Gesicht dem Mond entgegengestreckt. Bis sie Schritte hörte!
Vorbei war der herrliche Traum von einer unauslöschbaren Kraft der Energie.
Sie konzentrierte sich auf die Geräusche in der Nähe. Denn sie brachten ihr das Blut.
Mit jedem Schritt kam das ›Blut‹ näher. Es wollte zu ihr, sie spürte auch die Freiwilligkeit.
Langsam drehte sie sich um.
Hoch aufgerichtet stand die Gestalt nur wenige Yards entfernt. Noch rührte sich der Mann nicht, dann streckte er ihr wie bittend die Arme entgegen und flüsterte nur einen Satz:
»Eve, du bist es! Du bist es wirklich!«
Es gab kein Halten mehr für ihn. Jay Goodman lief auf seine Verlobte zu. Seine irre Freude trübte den Blick für die Realität, er umschlang Eve wie ein im Meer Schwimmender den ihm zugeworfenen Rettungsring. Er flüsterte ihren Namen und spürte nicht die Kühle der Haut. Und wenn auch, er schob es der normalen nächtlichen Kälte zu. Jay bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, seine Lippen berührten ihre linke Wange, er suchte ihren Mund und ahnte dabei nicht, in welch tödliche Gefahr er sich begab.
Eve aber hatte darauf gewartet.
Sie winkelte die Arme an und preßte ihre Hände gegen die Brust des jungen Mannes.
Er merkte erst, daß etwas nicht stimmte, als sie ihn zurückstieß. Hart und heftig flog er nach hinten, auf Büsche zu, die sich unter seinem Gewicht bogen, ihn aber in einer bestimmten Stellung hielten.
»E… Eve…«, murmelte er erstaunt.
Sie sprang ihm entgegen. Innerhalb einer Sekunde veränderte sich der Gesichtsausdruck. Er wurde zu einer Wahnsinns-Fratze mit zwei Vampirzähnen und bösen, grausamen Augen. Da hatte sie ihn. Unter dem Druck beider Körper knackten die Zweige weg. Jay Goodman fiel auf den Rücken gegen die weiche Erde, doch den Druck, den spürte er auf sich.
Es war ihr Körper, der wie ein Alp auf ihm hockte. Eve preßte ihm die Knie in den Leib und drückte ihre Hände gegen seine Schultern, damit er sich nicht befreien konnte.
Sie wollte sein Blut, ihr Inneres gierte danach, und Jay konnte nicht einmal einen Hilfeschrei ausstoßen.
Zwei Handbreit trennten Eves Zähne noch vom Hals des Mannes, als plötzlich die Schlange da war.
Sie hatte sie nicht gesehen, aber sie spürte den Angriff, wie sie sich um ihren Hals legte.
Schmerzen wie Flammen schlugen in ihr hoch. Der Kopf drohte zu zerspringen. Die heftige Wucht riß sie zurück. Eve konnte sich nicht mehr halten, sie prallte zu Boden und sah über sich zwei harte Augen in einem asiatisch geschnittenen Gesicht leuchten.
Es war der letzte Eindruck dieser Blutsaugerin. Für sie zerplatzte die Welt, alles veränderte sich, und sie merkte nicht einmal mehr, daß Feuerzungen dort aus dem Hals hervorschossen, wo die Riemen der Dämonenpeitsche sie erwischt hatten.
Brennend rollte ihr Körper zur Seite, während Suko den jungen Mann hochriß und wegschaffte.
Jay Goodman ließ alles mit sich geschehen. Er stand unter einem Schock und hatte nichts begriffen.
Immer wieder stammelte er den Namen seiner Verlobten, die fast nur mehr Asche war.
Suko zog ihn weiter fort, er
Weitere Kostenlose Bücher