Hüte dich vor Dracula
sollte nicht mehr zuschauen können, nur noch warten und auch einige Fragen beantworten. Der Inspektor wollte wissen, wie es seinem Freund John Sinclair in dem Bunker ergangen war und ob er ihn überhaupt betreten hatte.
Dazu kam er nicht mehr, weil jemand anders ihn ablenkte. Es war Marek, den Suko mitgenommen hatte oder hatte mitnehmen müssen, denn er war früher erwacht und hatte sofort festgestellt, daß seine Waffe, der Pflock aus alter Eiche, fehlte.
Suko hatte die Wahrheit nicht mehr für sich behalten können und sie sagen müssen.
Frantisek Marek hatte kaum etwas erwidert und nur gesagt: »Ich fahre mit.«
Jetzt war er da, und er ging allein und auch waffenlos auf die Tür des Bunkers zu…
Die Pflockspitze raste auf mein Herz zu, sie hätte mich auch durchbohrt — wenn ich liegengeblieben wäre.
Mit dieser Waffe näherte sich auch der Oberkörper des ehemaligen Kommissars und geriet dadurch in die Schußrichtung der Beretta. Wenn Reva jetzt abdrückte, würde sie Mallmann mit einer Silberkugel erwischen. Darauf setzte ich meine Hoffnung.
Meine Knie rasten hoch, trafen den Leib des Blutsaugers und wühlten sich förmlich hinein.
Irgendwo knackte etwas, ich hoffte, daß es nicht meine Knie waren, aber Mallmanns Pflock tanzte förmlich über meine Brust hinweg, bevor der Vampir durch den harten Gegendruck nach hinten flog und durch seine wilde Handbewegung Reva mitriß.
Ich schnellte hoch.
In diesen entscheidenden Augenblicken sah ich rot. Ich verwandelte mich in ein Wesen, das nur darauf bedacht war, zu überleben, trotzdem aber nicht die Übersicht verlor.
Ich hechtete auf Reva zu. Sie, mit ihrer Waffe, war am gefährlichsten. Mein Ellbogenstoß schmetterte unter ihr Kinn.
Sie rutschte weiter, während Mallmann schrie und mich von hinten angriff.
Ich sah es nicht, ich spürte es und wirbelte herum, während meine rechte Hand sich in Richtung Bolzenpistole bewegte. Da flog die Tür auf.
Marek stand plötzlich da!
Breitbeinig, aber waffenlos.
Er sagte nur einen Satz. »Ich will meinen Pflock zurückhaben, verdammter Blutsauger!«
***
Nicht nur ich war von Mareks Erscheinen überrascht worden, den Vampiren ging es nicht anders. Selbst die Blutsauger mit ihren Zeichen auf der Stirn blieben im Hintergrund und trafen keinerlei Anstalten, einzugreifen.
Die Situation schien eingefroren zu sein, und Marek zeigte nicht die Spur von Angst. Er übernahm wieder das Kommando.
»Gib den Pflock zurück, Mallmann!«
Ein Zittern lief durch die Gestalt des Blutsaugers, während ich vorsichtig die Bolzenpistole aus dem Gürtel zog und sie allmählich in Revas Richtung drehte.
»Da hast du ihn!« brüllte der Vampir.
Er hechtete auf Marek zu, wollte ihm den Pfahl nicht geben, sondern in die Brust rammen, aber er hatte den alten Rumänen unterschätzt. Auch ich staunte in diesem Augenblick, wie Marek sich bückte, nicht vorlief und den anstürmenden Blutsauger mit einem schulmäßig angesetzten Schulterwurf über den Rücken schleuderte, wobei der Blutsauger zu Boden krachte und sich sein langer Umhang wie eine ausgebreitete Decke über den Rücken legte.
Da riß ihm Marek den Pflock aus den Händen, und an der Tür erschien Suko. Reva schoß.
Sie hatte nicht auf mich gezielt. Mit einem Reflex hatte sie auf die Tür gehalten, wo sich Suko zeigte.
Ich hörte seinen Schrei, als er zusammenzuckte und rückwärts taumelte, wobei er aus meinem Blickfeld verschwand.
Reva war unberechenbar geworden. Sie wollte auch mich erledigen, diesmal war ich jedoch schneller.
Ich drückte ab, hörte das puffende Geräusch, als die Preßluft den Eichenbolzen aus dem Mündungsloch trieb.
Reva zuckte zusammen.
Ich hatte sie erwischt. Wo genau, war nicht zu sehen, jedenfalls ließ sie die Silberkugel-Baretta fallen. Dann drehte sie sich um und rannte zum Ausgang hin.
Ihr Heulen hallte durch den Bunker. Es war wie ein Zeichen für die Helfer.
Sie stürzten herbei.
Aus dem Hintergrund kamen die schrecklichen Gestalten wie tanzende Puppen, umschmeichelt vom Spiel der Flammen. Sie stemmten sich uns als mörderische Woge entgegen, wobei wir uns nicht mehr um Mallmann und Reva kümmern konnten.
Auch der Nachfolger Draculas wußte, was seine Stunde geschlagen hatte. Während sich Marek auf seinen Eichenpflock verließ und sich zudem mit meinem Silberdolch bewaffnete, um zusammen mit mir gegen die Brut zu kämpfen, konnten Mallmann und Reva durch die offene Tür entwischen und in die Dunkelheit des Parks eintauchen, die sie
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