Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
darüber wissen könntest, wenn du damals mit ihr geredet hättest, statt deine Hosen zu nehmen und … «
»Halt's Maul!« Es gehörte nicht gerade zu Karls Lieblingserinnerungen, als er damals mit Doria geschlafen hatte. »Jemand redet zuviel. Außerdem … «
»Du hältst das Maul, wenn du nicht weißt, wovon du redest. Verstanden?« Walter sah ihn wütend an. »Wie ich eben sagte, überleg mal: Vielleicht, aber nur vielleicht, ist es völlig in Ordnung, wenn eine Frau – oder auch ein Mann – Sex mit jemandem hat, den sie aus irgendwelchen Gründen mag, die nur ihre sind, nicht deine. Und nicht weil es eine Belohnung ist, sondern einfach, weil sie dazu Lust hat!«
»Ach ja?« Er rieb sich die Augen. Es war … verwirrend. Für sein Karl-Ich klang es vernünftig, sogar einleuchtend. Aber für Barak war es absurd. Schlimmer – unmoralisch und …
»Wenn du also an Doria als Mensch denkst, nicht als öffentliche Einrichtung, wirst du dich nicht wieder so idiotisch aufführen.« Walter lächelte. »Jedenfalls nicht darüber.«
»Vielen Dank.« Er legte so viel Zynismus, wie er nur konnte, in seine Stimme. »Aber ich erinnere mich nicht, daß ich dich gebeten hätte, herzukommen und mir vorzuhalten, was für ein dummes Schwein ich bin. Warum läßt du mich nicht in Ruhe?«
Der Dieb dachte einen Augenblick nach. »Zwei Gründe. Einen stelle ich für jetzt zurück, aber der andere … ist irgendwie kompliziert. Ein Teil ist, daß ich dir etwas schuldig bin. Ich bin zwar immer wieder bewußtlos geworden, habe aber mitbekommen, daß du einen dieser Bastarde aufgehalten hast, der hinter meinem Blut her war.« Walter strich sich über die Stelle der Schulter, wo das Messer gesteckt hatte. Sogar die Narbe war inzwischen verschwunden.
»Aber hauptsächlich tue ich es, weil ich glaube, daß verdammt viel in dir steckt. Benutze das, dann kannst du ein ganz prima Mensch sein, Karl Cullinane.«
Barak lächelte. »Und wenn nicht?«
»Hängt von der Situation ab.« Walters Lächeln war eisig. »Mir liegt etwas an Doria. Vielleicht kann ich dich in einem fairen Kampf nicht besiegen, aber, wenn du ihr noch ein einziges Mal so weh tust – dann sei verdammt vorsichtig und dreh mir nie den Rücken zu. Niemals. Verstanden, mein Freund?« Da war keine Spur von Sarkasmus in seiner Stimme.
Barak schüttelte den Kopf. Er verstand Walter nicht, hatte ihn noch nie verstanden. Der Footballheld Walter Slowotski konnte jede Frau an der Universität haben – hatte auch oft eine. Aber warum Doria?
»Warum Doria?« , w iederholte Walter seine Gedanken. »Ich sage dir, wir müssen diese Pokerpartie machen, wenn wir zu Hause sind.« Er lachte, wurde aber gleich wieder ernst. »Weil ich mehr von ihr weiß als du – erinnere mich daran, wenn ich mal wieder in Stimmung bin, Vertrauen zu mißbrauchen.«
»Wie wäre es mit jetzt?«
»Na ja … « Walter zuckte mit den Achseln. »Wenn du kapierst, daß du dein Maul halten … «
»Ach, da bist du ja, Walter, Ich – oh.« Andy-Andys Stimme brach ab, als hätte sie jemand ausgeschaltet. Wahrscheinlich hatten sich ihre Augen von den erleuchteten Kabinen unten noch nicht umgestellt gehabt, so daß sie Hakims helle Haut und die weißen Hosen entdeckte, ehe sie Barak im Schatten, in die dunkle Decke gehüllt, gesehen hatte.
Walter schickte sie mit einer Handbewegung weg. »Ich bin gleich unten.«
»Dann hast du es ihm gesagt – nein, wie konntest du!«
»Was soll er mir gesagt haben?« fragte Barak.
Sie war barfuß und trug nur ein lose gegürtetes Gewand aus Seide, wahrscheinlich von Ganness ausgeliehen. Ihr langes Haar war in Unordnung, als hätte sie geschlafen. Oder nicht geschlafen. »Was wolltest du mir sagen, Walter?«
Der Dieb antwortete ganz ruhig: »Ich habe dir nichts zu sagen, Karl.« Dann trat er einen Schritt zurück. »Beruhige dich.«
»Ich sagte, was wolltest du mir sagen?«
Sie schaute ihn wütend an. »Ich gehöre dir nicht, Karl. Ich kann … «
»Halt die Klappe!« Walter zeigte mit dem Daumen auf Barak. »Du mußt ihn nicht mit der Nase draufstoßen. Jetzt geh wieder unter Deck, bitte.«
Barak trat von der Reling zurück und verlegte sein Gewicht auf die Ballen. Platz war genug … »Ja, bitte, tu das«, sagte er und ließ den Dieb nicht aus den Augen. Paß auf seinen Nabel auf. Dort ist immer der Schwerpunkt. Er kann dich nicht überlisten, wenn du ihn nicht läßt. »Du wolltest mir also schonend beibringen, daß du mit ihr geschlafen hast, ja? Das ganze
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