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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
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Amarna, Aton
      
    Barak stand allein am Bug und stützte sich auf die Reling. Sternenlicht schimmerte auf dem flachen, schwarzen Wasser vor ihm. Ab und zu schlug ihm eine kühle Gischtwolke ins Gesicht.
    Er band einen kleinen Wasserschlauch von der Reling und nahm einen Schluck des nach Leder schmeckenden Wassers, um den Mund auszuspülen. Es half nicht viel; er hatte immer noch den Geschmack von Erbrochenem auf der Zunge. Langsam kam er wieder ins Lot, wenn er auch nicht wußte, warum. Die ersten beiden Tage an Bord der Ganness' Stolz waren ein ständiger Kampf gegen die Übelkeit gewesen – warum, zum Teufel, mußte er der einzige von allen sein, der seekrank wurde?
    Langsam wurde es etwas besser. Seine Beine hatten den Rhythmus des schwankenden Decks aufgenommen, und sein Magen hatte sich daran gewöhnt. Zwar hatte er immer noch keinen Appetit auf etwas anderes als Wasser, doch er konnte sich vor dem Erbrechen schützen, wenn er die Augen fest auf den Horizont gerichtet hielt. Schlafen war unmöglich – mit Ausnahme einiger kurzer Nickerchen – , ein kurzer Schlaf war eine beinahe sichere Herausforderung zum Kampf gegen das trockene Würgen.
    Er massierte sich den Nacken. Es könnte schlimmer sein; er hätte tot sein können. Wenigstens war er eine Zeitlang allein, soweit das eben möglich war. Der Bug des Schiffes war lang und schlank. Er konnte die scharrenden Füße auf Deck ignorieren und einfach das Licht der Sterne betrachten.
    Hinter ihm erklangen Schritte. Füße in Sandalen, die schwerfällig stampften.
    »Willst du mich über Bord werfen, Walter?«
    Der Dieb lachte. »Wenn ich es recht sehe, wäre dir das gestern oder vorgestern noch als ein Liebesdienst vorgekommen – vielleicht auch noch anderen außer dir. Ander rerseits verdanke ich dir mein Leben. Hältst du es für einen fairen Handel, wenn wir deine Blödheit vergessen, Karl?«
    Der Name wurde gerade ein bißchen mehr betont. Er tat so, als merkte er es nicht. »Wenigstens redest du mit mir. Die einzigen Worte, die ich von den anderen während der zwei Tage, die wir auf diesem Mistkahn sind, waren: › Kotz mich bloß nicht voll! ‹ « Er zitterte und hob die Decke zwischen seinen Beinen auf und legte sie sich um die Schultern. Noch eine Nacht auf Deck schlafen – beziehungsweise, nicht schlafen … aber immer noch besser, als das eisige Schweigen seiner sogenannten Freunde ertragen zu müssen.
    Walter stellte sich neben ihn und leistete ihm beim Hinausstarren auf den Zirrischen See Gesellschaft. Er trug wieder seine normale Kleidung – die fehlende Kleidung – ; aber die Kühle, die über das Wasser kam, schien er nicht zu spüren. »Du kommst gut weg, Karl. Du hast einen Blödsinn gemacht – eigentlich zwei, wenn Ahira nicht übertrieben hat, als er erzählte, daß du während des Kampfes versucht hast, dich zu unterhalten.«
    »Hat er nicht. Ich wußte auch, daß es falsch war. Es war nur, daß … «
    »Du hast dich einfach wie Karl Cullinane benommen, statt dessen hättest du Barak sein müssen. Wenn das für dich irgendeinen Sinn ergibt?« Walter zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe, es tut es. Ich glaube, daß das auch … Jason das Leben gekostet hat.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Bist du sicher, daß er tot ist?«
    »Ja doch! Ich habe seine Schreie gehört, als ich weggelaufen bin.«
    Walter lief es kalt über den Rücken. »Ich hoffe zu Gott, daß er tot ist. Wir haben Glück, wenn er der einzige von uns ist, der stirbt, ehe wir das Tor erreichen.«
    »Wenn wir das Tor erreichen.«
    »Stimmt.« Walter holte ein Stück Dörrfleisch und riß es auseinander. »Kau das langsam.« Er steckte sich die andere Hälfte in den Mund.
    »Danke.« Eigentlich schmeckte es nicht übel. Eine Art zähes Leder; aber der Geschmack war gut und merkwürdig süßlich, erinnerte irgendwie an Kaugummi. Kaum gesalzen – den Gedanken unterdrückte er sofort; nur die Vorstellung von Salz schnürte ihm schon die Kehle zu. »Aber du hast nicht die richtige Frage gestellt.«
    »Ich habe überhaupt nichts gefragt – aber was ist denn deiner Meinung nach die richtige Frage?«
    »Versuch's mal so: Sollen wir versuchen, das Tor zu finden?« Er spürte Walters erstaunte Blicke und drehte sich um. Der kleine Mann sah ihn fragend an. »Oder ist dir dieser Gedanke noch nie gekommen?«
    Schulterzucken. »Doch, schon – besonders vor etwa einer Stunde – aber lassen wir das. Sag mir: Wie steht's mit deinen Zähnen?«
    Barak schaute ihn wegen dieser

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