Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
merkwürdigen Schlußfolgerung verblüfft an. »Was?«
»Deine Zähne, deine Zähne. Du weißt schon, diese Dinger, mit denen du kaust. Wie steht's damit?«
»Na, gut, aber – aha.« Er nickte.
»Richtig. Die einzige Zahnmedizin, die sie hier haben, sind Zaubersprüche eines Klerikers. Und das kommt mit der Zeit teuer. Magie ist nicht so verbreitet. Ich habe ein paar der Seeleute ausgefragt. Es gibt einen – einen – Kleriker in Lundeport, und er klingt nach B-Klasse, wie sie ihn geschildert haben. In Pandathaway soll es allerdings anders sein, wie ich gehört habe. Aber auch dort werden Magier und Kleriker kaum auf den Bäumen wachsen.« Er seufzte. »Wenn du dich also zum Bleiben entschließt, kannst du dich, unter anderem, von Medizin und Zahnmedizin verabschieden. Ich wette, daß dir in ein paar Jahren die Zähne aus dem Mund herausfaulen werden.«
»Unter anderem? Wie zum Beispiel Football?« Er lachte. »Bist du so erpicht drauf, noch weitere Quarterbacks in den Boden zu stampfen?«
»Ja, auch Football. Außerdem noch relativ sichere Häuser und Straßen – die kannst du auch vergessen, wenn du hierbleibst. Und du wirst keinen anderen Beruf finden als den, Leute zusammenzuhauen. Und du kannst wahrscheinlich nicht damit rechnen, sehr alt zu werden.« Er legte den Kopf auf die Seite. »Du magst ja ein Hochleistungsschwertkämpfer sein, mein Freund, aber eines Tages wirst du auf einen stoßen, der noch besser ist – oder mehr Glück hat – als du, wenn du diesem Beruf treu bleibst.«
Barak seufzte. Walter hatte natürlich recht. Er stellte sich nur quer, weil die anderen ihn mieden, weil er so zu Doria gesprochen hatte. Dabei war sie … Nicht ablenken. Erinnere dich an den Gestank des brennenden Fleisches des Soldaten! Er rümpfte die Nase. »Ich hatte da drüben eigentlich nicht viel, was man als Beruf bezeichnen könnte. Andy hatte recht: Ich war immer ein Dilettant.« Er hörte auf zu sprechen und kaute weiter langsam auf dem Dörrfleisch, wobei er den Protest seines Magens ignorierte. »Sie redet auch nicht mit mir. Ich glaube, sie gibt mir die Schuld, daß sie in dieser Sache mit drinsteckt.«
»Da könntest du recht haben.« Walter biß noch einmal ab und warf dann den Rest des Dörrfleisches über Bord. »Ich glaube auch nicht, daß Doria besonders begeistert von dir ist. Sie versteht es nicht.«
Er fuhr auf. »Und du?«
»Ich glaube schon. Ich bin nicht so sicher, daß Blödheit dein Fehler ist; obwohl du verdammt noch mal verantwortlich bist.« Walter schüttelte langsam den Kopf. »Wenn du über die sexuellen Gewohnheiten einer Frau redest, Karl, ist es nicht gerade nett, sie hinzustellen, als wäre sie eine … öffentliche Einrichtung. Das hättest du noch vor einer Woche oder so auf der anderen Seite nie getan. Ich hoffe, du kommst bald darüber hinweg.«
»Wovon, zum Teufel, redest du eigentlich?« Er gab sich keine Mühe, die Verärgerung in seiner Stimme zu unterdrücken. Vielleicht war es besser, ignoriert zu werden, als daß dauernd einer an ihm herumnörgelte. Ein Dieb nörgelte an ihm herum, der auch nicht die leiseste Ahnung hatte, wie es war, ein Krieger zu sein. Dieser dämliche …
»Erinnere mich, daß ich mal mit dir spiele. Ich wünschte, ich hätte Docs Brief so leicht lesen können wie dein Gesicht.« Er scharrte mit den Sandalen auf dem Deck. »Dein Problem, Karl, ist, daß du zuviel Zeit damit verbringst, wie ein Krieger zu denken. › Für einen Krieger ist alles Heraus forderung oder Belohnung ‹ – stimmt's?«
»Das stimmt.«
»Einschließlich – sagen wir – einer Frau?«
»Also, warte mal … «
»Du wartest und läßt mich ausreden. Wenn eine Frau das eine oder andere sein soll, spricht doch viel dafür, daß sie keine Herausforderung ist, oder? Wenn jeder sie haben kann – das trifft zwar auf keine Frau zu, die ich kenne, aber lassen wir das – , dann ist sie auch nicht gerade eine Belohnung. Was? Ich habe dich nicht verstanden?«
»Warum läßt du mich nicht einfach in Ruhe?« Wenn nicht, konnte Barak ihn wie einen Zweig zerbrechen. Er warf einen schnellen Blick auf den Gürtel des anderen. Walter trug nicht einmal seine Messer.
Das erinnert mich – er drehte sich um und vergewisserte sich, daß sein Schwert noch am Vordermast festgebunden war. Es hing dort, beruhigenderweise.
Walter fuhr fort, als wäre er nicht unterbrochen worden. »Ich spreche jetzt nicht von Doria. Sie hat Probleme. Die dich aber gar nichts angehen – obwohl du mehr
Weitere Kostenlose Bücher