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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
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den Karl aber mit Kopfschütteln ablehnte. »Karl? Was sollen wir denn bloß machen?«
    Karl zuckte mit den Achseln und brachte seine Stute zum Traben. »Wir gehen nach Hause. Dann werden wir tun, was wir können.« Und ich werde bis ins Grab das Schuldgefühl mit mir herumschleppen, daß all das nicht passiert wäre, hätte ich Ellegon nicht befreit oder Ohlmin besiegt. Wenn ich es gewußt hätte – hätte ich dann Ellegon in der Jauchegrube angekettet gelassen? Oder hätte ich den Rest meines Lebens lieber damit gelebt?
    »Und was ist das?« fragte Walter. Seine Stimme drang zu ihm nach vorne.
    Karl antwortete nicht. Es war nicht der Tag, um Antworten zu geben.

Kapitel vierzehn
Das Labyrinth
       
    Von hinnen, verabscheuungswürdige Melancholie,
    geboren aus Zerberus und schwärzester Mitternacht.
    Verloren in stygischer Höhle
    inmitten grausiger Formen und Schreien
    und scheußlicher Anblicke.
    John Milton
     
    Vor ihnen ragte Bremon auf, ein zerklüftetes Felsmassiv, das die Hälfte des Mittagshimmels verdeckte.
    Ahira fuhr den offenen Wagen und fluchte leise vor sich hin. Der verdammte Berg stand immer vor ihnen, obwohl der Eingang laut der Karte, die Oreen ihm gezeigt hatte und die er im Kopf hatte, ganz in der Nähe sein mußte. Vielleicht würde die grobe Skizze, die er gemacht hatte, die Abweichung zeigen; aber die waren zusammen mit den anderen Vorräten durch die Sklavenhändler verloren gegangen.
    Nein, das war es nicht! Oreens Karte sah er ganz deutlich vor sich. Es lag nur daran, daß der Bremon zu groß war, zu massiv, zu sanft geschwungen, um eine klare Kante zu zeigen, eine deutlich markierte Basis.
    Neben ihm saß Hakim und schaute auf ihn herab. »Sind wir da?« fragte er erst zum dreißigstenmal an diesem Morgen.
    Ahira zog die Zügel an. Die beiden Pferde vor dem Wagen blieben auf dem sanft ansteigenden Weg Stehen.
    »D u kleines Miststück!« schrie Andrea. Ahira drehte sich um und sah, daß sie nur mühsam ihr Gespann zum Anhalten brachte. Ihre Zugpferde blieben nur eine Handbreit hinter seinem Wagen stehen. »Ihr bleibt hier stehen!« Sie sprang von dem hohen Sitz ihres Wagens und kam durch das kniehohe, goldene Gras auf ihn zu.
    »Entschuldigung«, sagte Hakim. »Mir ist gerade eingefallen, daß ich etwas mit Ari besprechen muß.« Wie der Wind war er verschwunden und ging auf der anderen Seite des Wagens zurück, damit er Andrea nicht begegnete, und verschwand in einem anderen Wagen.
    Ahira nahm es ihm nicht übel, daß er den Vorwand, mit dem Magier sprechen zu müssen, erfunden hatte, auch nicht, daß Karl sein Pferd angetrieben hatte, nach vorn zu traben und den Wagen hinter sich zu lassen. Diese Ausbrüche wurden immer üblicher.
    Ich kann es ihr wirklich nicht übel nehmen; aber ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Vielleicht wäre es am besten, wenn ich das Kommando über die Gruppe an Karl abgeben würde. Nein, das würde auch nichts helfen. Karl und Hakim hatten Glück gehabt – aber es war falsch gewesen, was sie getan hatten.
    Als Andrea sich vor ihm aufbaute, rieb er sich mit den Daumen die Augen und ließ dann die Hände sinken. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
    Sie warf die Arme hoch. »Wie oft habe ich dich schon gebeten – höflich, möchte ich betonen – , mir vorher Bescheid zu sagen, wenn du anhältst? Willst du wirklich, daß mein Gespann hinten auf deine mickrige Hundepost raufklettert?«
    Ihr Gesicht war gerötet. Ahira verschluckte eine heftige Antwort und hob die Hand. »Nun beruhige dich doch, bitte.« Wenn du dir so schreckliche Sorgen über mein plötzliches Anhalten machst, warum bleibst du dann nicht einfach ein paar Schritte zurück? Es war doch offensichtlich, daß sie ich-und-mein-Schatten mit seinem Wagen spielte, aus einem unbewußten Verlangen heraus, sie alle anzutreiben, um dieser Welt hier zu entkommen und wieder zu Hause zu sein. »Es tut mir leid«, sagte er. »Meine Schuld – es ist bloß, daß … «
    Er versuchte, seine Stimme ruhig zu halten; aber das machte sie nur noch wütender. »Du brauchst mich gar nicht so gönnerhaft zu behandeln«, sagte sie mit weißen Lippen.. »Ich habe genug zu tun, diese sturen, dämlichen Pferde zu lenken … «
    »Ich habe ja nur gesagt … «
    » … mit denen ich die meiste Zeit nur kämpfe. Sie müssen mir vertrauen, wissen, daß ich sie nicht in etwas führe, das … «
    »Nein. Tun. Sie. Nicht!« Ahira betonte alle vier Wörter, indem er mit der Faust auf den Sitz schlug. Dann sprang er

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